Die Herausforderung eines Auto-Polygamisten

Danke an Patrick für die Inspiration zum Titel! :-)

Habt Ihr einen eigenen Wagen? Lucky you! Ich besass nie einen eigenen Wagen, konnte sogar bis knapp Dreissig nicht mal einen Wagen lenken (dürfen und auch können!).

Irgendwann 1992 wollte ich demnächst die USA besuchen und das ging ohne Wagen ja nicht wirklich gut. Also nahm ich brav meine Fahrstunden und erhielt viele Stunden und Franken später die Bewilligung, ab dem 1.6.1993 ein Auto oder ähnliches Ding zu lenken. An meiner Fahrprüfung sass ich das letzte Mal auf der Fahrerseite eines geschalteten Wagens.

Seither fahre ich vor allem viele Kilometer in den USA und Canada in Mietwagen aller Firmen, Farben und Formen. Natürlich Automaten, geht ja viel einfacher. In der Schweiz fahre ich gelegentlich Mobility-Fahrzeuge, natürlich auch Automaten. Vermutlich verlernt man das Fahren in einem geschalteten Wagen nicht, aber ich konzentriere mich lieber auf den Verkehr, als auf Kupplung und Schaltknüppel.

Was mir allerdings immer noch Bauchschmerzen macht, sind die Bedienkonzepte – neudeutsch auch User-Interfaces genannt – der verschiedenen Fahrzeuge und Hersteller. Nachstehend eine kleine Liste meiner problematischten Fälle. Man darf gerne (über mich) lachen! :-)

Fahrzeugwahl 1

Auf einem meiner ersten Trips alleine in die USA flog ich nach San Diego und ging dort meinen Mietwagen bei Avis abholen. Die Bediensteten waren nett und fragten mich, ob es ok sei, wenn sie mir einen «Convertible» gäben. Ich nickte nur und fragte mich dann unterwegs im Bus zum Parkfeld plötzlich, was um Himmels willen ein «Convertible» sei. Ich fürchtete erst, es sei ein geschalteter Wagen, aber es war ein wunderschöner, roter Pontiac Firebird mit einem weissen Verdeck. Ich zupfte dann lange an der Verriegelung und getraute mich schlussendlich nicht, das Verdeck zu öffnen. Zu gross war meine Angst, dass es unmittelbar nach dem Öffnen zu regnen begänne und ich es nicht mehr zubringen würde. Murphy ist manchmal auch nur ein böser Schatten und ich ein Feigling ;-)

Fahrzeugwahl 2

In Los Angeles kam ich Abends spät nach einer langen Anreise hundemüde an und durfte bei National meinen Wagen selber aussuchen. Der gewählte Chevy Aveo stellte sich aber als Reinfall heraus. Keine elektrischen Fensterheber (!), keine Zentralverriegelung (!!), keine Klimaanlage (!!!)  und ob er eine Cruise Control hatte, habe ich nicht mal versucht rauszufinden. Der Tausch gegen einen Hyundai Sonata am Folgetag war dann auch nicht ohne.

Mietwagen am Strand von Huntington Beach, California

Fahrzeugwahl 3

In San Francisco hatte ich einen Convertible (Cabriolet) gemietet. Natürlich war es ein tolles Wochenende mit super Wetter und irgend ein Feiertag, also kamen die Fahrzeuge (gem. dem Angestellten) leider nicht rechtzeitig zurück. Da es mir nicht so wichtig war, wollte ich ein anderes Fahrzeug. Man wies mich zum Parkhaus und dort sollte ich mir eines auslesen. WTF! Alles so Dinger mit vier Rädern und einem Lenkrad, in Farben und Formen. Woher soll ich nun wissen, was ein gutes Auto ist? Der Angestellte vor Ort wollte mich nur zögernd beraten. Irgendwann platzte mir der Kragen und ich meinte nur, ich wolle ein komfortables Auto mit genügend Platz für mich. Er nannte dann einen Markennamen, was mir nicht weiterhalf, da ich einen Buick Century nicht von einem Marvel Toycar unterscheiden kann. Der arme Mann wirkte etwas verzweifelt (ob mir) und brachte mich dann zu einem Dodge Charger SXT.

Bedienkonzepte fester Anlagen

  • Tanken ist ja allgemein kein Problem, ausser, dass man bei einem Mietwagen meist beim ersten Tanken nicht mehr weiss, ob der Deckel jetzt links oder rechts ist.
  • Tanken ist auch kein Problem, ausser wenn man das erste Mal (1992) in den USA ist und die Bedienung darauf besteht, dass man den Betrag, welcher zu Tanken sei, nennen müsse. Wir einigten uns auf 20$, welche auf meiner Kreditkarte landeten. Natürlich passten nur rund 10 Gallonen in die Karre, das gab damals rund 13$. Ich dachte, der Rest sei verloren und war dann erstaunt, als ich die Differenz in Cash herausbekam.
    Grössere Diskussionen lösten wir dämlichen Europäer dann aus, als wir im tiefsten Louisiana fragten, wie viele Liter denn in so eine Gallone passen täten. Das halbe Restaurant, das an die Tankstelle angebaut war, kratzte sich fragend am Kopf und wir sahen erst beim rausgehen, dass in der Kühltruhe viele 1.5L-PET-Flaschen waren ;-)
  • Tanken ist auch allgemein kein Problem, ausser wenn beim Durchziehen der Kreditkarte nach dem ZIP-Code gefragt wird. Da gehen meist nur die fünfstelligen US-Postleitzahlen. Manchmal kann man das Terminal mit einem beherzten 00000 überreden, sonst bleibt nur der Gang ins Office.
  • Tanken geht meist auch gut, wenn man beherzt nach dem Griff des Schlauches greift, ausser es sei in Oregon. Dort wird man sehr schnell und empört von einem Angestellten darauf hingewiesen, dass hier Tanken nur durch Fachleute erlaubt ist (mindestens bis vor kurzem).
  • Tanken, auch bedient, klappt hervorragend und man kann den Ölstand gleich noch ablesen lassen. Wenn der Pickup-Truck mit dem Camperaufsatz aber 35 Gallonen (rund 125 Liter) geschluckt hat und immer noch nicht genug hat, kann es sein, dass der Angestellte nervös unter den Wagen schaut. «No» war die Antwort auf seine Frage: «Did you ride in on your last smoke?», da passten noch 15 Liter mehr rein.

Bedienkonzepte mobiler Anlagen (Autos)

Mit Autos wechselnder Hersteller hatte ich schon mehrmals meine liebe Mühe. Eine kleine Zusammenstellung.

  • Der Druck auf den Lichtschalter beim Spiegel in der dunklen Garage in San Francisco, welcher umgehend zu einem Sprechverkehr mit einer netten Dame vom Notfalldienst endete. Es war nachher aber immer noch dunkel im Wagen.
  • Das Hupkonzert um fünf Uhr früh  in West Yellowstone nach dem Druck auf den Türöffner am Schlüsselbund, welchen ich verkehrt in den Händen hielt. Und die verzweifelte Suche nach dem Rückstellknopf des Alarms. Es war nochmals der rote Alarmknopf.
  • Die Panik in einem PT Cruiser beim Verlassen der Mietstation in Toronto, als ich nicht herausfand, wo die verflixten Fensterheber in dem Ding angebracht waren. Ich reichte dem Angestellten die Wagenpapiere durch die leicht geöffnete Türe. Er meinte dann, ich solle mal an der Mittelkonsole unter dem Radio gucken. Da waren sie dann auch. Dass man die Retro-Konsole des Fahrzeugs schlecht ablesen kann, war nur die Bestätigung, dass man den Wagentyp meiden sollte. Natürlich auch die scherzende Rückfrage des kanadischen Cou-Cou-Cousins, ob man denn in der Midlife-Crisis sei! ;-)
  • Das Gefühl beim ersten Mal einsteigen in einen Mobility-Wagen, wenn man den Schlüssel nicht findet. Weder im Handschuhfach, noch im Aschenbecher. Und man dann merkt, dass man nur noch einen Start-Knopf drücken muss.
  • Das Gefühl, wenn man in so einen Wagen einsteigt und dann den Starterknopf bedient. Und zwar ein voluminöser Bildschirm zum Leben erwacht (bootet) und viele andere Lämpchen zu leuchten beginnen, aber kein Motorengeräusch ertönt. Wenn man dann nach zwei weiteren erfolglosen Versuchen den Rückwärtsgang einlegt und vorsichtig Gas gibt und es fährt! Und nach weiteren Metern vorwärts Gas gibt und plötzlich doch Motorengeräusch ertönt und man dann merkt, aha, das ist also ein Hybrid-Wagen ;-)
  • Oder wenn man an der Tanke (richtige Seite, ausnahmsweise) aussteigt und die Mobility-Kiste vorschriftsgemäss auffüllen will. Und den Tankdeckel nicht aufkriegt. Dann verzweifelt im Auto einen Auslöse-Taster für den Tankdeckel sucht und trotzdem keinen findet. Schliesslich das Handbuch zu Rate zieht. Nur um festzustellen, dass man einfach auf der Fahrerseite die Türe offenlassen muss um dann mit einem leichten Druck auf den Tankdeckel dessen Verriegelung aufschnappen zu lassen! WTF!
  • Aber auch wenn man denkt, man hätte das Prinzip der Cruise-Control (Tempomat) begriffen und beim Verlassen der 50er-Zone Gas gibt und man einfach nicht schneller wird, bis man wie ein Ochse auf das Gas drückt. Nur um irgendwann festzustellen, dass es da nicht nur eine Cruise-Control gibt, sondern auch einen Begrenzer (praktisches Ding), den man allerdings nur nach einem Studium des Handbuchs wieder abschalten kann.
  • Oder zu guter Letzt (nein, ich hätte schon noch ein paar… aber lassen wir's), wenn man den Kofferraum öffnen will und sich beim Ertasten des Öffnungsknopfs an der Unterkante der Heckklappe am VW Golf VII Variant DSG nur schmutzige Finger holt. Und schlussendlich den Servicedienst von Mobility anruft, um dort zu erfahren, dass man auch nicht in der Mitte des Logos, sondern oben (12 Uhr) hinein drücken müsse. 
    Heckklappe des Golf Combi, welche ich nur nach Hilfe aufbrachte

Urs | Sonntag 19 Februar 2017 - 9:51 pm | | default | Ein Kommentar

Treberwurst-Essen mit der Gruppe Ro

Ich versuche mich gerade zu erinnern, wann wir das erste mal Treberwurst-Essen waren?

Auf jeden Fall war es heute wieder so weit und ich habe, wie in dem Kurzbeitrag von 2006 auch diesmal wieder am Donnerstag und Freitag Ferien bezogen.

Der Anlass in Ligerz, welchen jeweils Kollege Jörg organisiert, findet schon etliche Jahre statt, vermutlich erstmals irgendwann 2002. Auf jeden Fall finde ich ich im Handelsregister den Eintrag des heutigen Besitzers der Brennerei, Sali Hazeraj auf 2005 datiert. Wir waren schon beim vorherigen Besitzer Hr Martin dort Treberwürste essen gegangen. Sali war damals Angestellter und übernahm dann den Betrieb.

Wir sind in der Zwischenzeit ein kleines Grüppchen nicht mehr ganz so junger Leute mit Bezug zur SBB. Neben Jörg und seiner Frau Margrit, treffen wir meist auf Elsi und Mani, Vreni und Paul, Irène und Rolf, Erika und Richard, Vreni und Martin sowie den Welschen, Claudine und Serge.

Heute reisten mal wieder fast alle an. Wir trafen uns im Bahnhof Ligerz bei bestem Wetter und beinahe frühlingshaften Temperaturen.

Panoramafoto beim Bahnhof Ligerz

Vom Bahnhof aus erreicht man die Brennerei von Sali in wenigen Gehminuten. Von aussen wirkt das Lokal nicht so einladend, aber im Innern hat er Jahr für Jahr ein wenig investiert und so ist die Gaststube gewachsen, die Tische sind aus schönem Holz und die Wände dekoriert. 

Traubentrester vor dem Lokal

Die Begrüssung durch die Familie Hazeraj ist immer sehr herzlich, man hat fast das Gefühl, man komme nach Hause. Während wir noch auf zwei Nachzügler warteten, gab es das erste Glas Chasselas.

Sali präsentiert eine Flasche Chasselas

Dann waren wir komplett und während ich bunt zwischen Schwyzertüütsch, Hochdeutsch und Français hin- und hersprang, trug Sali ein Ladung der Treberwürste vorbei.

Gegarte Treberwürste bei Sali Hazeraj in Ligerz

Wir wechselten vom Weissen zu einem leichten Pinot Noir und dann trug Salis Sohn auch schon die erste Portion der ausgezeichneten Treberwurst auf. Wie immer in Begleitung eines sehr gut ergänzenden Kartoffelgratin mit Lauch.

Eine Portion Treberwurst mit Kartoffelgratin und Lauch

Ein Vorteil der dicken Mauern des Lokals ist der sehr schlechte GSM-Empfang, also blieben die Handys – ausser für Photos – in den Taschen und man diskutierte um so mehr. Das wird im kleinen Raum manchmal etwas laut, aber auch das gehört dazu. Ich habe den Verdacht, dass wir früher mehr assen und tranken :-) Aber nach drei Portionen gaben die meisten auf. Mani und ich nahmen nach einem kleinen Päuschen noch je eine halbe Portion und dann wurde mit einem Espresso und einem Schnaps nachgespühlt.

Martin reiste etwas früher ab, während wir übrigen dann zu unserem üblichen Spaziergang dem Bielersee entlang nach Twann aufbrachen. So konnte man wohl rund 1% der aufgenommenen Kalorien wieder loswerden ;-)

Panorama über den Bielersee unterwegs zwischen Ligerz und Twann

Nach der langen, kräftezehrenden Wanderung muss dann jeweils in Twann erneut eingekehrt werden :-)

Letztes Jahr hatten wir den Tea-Room der Bäckerei Moosgärtli entdeckt, welche nicht nur guten Espresso ausschenkt, sondern auch Leckereien aller Couleur anbietet. Dieses mal war es so warm und sonnig, dass wir sogar draussen sitzen konnten!

Bienenstich und Erdbeertörtchen in der Bäckerei Moosgärtli in Twann

Eigentlich wollte ich nochmals zurück nach Ligerz gehen, um für den Kollegen Aschi zwei Saucisson zu erstehen. Sali waren die Würste am Mittag nämlich ausgegangen, da eine Gruppe mit 21 statt mit 10 Leuten anrückte. Aber Jörg hatte eine Wurst geschenkt bekommen und ich konnte sie grosszügigerweise erben.

Und so hiess es dann um 16:30 Uhr in Twann Claudine und Serge in Richtung Welschland verabschieden. Der Rest fuhr nach Biel, wo ein Teil der Gruppe sich in Richtung Aarau / Ostschweiz abspaltete und der Rest gemeinsam nach Bern fuhr. Mit vollem Magen brachte mich das Tram nach Hause, das Nachtessen fällt aus Gründen aus :-)

Es war ein wunderschöner Tag und nett die befreundeten Paare wieder mal zu treffen. Das nächste Mal sehen wir uns im Herbst wieder, zu einer Weindegustation im St. Galler Rheintal. Und natürlich nächstes Jahr wieder bei Sali.

Eine schön bebilderte Seite, welche das Lokal von Sali Hazeraj etwas besser zeigt, findet sich hier auf der Webseite von Christian Zimmermann.

Urs | Donnerstag 16 Februar 2017 - 10:25 pm | | default | Kein Kommentar
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