Über die REBE-Reise habe ich ja schon mal gebloggt.
Mani hat die Reise dieses Mal wieder in den Herbst gelegt. Sie führte uns nach Finnland zu den finnischen Bahnen (VR). Da der Weg schon etwas weit ist, wichen wir zum dritten Mal in der Geschichte der REBE-Reisen von unseren Vorsätzen – Reise mit Bahn, Bus oder Schiff – ab und flogen nach Helsinki.
Am Vortag war es nochmals kurz hektisch. Mani, «the head of the group», konnte wegen einer wichtigen Geschäftsleitungssitzung nicht mit uns gemeinsam anreisen, sondern erst am späten Abend. Nun hatte er Werner als «Hilfsreiseleiter» eingesetzt und der musste noch kurzfristig Menuwünsche für das Nachtessen einholen. In Finnland ist es üblich, dass man als Gruppe vorher die Essenswünsche bekanntgibt, damit die Küche sich einrichten kann.
Die Gruppe traf sich am Mittwoch-Morgen in Zürich Flughafen bei den Schaltern. Es gab nochmals kurz Hektik, weil einer der Reisenden in einem Zug steckengeblieben war und erst eine halbe Stunde später ankam. Ich hatte schon am Montag-Abend eingecheckt und musste somit nur mein Gepäck abgeben.
Der Flug war mit Finnair und der Sitzplatzkomfort war eigentlich gar nicht schlecht. Leider wurde mir kein Update angeboten, obwohl in der Business mindestens vier Sitzplätze frei blieben. Von dort roch es auch sehr gut nach Mittagessen, wir in der Eco bekamen nur ein Getränk…
In Helsinki wurden wir bereits von unserer Reiseleiterin Karin und einem Reisebus mit Chauffeur Peter erwartet.
So kombinierten wir die Fahrt in die Stadt gleich mit der anschliessenden Stadtrundfahrt. Wir besichtigten die wichtigsten Plätze und Orte, so unter anderem das – damals ziemlich umstrittene – Denkmal zu Ehren von Jean Sibelius.
Es war den Leuten damals zu abstrakt, so dass die Künstlerin noch ein Portrait nebenhin stellen musste. Das gesamte Kunstwerk wiegt rund 24 Tonnen, das Gewicht des Portraits alleine ist mir entfallen, ich war wohl zu entzückt ab der farbigen Mütze unserer Reiseleiterin und habe deshalb nicht aufgepasst.
Nach der Besichtigung der Felsenkirche, deren Besuch mich angesicht der aktuellen Lage mal wieder etwas nachdenklicher werden liess, ging es dann durch die Innenstadt zurück zum Hotel, dem «Scandic Gran Marina» gleich beim Hafen.
Die Hotelzimmer waren lang und etwas schmal, für mich im Einzelzimmer war das aber ok. Mein Zimmer hatte noch eine alte Badewanne mit hohem Einstieg, so war etwas Morgengymnastik automatisch dabei. Gegen Abend war dann ein Nachtessen im bekannten «Ravintola Kuu» angesagt.
Beim Bier in der Hotelbar durften wir dann den gegen Mitternacht eintreffenden Haupt-Reiseleiter, Mani, begrüssen. Und den Tagesbefehl für den Donnerstag in Empfang nehmen
Der Donnerstag startete um 9 Uhr mit Abmarsch zum Tram und von dort zum Bahnhof, wo wir dann sogar etwas sprinten mussten, weil unser Zug im hintersten Gleis ganz vorne fuhr. Nach kurzer Fahrt erreichten wir Ilmalan. Ein etwa zwanzigminütiger Fussmarsch führte uns bei ziemlich bissigem Wind und Kälte (etwa 2-3°C) zur Unterhaltsanlage der VR.
Nach einer kurzen Powerpoint-Präsentation, in welcher uns die Nahverkehrsabteilung der VR-Group vorgestellt wurde, ging es dann mit Anstosskappe, Schutzbrille und Warnweste bewehrt in die Fernverkehrshalle. Wo das Fotografieren eigentlich verboten, aber im Einzelfall jeweils von Petri Seppälä bewilligt wurde.
Das Entziffern von gewissen Schildern fiel uns dann eher leicht, bei anderen kapitulierten wir schneller.
Unter anderem wurden uns neben den Pendolini auch der nach St. Petersburg verkehrende «Allegra» gezeigt. Wir waren beeindruckt von der Breite… tja, die 9cm breitere Spurweite kann es nicht alleine sein
Hier noch ein Bild vom behindertengerechten WC mit Schoppenwärmer und Töpfchen für die Kleinen, sowie dem Speisewagen mit den doch arg niederen Tischchen und Klappstühlen.
Zum Mittagessen ging es ins «Henkiröstöravintola», was der geneigte Finne unter uns sofort als Personalrestaurant übersetzt. Die Kantine war an den Wänden mit alten Fotos dekoriert, charmant…
Am Nachmittag wurden uns dann die Unterhaltsanlagen der Nahverkehrsbetriebe gezeigt. Die Managerin der Nahverkehrsflotte führte uns durch die Anlagen und schlussendlich zu einem Zug, der uns aus dem Depot zurück nach Helsinki brachte. Es wurde uns sogar erlaubt, im Führerstand mitzufahren. Für Mani, der auf den Stadler Flirt kundig ist, war es besonders interessant, die Abweichungen zu unseren Fahrzeugen zu sehen.
Im Bahnhof Helsinki wurden wir vom Management der Nahverkehrsabteilung begrüsst und mit Kaffee und Zimtschnecken bewirtet. Wir diskutierten lange über die unterschiedlichen Bahnen, den Unterhalt/Betrieb und die Anstellungsverhältnisse. VR-Regionalverkehr hatte bisher in den Zügen pro Einheit einen «Konduktöri-Wagen», wo die Zugbegleitenden Billette verkaufen. Neu soll der Verkauf per 2017 eingestellt werden. Die Zugbegleitenden gehen dann durch die Wagen und kontrollieren die Fahrausweise, erklären die Online-Ticketsysteme bei Bedarf oder helfen den Reisenden bei Fragen. Hat jemand keinen Fahrausweis, dürfen die Zugbegleitenden die Person aus dem Zug «begleiten». Bussen dürfen nur die offiziellen «Inspektoren» aussprechen.
Wir hätten wohl noch viele Fragen gehabt, aber die Zeit war um und wir waren deutlich «unterhopft». Also verteilte sich die Gruppe. Wir besuchten zu Dritt das «Zetor», eine Bar/Restaurant mit interessanter Dekoration. Traktoren, Langlaufskis, Tanzbühne… muss man mal drin gewesen sein.
Am Abend ging es in das noble Restaurant «Ragu», wo das Viergangmenu günstiger war, als der begleitende Wein. Und nein, es war kein günstiges Essen, aber sehr gut!
Nach einer Jakobsmuschel mit Beilagen, gab es eine sehr gute, sämige Artischockensuppe. Anschliessend den Hauptgang, Gigot und Filet vom Lamm mit Pilzen und Kürbis. Gefolgt von einem Dessert mit Krokant, Sauerrahmglacé und finnischem Apfel. Die begleitenden Weine, Pino grigio aus dem Tirol, ein Pinot blanc, einen Rotwein, dessen Namen ich bereits vergessen habe und zum Dessert einen Recioto di Soave.
Auf dem Heimweg gingen wir dann nochmals mit der halben Gruppe ins «Zetor» auf einen oder zwei oder drei Schlummertrunke… What happens in Helsinki, stays in Helsinki
Die «GruRo» trifft sich nun schon bald zum zwanzigsten Mal. Ich weiss gar nicht mehr, in welchem Jahr wir uns zum ersten Mal auf eine Reise begaben, um am Ziel Wein zu verkosten und es uns gut gehen zu lassen.
Wir sind (wenige) aktive und (mehrheitlich) pensionierte Bähnler mit Partnerinnen und über eine Reise habe ich schon einmal gebloggt.
Wir trafen uns am Freitag-Mittag am Bahnhof Aarau. Die Welschen waren noch im Tessin und stiessen erst gegen Abend zu uns. Mani hiess uns Willkommen und führte uns in die Altstadt in das rustikale Restaurant Metzgerei Speck.
Das Essen schmeckte gut und die Bedienung war freundlich. Nur den Espresso würde ich jetzt nicht gerade weiter empfehlen
Danach gab es einen kurzen Spaziergang mit Erläuterungen von Mani und Elsi durch die Altstadt. Wir endeten wieder beim Bahnhof, wo es noch eine Führung der Immobilienbewirtschafterin gab. So sah man nicht nur ein wenig hinter die Kulissen, sondern ich «bewunderte» die Kunstinstallation im Bahnhof mal live. Sonst hatte ich von dieser Installation mit Ventilatoren von Roman Signer nur in IT-Architekturdiskussionen mit den Kollegen im Büro gehört.
Nachher ging es mit dem Zug nach Muri, wo wir eine sehr interessante Führung durch das Kloster hatten. Wir wären wohl immer noch dort, wenn die Kollegen meine vielen Fragen nicht mit dem Hinweis unterbrachen, dass uns ja noch ein halbstündiges privates Orgelkonzert in der Kirche erwartete.
Ich werde gucken, ob ich die rund fünfzehnminütige Aufnahme des Konzerts noch hier verfügbar machen kann.
Danach ging es wiederum mit dem Zug zurück nach Wohlen und dann mit der BDWM nach Bremgarten, AG. Dort übernachteten wir im Hotel Mamma.
Das eher opulente Nachtessen wurde durch einen Roero Arneis eingeleitet und durch einen (also eher mehrere) ausgezeichneten Rotwein aus dem vorher besichtigten Keller des Restaurants begleitet.
Das kühle Zimmer im Kombination mit einer offenbar ausgefallenen Warmwasseraufbereitung, somit einer eher kühlen Dusche erweckte die Lebensgeister am nächsten Morgen relativ gut. Nach dem Frühstück schritten wir zu einer Führung durch das Städtchen Bremgarten.
Die wiederum sehr kundige Fremdenführerin erklärte uns die eindrückliche Geschichte des Städtchens.
Gleich zu Anfang gab es die Montage des «Fällbaums» zu bestaunen. Heute ist das kein Baum mehr, mit der die Reuss während der Wintermonate gestaut wird. Sondern es sind Schleusentore, welche mit einem Flaschenzug hochgezogen werden. Die Führung ging auch in die Unterstadt und zur Kirche. Erst bei der Führung erinnerte ich mich wieder an die Zeitungsberichte und Fernsehbeiträge über den spektakulären Brand von 1984.
Gegen 12 Uhr waren wir wieder beim Hotel, holten unsere Koffern und fuhren danach mit der BDWM via Wohlen, Lenzburg, Rupperswil, Wildegg - Postauto nach Schinznach. Dort hatten wir eine sehr interessante Degustation im Weingut von Claudio und Kathrin Hartmann. Der Betrieb hat vor zwei Jahren auf Bio-Weinbau umgestellt und die Betreiber sind sehr sympathische Leute mit spürbarer Begeisterung für die Reben und den Wein.
Natürlich gab es zu den Weinen auch noch etwas zu Schnausen und so ging es dann gegen 16 Uhr gut gesättigt und sogar ausnahmsweise mal wieder mit etwas Wein im Koffer auf die Heimreise.
Einmal pro Abend schaue ich meist kurz ins Facebook. Ich habe immer noch fast mehr offene Freundschaftsanfragen, als bestätigte Freunde. Keine Ahnung warum. Ev weil mir die Religion «Facebook» mit dem Propheten Zuckerberg etwas obskur erscheint oder weil es manchmal einfach zu viel Input ist.
Auf jeden Fall hat mir eine befreundete Person eine Seite von SBB Historic empfohlen. Es ging um den TEE-Zug, also nicht einfach einen, sondern um den… also den, mit dem ich vor über dreissig Jahren noch selber gereist war, als er noch in Originalfarben von Zürich nach Milano und zurück fuhr. Also um den «RAe TEE II» der auch unter dem Namen «Gottardo» bekannt war.
Die Züge waren ja schändlich umgefärbt worden («graue Maus»). Aber vor ein paar Jahren wurde der Zug 1053 an die Stiftung SBB Historic übergeben. Dort wurde er in den Originalzustand (crème/bordeaux) überführt und wieder fahrtüchtig gemacht. Letztes Jahr hatten ein paar vife Leute von SBB Historic die Idee, Geld zu sammeln um den Zug bei Gelegenheit (ca 2018/2019) mit dem dann verfügbaren, vereinfachten ETCS auszurüsten. So sollte der Zug wieder über alle Strecken in der Schweiz fahren können.
Die Sammlung sollte in Form eines Gönnerclubs erfolgen. Offenbar war man erst skeptisch, liess sich dann aber überzeugen und holte noch ein paar bekannte Personen hinzu, um das in Schwung zu bringen. Und so wurde auch ich über die Facebook-Seite auf den Club aufmerksam.
Ich liess nicht lange anbrennen und meldete mich an. Ich dachte, dass SBB Historic überrannt werde. Aber offenbar machte man nur dezent Werbung und so sind bis dato erst 70 der 100 verfügbaren Plätze vergeben.
Gross war dann die Freude, als die jährliche Reise im 2016 für den 24. September angekündigt wurde.
Die Reise führte von Zürich über Olten - Bern - Chexbres-Village (eigentlich war Lausanne geplant) nach Sion. Ich fuhr dem Zug nach Olten entgegen, da ich die Reise ja auch ein wenig geniessen wollte. Bei der frühzeitigen Ankunft entdeckte ich bereits im Buffet alte Bekannte und weitere danach auf dem Perron. Kollege Thomas, den ich eingeladen hatte, die Reise mit mir zu verbringen, fuhr bereits ab Zürich mit.
Dann ging es kurz nach acht Uhr morgens los über die alte Strecke, welche teilweise in feinem Morgennebel lag, via Burgdorf nach Bern. Wir wurden alsbald bestens verpflegt. Neben Espresso und Fruchtsaft, kamen die Bedienungen immer wieder vorbei und es gab mal Züpfe/Brot mit Gomfi und Honig, mal Fisch (Lachs, Forelle), mal Speck mit Spiegelei auf Rösti und dazu auch noch Joghurt. Es wollte fast nicht mehr aufhören
Während der Fahrt wurden wir persönlich mit Handschlag vom Präsident des Stiftungsrat und dem Geschäftsführer begrüsst und willkommen geheissen. Zudem gab es noch ein begehrtes Präsent in Form eines Pins, der sich wunderschön am Revers macht.
Während der Fahrt das Wallis hoch, nutzten wir die Möglichkeit, den Lokführern (fahrzeugkundiger Lokführer und streckenkundiger Pilot) über die Schultern zu schauen.
Dann kamen wir bei wunderschönem Wetter im sonnigen Brig an, wo wir erst eine Führung durch das World Nature Forum (Unesco Heritage Swiss Alps Jungfrau-Aletsch) hatten.
Anschliessend wurde uns ein tolles, spätes Mittagessen in einem Restaurant serviert. Dazu gab es eine Rahmeninformation über die Stiftung und die beteiligten Personen, kurzweilig präsentiert vom Geschäftsführer und von Fibo.
Und schon bald sassen wir wieder im Zug und es ging zurück über die Lötschberg-Bergstrecke nach Bern.
Die Rückfahrt bot uns nochmals Gelegenheit zu einem Schwatz und einem kühlen Getränk. Die gut bestückte Bar liessen wir mal aussen vor. Um 18.55 Uhr hiess es dem wunderschönen Zug mit den für die damalige Zeit bahnbrechenden Technologien (doppelverglaste Fenster mit innenliegenden elektrischen Storen, Mehrstromfähigkeit etc.) bei der Ausfahrt nochmals nachwinken und uns auf die nächste Ausfahrt 2017 zu freuen.
Limmattaler Aargauer seit 1996 in Bern lebend. Sich häufig fürchterlich über Nichtigkeiten aufregender Mensch. Glaube manchmal trotzdem noch an das Gute. In der IT arbeitender Bähnler, der hier völlig private Meinungen von sich gibt.