Gönnerreise mit dem TEE
Einmal pro Abend schaue ich meist kurz ins Facebook. Ich habe immer noch fast mehr offene Freundschaftsanfragen, als bestätigte Freunde. Keine Ahnung warum. Ev weil mir die Religion «Facebook» mit dem Propheten Zuckerberg etwas obskur erscheint oder weil es manchmal einfach zu viel Input ist.
Auf jeden Fall hat mir eine befreundete Person eine Seite von SBB Historic empfohlen. Es ging um den TEE-Zug, also nicht einfach einen, sondern um den… also den, mit dem ich vor über dreissig Jahren noch selber gereist war, als er noch in Originalfarben von Zürich nach Milano und zurück fuhr. Also um den «RAe TEE II» der auch unter dem Namen «Gottardo» bekannt war.
Die Züge waren ja schändlich umgefärbt worden («graue Maus»). Aber vor ein paar Jahren wurde der Zug 1053 an die Stiftung SBB Historic übergeben. Dort wurde er in den Originalzustand (crème/bordeaux) überführt und wieder fahrtüchtig gemacht. Letztes Jahr hatten ein paar vife Leute von SBB Historic die Idee, Geld zu sammeln um den Zug bei Gelegenheit (ca 2018/2019) mit dem dann verfügbaren, vereinfachten ETCS auszurüsten. So sollte der Zug wieder über alle Strecken in der Schweiz fahren können.
Die Sammlung sollte in Form eines Gönnerclubs erfolgen. Offenbar war man erst skeptisch, liess sich dann aber überzeugen und holte noch ein paar bekannte Personen hinzu, um das in Schwung zu bringen. Und so wurde auch ich über die Facebook-Seite auf den Club aufmerksam.
Ich liess nicht lange anbrennen und meldete mich an. Ich dachte, dass SBB Historic überrannt werde. Aber offenbar machte man nur dezent Werbung und so sind bis dato erst 70 der 100 verfügbaren Plätze vergeben.
Gross war dann die Freude, als die jährliche Reise im 2016 für den 24. September angekündigt wurde.
Die Reise führte von Zürich über Olten - Bern - Chexbres-Village (eigentlich war Lausanne geplant) nach Sion. Ich fuhr dem Zug nach Olten entgegen, da ich die Reise ja auch ein wenig geniessen wollte. Bei der frühzeitigen Ankunft entdeckte ich bereits im Buffet alte Bekannte und weitere danach auf dem Perron. Kollege Thomas, den ich eingeladen hatte, die Reise mit mir zu verbringen, fuhr bereits ab Zürich mit.
Dann ging es kurz nach acht Uhr morgens los über die alte Strecke, welche teilweise in feinem Morgennebel lag, via Burgdorf nach Bern. Wir wurden alsbald bestens verpflegt. Neben Espresso und Fruchtsaft, kamen die Bedienungen immer wieder vorbei und es gab mal Züpfe/Brot mit Gomfi und Honig, mal Fisch (Lachs, Forelle), mal Speck mit Spiegelei auf Rösti und dazu auch noch Joghurt. Es wollte fast nicht mehr aufhören
Während der Fahrt wurden wir persönlich mit Handschlag vom Präsident des Stiftungsrat und dem Geschäftsführer begrüsst und willkommen geheissen. Zudem gab es noch ein begehrtes Präsent in Form eines Pins, der sich wunderschön am Revers macht.
Während der Fahrt das Wallis hoch, nutzten wir die Möglichkeit, den Lokführern (fahrzeugkundiger Lokführer und streckenkundiger Pilot) über die Schultern zu schauen.
Dann kamen wir bei wunderschönem Wetter im sonnigen Brig an, wo wir erst eine Führung durch das World Nature Forum (Unesco Heritage Swiss Alps Jungfrau-Aletsch) hatten.
Anschliessend wurde uns ein tolles, spätes Mittagessen in einem Restaurant serviert. Dazu gab es eine Rahmeninformation über die Stiftung und die beteiligten Personen, kurzweilig präsentiert vom Geschäftsführer und von Fibo.
Und schon bald sassen wir wieder im Zug und es ging zurück über die Lötschberg-Bergstrecke nach Bern.
Die Rückfahrt bot uns nochmals Gelegenheit zu einem Schwatz und einem kühlen Getränk. Die gut bestückte Bar liessen wir mal aussen vor. Um 18.55 Uhr hiess es dem wunderschönen Zug mit den für die damalige Zeit bahnbrechenden Technologien (doppelverglaste Fenster mit innenliegenden elektrischen Storen, Mehrstromfähigkeit etc.) bei der Ausfahrt nochmals nachwinken und uns auf die nächste Ausfahrt 2017 zu freuen.
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