REBE-Reise 2017 / Teil 2

Freitag, 15. September

Nach einem misslungenen Versuch, ein Frühstück zu ergattern (ok, ein Brötchen kriegte ich, aber keinen Kaffee) versuchte ich, meinen Missmut nicht zu stark zu zeigen. Der Treffpunkt vor dem Hotel war jedoch zu einem vernünftigen Zeitpunkt (08:30), so dass ich keine Ausrede für den eher späten Gang zum Frühstücksraum hatte ;-)

Wir fuhren mit der S-Bahn nach Wien Grillgasse im Stadtteil Simmering, wo uns ein kurzer Fussmarsch zu den «ÖBB, Technische Services» brachte.

Technische Services der ÖBB in Wien Grillgasse

Hier wurden wir herzlich empfangen. In einer kurzen Dia-Show wurde uns diese Tochterunternehmung der ÖBB, welche auch Unterhaltsanlagen im Ausland betreibt, vorgestellt. Mineralwasser und ein paar kleine Häppchen stärkten uns vor dem Gang in die eigentliche Unterhaltsanlage.

Fakten über den Unterhalt der Railjet der ÖBB in Wien

In der Anlage werden einerseits Einzelwagen, zum Beispiel Schlaf- und Liegewagen revidiert, aber auch ganze Railjet-Züge (7 Wagen). Die Gleisanlagen sind 200m lang und die Züge können gesamthaft mittels Hebeböcken hochgehoben werden, um zum Beispiel eine Inspektion der Böden zu machen oder Drehgestelle zu revidieren.

Angehobener Steuerwagen des Railjet in der Unterhaltsanlage

Obwohl es Freitag war, herrschte emsiger Betrieb, was uns in anderen Ländern in anderer Erinnerung war ;-)

Im April 2017 hatte die ÖBB einen Unfall mit einem Railjet, bei welchem zum Glück nur wenige Leichtverletzte zu beklagen waren. Dabei wurden mehrere Fahrzeuge leicht und ein Wagen ziemlich stark beschädigt. 

Bei der Streifkollision beschädigter Wagen des Railjet

Den stark beschädigten Wagen (mittig gegen Signalmasten geknickt) wollen die ÖBB versuchen, zu reparieren. Das tönt im ersten Moment etwas schräg, da es ein enormes Vorhaben ist (Kasten/tragende Elemente beschädigt). Allerdings hat Siemens kein Interesse, einen Wagen der Serie nochmals einzeln zu bauen und ein kurzer Railjet führt dann betrieblich zu Problemen.

Wir fuhren dann wieder mit der S-Bahn zurück nach Wien Hauptbahnhof, wo wir von Siegfrid Stumpf, Mitglied des Vorstands der ÖBB-Personenverkehr AG, verantwortlich für Produktion, Verkehrsmanagement und Person, empfangen wurden. Im Bahnhof erhielten wir eine fundierte Einführung in den Personenverkehr und dessen Herausforderungen. Österreich baut an vielen Orten neu Strecken und Tunnels, nicht nur am Semmering. Viele Probleme bieten (auch) der ÖBB die knappen Anschlüsse und die vielfach vom Ausland hereingeschleppten Verspätungen.

Man würde nun annehmen, dass dies eher vom Osten/Süden her sei, aber dem ist nicht (mehr) so. Das Hauptproblem ist der nördliche, grosse Nachbar, der die Peripherie eher vernachlässigt.

Im Hauptsitz der ÖBB ist Open Space auch angekommen, allerdings gibt es hier immer noch persönliche Arbeitsplätze.

ÖBB-Hauptsitz beim Wiener Hauptbahnhof

Danach ging es mit dem Lift in den 23. Stock, um die Aussicht über Wien zu geniessen. Rund um den Bahnhof wird noch viel gebaut. 

 

Blick über Wien vom ÖBB-Hauptsitz aus

Während die Kollegen sich in der Stadt vergnügten, zog ich mich kurz aufs Zimmer zurück, um den Teil 1 des Beitrages zur REBE-Reise 2017 in die Tasten zu hausen und ein paar Mails abzuarbeiten. Danach ging es auch bei mir kurz zum Prater.

Das Riesenrad vor blauem Himmel im Wiener Prater

Etwas wehmütig guckte ich den Kindern (und Erwachsenen) in der «Putschi-Bahn» (Auto-Scooter) zu. Erinnerungen an die Kindheit kamen hoch. Als man sich drei Monate Taschengeld zusammensparte, um eine Handvoll Chips für die Scooter zu kaufen. An die viel zu kurze Zeit, die so eine Fahrt dauerte. :-)

Gegen 19 Uhr wurden wir dann im Restaurant «7Stern-Bräu» erwartet.

Spruch an der Wand im Restaurant «7Stern Bräu»

Das Restaurant war pumpenvoll, die Bedienung war etwas gestresst, aber ziemlich fix und Bier, wie auch Essen, schmeckte ausgezeichnet.

Nachdem ich schon am Vortag ziemlich Schritte absolvierte, war auch diesmal ein Heimweg zu Fuss angesagt. Zu Dritt ging es durchs nächtliche Wien in rund 40 Minuten zurück zum Hotel. Das Mineralwasser ersetzte den Single Malt, was durchaus ok war. :-)

Urs | Sonntag 17 September 2017 - 10:05 am | | default | Kein Kommentar
Stichwörter: , , ,

REBE-Reise 2017 / Teil 1

Auch 2017 fand dieser exklusive Anlass unter der Führung unseres Reiseleiters Mani statt.

Auf dem Programm stand unser östliches Nachbarland Österreich.

Hinreise, Mittwoch/Donnerstag 13./14. September

Treffpunkt war Zürich HB, spätestens auf die Abfahrt des Nightjet 465 um 20:07 nach Graz Hauptbahnhof.

Wie üblich trafen sich die insgesamt 15 Teilnehmer irgendwann zwischen 18 und 19:45 Uhr in der Brasserie Federal im Zürcher Hauptbahnhof.

Ich hatte spät zu Mittag gegessen, spät noch gebügelt und den Koffer gepackt und schaffte es erst auf dem 18:02 IC ab Bern. So reichte es für mich noch für ein Dessert :-)

Öpfuchüechli (Apfelküchlein)

Nachdem jeder seine Konsumation bezahlt hatte, kam kurz vor 20 Uhr Aufbruchsstimmung auf und man verschob in Richtung Gleis 8, wo die grosse «Verlosung» der Schlafwagenplätze stattfand.

Verteilung der Schlafwagenplätze durch Mani

Verlosung heisst, dass Mani geguckt hat, wie viele Plätze und Abteile er gekriegt hat und dann vor Ort nach seinem Gusto und den Bedürfnissen der Teilnehmer zugeteilt wird. Es gibt Kollegen, welche sich schon seit Jahren ein Abteil teilen. Ich selber schnarche gerne alleine und Mani hat mir dieses Jahr zuvorkommenderweise ein Single-Abteil Grand Class mit Dusche und WC zugeteilt.

Schlafwagenabteil im Nightjet nach Graz
Toilette im Single-Abteil Grand Class
Dusche im Schlafwagen, im Vordergrund das verschiebbare Lavabo

Das Abteil war soweit grosszügig, der Schlafwagen ein wenig in die Jahre gekommen. Meine Gardine schloss nicht mehr richtig und rutschte immer  ein paar Zentimeter hoch, so dass ich an Bahnhöfen Licht ins Abteil bekam. Zudem nervte die Helligkeit des Lämpchens des Lichtschalters nur wenige Zentimter über dem Kopf. Viel schlafen kann ich eh nicht, aber man kommt trotzdem einigermassen erholt an. Am Morgen nutzte ich kurz die Dusche. Sagen wir es mal so, neben mir hatte es nicht mehr viel Platz in der Kabine ;-)

Das Frühstück war soweit in Ordnung, Brötchen wahlweise mit Käse, Kalbsleberpastete, Honig etc. dazu Kaffee oder Tee und Saft. Aber man sitzt halt auf dem Bett und balanciert das Tablett irgendwie auf den Knien.

Donnerstag, 14. September 

Kurz nach sieben Uhr morgens besammelten wir uns in Graz vor dem Schlafwagen.

Die Reisegruppe bei Ankunft in Graz

Nun brachte uns ein kleiner Bus mit Chauffeur nach Gloggnitz, zur Infobox der ÖBB mit einer Ausstellung über den Bau des Semmering-Basistunnels.

Im Vordergrund der kleine Personentransporter und hinten die Infobox der ÖBB in Gloggnitz

Wir bekamen hier eine sehr informative Einführung über den Bau des Semmering-Basistunnels durch den Projektleiter Gerhard Gobiet der ÖBB. Das Wetter war bestens, kühl zwar im Schatten und manchmal etwas winidg, aber sonnig und mit blauem Himmel.

Überblick über das Semmering-Basistunnelportal bzw. die Baustelle in Gloggnitz

Nachher wurden wir unter Begleitung mit dem Bus zum Zwischenangriff «Fröschnitzgraben» gefahren. Dort ist das Konsortium von Marti AG daran, den einen brauchbaren Abschnitt bergmännisch mit einer Tunnelbohrmaschine auszubrechen. Der Rest des Semmering-Basistunnels ist schlechtes Gestein, welches mit Bagger und im Sprengvortrieb durchfahren wird. Im mittleren Abschnitt mit Gneis werden alleine 50'000 Tübbinge (vorgefertigte Beton-Schalen) verlegt. Der Abraum wird mittels total 2.4 Kilometer Förderbänder zur Deponie geführt.

Zwischenangriff Fröschnitzgraben, ganz rechts sieht man die zwei Schächte, welche in den Untergrund führen

Danach gab es noch einen kurzen Besuch der Deponie, wo die gewaltige Menge von Abraum in einem Seitental, welches komplett gefüllt wird, kontrolliert und ökologisch kontrolliert abgelagert wird.

Das ganze Projekt dauert bis ca 2026 und wird die alte Bergstrecke von 1854, welche ein UNESCO Weltkulturerbe ist, entlasten. Neben geologischen Schwierigkeiten ist auch die ganze Baugenehmigung mit dem politisch/juristischen Verfahren im ebenfalls föderalen Österreich unter Beachtung der ökologischen Vorgaben eine der grossen Herausforderungen.

Das Mittagessen gab es im Gasthof «Pollerus» in Spital am Semmering. Die Crew gab sich Mühe, neben den ordentlichen Gästen auch noch uns 15 Personen zu bedienen, was ausgezeichnet klappte. Für uns Schweizer waren die Preise fast geschenkt. Für € 9.20 hatte ich ein kross gebackenes Kotelett mit einem wirklich ausgezeichneten Kartoffelsalat. Das Gösser Stift-Zwickl löschte den Durst sehr gut und zum Dessert gönnte ich mir sogar noch ein Stückchen Sachertorte, lecker, lecker!

Sachertorte

Danach fuhr uns der Bus zum Bahnhof Gloggnitz, von wo aus wir uns mit dem Zug via Wiener Neustadt nach Wien Hauptbahnhof zum Tagesziel begaben.

Wir checkten im Hotel One, gleich neben dem Hauptbahnhof ein und hatten dann noch ein wenig Zeit, bis wir um 19 Uhr zum Nachtessen im bekannten Restaurant Plachuta sein mussten. Kollege Emil und ich nutzten die Zeit, um den Weg dorthin zu Fuss zu unternehmen. Das Wetter war uns dann nicht mehr ganz so wohlgesonnen, wie am Nachmittag am Semmering. Es kam stürmischer Wind mit gelegentlichen Regentropfen auf.

Das eher teure Plachuta war pumpenvoll und wir hatten zu fünfzehnt einen nicht gerade üppig bemessenen Tisch. Die Ellbogenfreiheit war in etwa so, wie in der Kantine eines englischen College. Aber das Essen war ausgezeichnet, wir nahmen alle die Hausspezialität Tafelspitz. Auch die Beilagen, Rösti, aber auch Semmelkren oder Spinat waren ein Genuss.

Tafelspitz und Beilagen im Plachuta in Wien

In der Onyx Bar am Stephansplatz gönnten wir uns dann noch einen Absacker, wobei ich mich mal wieder an einem Single Malt versuchte. Harte Sachen sind ja sonst nicht so mein Ding. Aber der zwölfjährige «Auchentoshan Three Wood» schmeckte gut. 

Danach hatte ich schon wieder den Drang, mich ein wenig zu bewegen und ging zu Fuss durchs nächtliche, windige Wien ins Hotel zurück. So kam ich dann auf fast 15'500 Schritte oder knapp 12 Kilometer für den Tag.

Im Hotel kämpfte ich dann noch kurz ein wenig mit den Nachttischlämpchen und musste mir an der Reception nochmals bestätigen lassen, dass man die nicht einfach kaputt schlagen darf. Danach fand ich heraus, wie ich sie ablöschen konnte und empfahl mich in Morpheus Arme.

Urs | Freitag 15 September 2017 - 2:29 pm | | default | Kein Kommentar
Stichwörter: , , ,