Luxus, oder warum Fliegen in der Business Class?

Vielleicht fragt sich manch ein Mensch, warum ich Business Class fliege? Oder warum überhaupt fliegen?

Ich könnte jetzt sehr weit ausholen, aber das soll ja kein Schreibwettbewerb werden.

Ich flog das erste Mal mit rund 14 Jahren, als uns unsere Eltern in die Herbstferien für zwei Wochen nach Rhodos mit nahmen. Das war ein tolles Erlebnis, Sonne, Meer, gute, griechisch/italienische Küche.

Der erste Langstreckenflug war 1989 mit Herr L. nach Südamerika. Wir flogen ab Amsterdam nach Toronto, ein paar Tage später nach Lima und nach vier Wochen zurück. Die Rückreise war eine Qual. Wir flogen Abends von Lima nach Toronto, hatten dann einen halben Tag Aufenhalt in Toronto. Danach flogen wir wiederum Abends von Toronto nach Amsterdam, um am nächsten Morgen dann mit dem Zug nach Hause in die Schweiz zurück zu fahren.

Warum war es eine Qual? Nun:

  1. Ich bin relativ lange (1.83), dazu noch normalverteilt, also eher lange Beine
  2. Wenn ich lange sitzen muss, werden meine Beine zappelig
  3. Ich hatte damals schon kein Idealgewicht mehr (was sich heute nicht mehr verbergen lässt)
  4. Ich kann im Flugzeug (in der Economy) nicht schlafen!

Damals hatte ich ab dem Beginn der Rückreise am Morgen in Lima fast 48 Stunden nicht geschlafen und war völlig kaputt. Ich weiss noch, wie der Zug aus der Centralstation Amsterdam herausfuhr und dann war ich bis fast in den Raum Freiburg im Breisgau weggetreten. Danach war mir speiübel. Der Jetlag dauerte mehrere Tage.

Zu 4. muss man wissen, – so man mich noch nicht kennt ;-) – dass ich an den unmöglichsten Orten schlafen kann. Ich bin schon im Doppeldecker-Bus bei der Stadtrundfahrt in London (und Dublin) eingeschlafen. Ich habe schon im Tram auf dem Heimweg meine Haltestelle verschlafen. Ich schlafe als Beifahrer im Auto ein. Im Militär bin ich sogar mit Gasmaske während einer Übung eingeschlafen. Egal wo, aber im Flugzeug in der Economy kann ich nicht schlafen. Vielleicht mal 20-30 Minuten einnicken, aber das wars.

Nachdem ich 1992 das erste Mal in die USA gereist bin, –  und es in der Folge häufiger tat – war die Rückreise meist eine mühselige Geschichte. Eigentlich wäre ich ja noch gerne länger dort geblieben und dann dieses zusammengefaltet Sitzen. Der schreckliche Kaffee, das grässliche Frühstück (American Airlines et al.). Dann wieder diese unfreundlichen Schweizer Gesichter am Morgen nach der Ankunft, der Jetlag. Warum tat ich es mir nur an?

Als Mensch, der häufig Arbeit und Freizeit nicht gut trennen konnte (irgenwann besser erlernt!), war es hilfreich, weit weg zu gehen. Damals war das Smartphone noch nicht erfunden und Remote Access zum Arbeitsplatz noch ein Fremdwort. Also hiessen die USA nicht nur schöne Landschaften, sondern auch «Arbeit zurücklassen». Aber eben, diese Economy! 

Anflug Seattle Tacoma, Blick über den Flügel

Im Verlauf der Jahre nahm mein Umfang zu, aber auch der Lohn. Da gleichzeitig die Hypotheken immer tiefer gingen, lag mehr drin. So machte mich Kollege Thomas im Jahr 2009 das erste Mal gluschtig auf die Business-Class.

Und siehe da, die breiten Sitze und die Möglichkeit, den Sitz fast waagrecht zu stellen, halfen mir, die Reise besser zu überstehen. American Airlines, meine Wahl (dank Meilenprogramm), hatte zwar mit den Boing 767 damals noch nicht so bequeme Sitze (nicht ganz wagrecht, weniger Beinfreiheit beim Liegen). Aber drei Jahre später entdeckte ich die Möglichkeit, von der Westküste via London mit British Airways via London sehr bequem ganz flach zu liegen. So konnte ich mindestens sechs Stunden Schlaf geniessen und mich dann in der Lounge frisch machen für den kurzen Hopser in die Schweiz zurück.

Sitzplatz in der Business in der Boing 767-300 der American nach Umbau

Seither schaue ich ganz gezielt auf die Flugzeug-Typen und Bewertungen, um mir das Optimum an Schlaf/Komfort zu holen. Zum Beispiel mit AAs 777 von LAX via London, da man dort bequemer liegt, als im 777 der British. Dafür nehme ich mir dann einen kleinen Aufpreis oder eine längere Reisezeit gerne in Kauf.

Also, Business Class wegen Sitzbreite/Schlafkomfort. Alles andere, wie das grössere Essensangebot, die bevorzugte Behandlung (sei es beim Einchecken oder Boarding), etc. nehme ich gerne mit, bräuchte ich aber nicht.

Economy Plus / Notausgang mit Beinfreiheit

Ach ja, und selbstverständlich fliege ich kurze Strecken auch Economy oder Eco Plus. Ach, und ebenso klar, wenn es einen Zug gibt, nehme ich den noch lieber, auch wenn es länger dauert.

Sonnenuntergang vom Flugzeug aus

Diesen Beitrag habe ich im Hotelzimmer in Singapore geschrieben. In etwas mehr als 24 Stunden geht es dann mit dem A380 der Singapore Airlines zurück nach Zürich. In der Business Class, wo ich ein komplett wagrechtes Bett habe und hoffentlich nach sechs/sieben Stunden erholsamem Schlaf im kalten, grauen Zürich ankomme. Erholt… hoffentlich!

Boardingpass (aus Wallet des iPhone) von SQ346

Urs | Dienstag 28 November 2017 - 09:38 am | | default | Drei Kommentare
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Hotel, Zutrittssystem

Ihr kennt eventuell noch die alten, mechanischen Schlüssel in den Hotels der Siebziger? Mit dem grossen Metallbembel, in der Hosentasche so schwer, dass es einem beinahe die Hosen auszog?

Hotelzimmerschlüssel, alt

Gibt es immer noch, aber schon seit längerem kennen wir ja die Nachfolger. Die «Lochkarten-Zimmerschlüssel» waren ja schon etwas moderner, aber dann kamen die Magnetkarten.

Bei denen wusste man manchmal nicht, wie man sie wirklich bedienen musste. Senkrechte Leser zum Durchziehen, Streifen links oder rechts? Oder solche zum Einschieben… Einschieben und drinlassen, bis die Türe freigegeben wird? Oder einschieben und schnell wieder rausziehen, erst dann blinkt die Türe grün? Und dann genügend schnell die Türfalle drücken. Oder ist es ein Drehknauf und in welche Richtung geht der? 

Manchmal wollte die Karte nicht gelesen werden. Ah, deshalb kriegte man auch als Einzelreisender häufig zwei Karten, eine geht sicher? Oder hilft es, wenn man den Magnetstreifen an der Hose reibt?

Später kamen die Smartcards mit NFC-Chips. Endlich reichte es, die Karte einfach zum Leser zu führen und schon ging die Türe auf. Wenn denn der richtige Schlüssel zum richtigen Zimmer zugeordnet wurde. Oder man auch wirklich an der richtigen Türe stand. ;-)

Hier im Conrad Centennial in Singapore gibt es den «Digital Key». Beim Einchechken konnte ich die Option wählen. Man gab mir zur Sicherheit auch noch eine Smartcard. Hardware beats Software, man weiss ja nie.

In der HiltonHonors-App auf dem iPhone lässt sich der Key aufrufen. Kommt man dann in die Reichweite der Türe (und ist Bluetooth wirkich eingeschaltet), wird die Anzeige aktiv (grüner Ring).

Digital-Key, aktiv

Aktiviert man den Key, wird die Anzeige voll grün und der Öffnungsbefehl wird an die Türe gesendet.

Digital-Key, unlocking

Nach kurzer Zeit blinkt die Anzeige an der Türe und die App zeigt nun den Vorgang auch an. Wozu auch immer, eigentlich würde es ja reichen, wenn die Türe das anzeigt.

Digital-Key, Türe geöffnet

Soweit, so gut. Die Anzeige «Zimmerchen» in der App zeigt sonst eigentlich die Zimmernummer. Diese möchte man aber ev. gar nicht wirklich angezeigt haben, da ja ein Smartphone auch geklaut werden könnte. Deshalb besteht die Möglichkeit, die Zimmernummer manuell zu ändern.

Ich finde es mässig praktisch, trage ich doch in der Regel Hemden mit Brusttasche und habe die NFC-Schlüsselkarte dort schnell griffbereit. Beim Smartphone muss ich es aus der Tasche holen, entsperren, App öffnen, in der App die Funktion ausführen und immer noch ein wenig warten. Manchmal muss man auch zwei Versuche machen. Hier im Conrad braucht man den Schlüssel auch im Lift und da kommen sich bei mehreren Gästen die Handys und deren Bluetooth in die Quere.

Ob man solche Systeme auch schon gehackt hat? Naja, manchmal möchte man es gar nicht wissen. :-)

Urs | Montag 27 November 2017 - 10:18 am | | default | Kein Kommentar

Hongkong, Mitte finden, runterfahren…

Es war mal wieder etwas still hier. Eigentlich war ich in den zwei ersten Wochen des Oktobers mit Herr L.  in der Bretagne, aber darüber schreibe ich vielleicht mal später.

Eigentlich… auch so ein Wort. Eigentlich… «einer Sache in Wahrheit zugrunde liegend; tatsächlich, wirklich».

Eigentlich wollte ich dieses Jahr nicht gross in die Ferne schweifen, mal etwas zurücklegen für die Auszeit 2018. Eigentlich wollte ich im Frühling schon zwei Wochen Ferien nehmen. Aber… ein Projekt, das mich (wirklich?) benötigte, liess mich die Ferien verschieben. Alles gedrängt im Herbst. Mein Arbeitgeber ist ja so grosszügig, dass er mir altem Menschen nun sogar sechs Wochen Ferien zugesteht.

Irgendwann im Frühling kam dann dieser Newsletter, oder war es Tipp eines Kollegen? Egal, Singapore Airlines feiert ihr 70-Jahre-Jubiläum und es wurden Flugreisen vergünstigt angeboten. Ich stöberte im Angebot und da war es, verlockend. Ich wartete zwei oder drei Wochen, in der Hoffnung, der Preis würde über meine Schmerzgrenze springen. Als er es tat, war der ursprüngliche Preis immer noch buchbar, einfach leicht verkürzt, mit Rückflug am Donnerstag. Also buchte ich… via Singapore nach Hongkong, vier Tage dort, dann zurück für fünf Tage nach Singapore und wieder heim.

Dazu, zweimal sehr gute Hotels. Sonst keine Pläne. Gut, Herr R. hat angemeldet, er sei dann ungefähr auch an diesen Orten und wir werden uns sicher treffen. Aber sonst, keine Pläne. Einfach in den Tag hinein, leben…

Über die Anreise dann mal später. Heute hatte ich ausgezeichnet in der Continental Club Lounge im Hotel gefrühstückt. Mir etwas Zeit gelassen, das Handy mehr in der Hosentasche. Es half, dass um diese Zeit in der Schweiz noch Nacht ist. Keine Nachrichten, News von gestern, gestern schon gelesen.

Hatte die Menschen beobachtet. Den europäischen Mann um die Fünfzig mit der jüngeren, schlanken, chinesischen (?) Frau an seiner Seite. Er im Anzug und Krawatte. Er sprach laut, erst Englisch, es ging um Wirtschaft und Geld. Seine Komplimente wirkten schräg, so als er ihr einen guten Appetit bescheinigte (nicht wünschte), als sie schon zum zweiten Mal zu Buffet ging. Später wechselten sie beide auf Französisch, vermutlich ihre Lieblingssprache oder wegen den Amerikanern am Nachbartisch? War er Ihr Wirtschaftsberater?

Der Mann im T-Shirt sass gemeinsam mit zwei Frauen am Tisch. Waren es seine Frau und seine Tochter? Beide Frauen waren Schwarze und trugen schöne Kreolen. Was jetzt bei mir dazu führte, mich 10 Minuten mit der Frage zu beschäftigen, ob ich sie «Schwarze» nennen soll oder warum mir der Ohrschmuck auffiel. Sitzt da manchmal ein kleiner, gemeiner Mann mit Vorurteilen in meinem Hinterkopf? Nicht egal, aber trotzdem, die Frauen unterhielten sich prächtig miteinander. Er sass da und vertilgte seine Scrambled Eggs mit Speck und streute zwischendurch ein Wort ein. Ein älteres Ehepaar kam am Tisch vorbei und der Mann unterhielt sich mit der Jüngeren. Sie scherzten mehrmals miteinander und ich fragte mich, ob die Frau wohl bekannt sei.

Aber vielleicht war es auch der ältere Mann. Der Kellner sprach ihn mit «Professor» an. Die ältere Frau scherzte ebenfalls mit den zwei Frauen, vielleicht waren sie einander bekannt oder reisten gar gemeinsam? Wer weiss…

Am Tisch vorne nahm ein jüngeres, chinesisches Paar Platz. Er liess sich von ihr bedienen und führte ein lautes Telefongespräch. Sie trug ein rosa Wollkleid, man merkt, es ist Winter in Hongkong.

Anschliessend ging ich aus dem Haus, ziellos. Nervte mich kurz über die Männer indisch/pakistanischer Abstammung, welche an der Nathan Road nach Menschen wie mir Ausschau halten und mir alle mindestens einen massgeschneiderten Anzug verkaufen wollten. Oder Copy-Watches. Einfach nicht hingucken, lächeln…

Ich stand dann vor der Tsim Sha Tsui - U-Bahnhaltestelle und ging nicht hinein, sondern zum Eingang des daneben gelegenen Kowloon Park. Nur ein paar Meter, bis zu den ersten Bänken, gleich neben dem «Health Education Exhibition And Resource Centre». Setzte mich auf einen freien Platz neben einer alten Chinesin.

Blieb sitzen. Atmete, liess den Blick über die Hochhäuser und die Bäume schweifen. Hörte das Hupen, den hektischen Verkehr an der Nathan Road. Aber auch das Zwitschern der Vögel im Park hintenan. Sah die farbige Katze pfeilschnell über den Weg sprinten und wie sie lautlos im Gehölz verschwand. 

Am Himmel knatterten Helikopter und man hörte das Dröhnen von Jets, welche vom oder zum Check Lap Kok unterwegs sind.

Spürte die Bank leicht schwanken, weil die alte Frau nebenan ihre Freiübungen mit den Beinen machte. Beobachtete die Schuhmode der vorbeigehenden Leute. Turnschuhe, Sportschuhe, wie auch immer man diesen farbigen Tretern sagen will. Ausnahmsweise mal eher elegante Mode an Frauenfüssen, welche sich darin aber gar nicht wohl fühlen. Mindestens muss ich das annehmen, wenn man den Gang der Leute sieht.

Lautes Kinderlachen und -Schwatzen aus dem Education Center… mehrmals kamen Kindergruppen heraus, schön adrett in Uniform oder mindestens mit den selben kleinen Rucksäcken, begleitet von mehreren Lehrpersonen. Die ganz Kleinen Hand in Hand, so dass keines verloren geht. Was sie wohl noch erwartet in ihrem Leben?

Da sitzen und die Emotionen hochkommen lassen. Das Jahr barg genügend Gelegenheit, sie zu unterdrücken. Verpasste Gelegenheiten… Ein Taschentuch suchen, um das Ergebnis «des unspezifischen emotionalen Ausdrucks, welcher der Mimik zugeordnet ist» wegzuwischen.

Die alte Frau nebenan auf der Bank zückte ihr Smartphone. Es fällt mir noch mehr auf, als in der Schweiz, wie viele Leute mit dem Smartphone vor dem Gesicht herumlaufen. Auch in den grossen Menschenmengen. Niemand blickt Dir ins Gesicht. Liegt es daran, dass ich ein «Gweilo» bin? Oder ist das die Art der Menschen in Hongkong, sich gegenüber den Millionen von Mitmenschen abzuriegeln, da es sonst zu viel wird?

Ich ging weiter in den Park hinein, wo es adrett und aufgeräumt ist. Nur wer gut hinschaut, sieht, dass sich hier und dort ein Obdachloser hingelegt hat. Danach gehe ich an den Gucci, Van Cleef & Arpels, Piaget und so weiter Shops vorbei, zurück zum Hotel.

Musste das schnell niederschreiben. Sorry für die Belanglosigkeit, aber ist das Leben im Allgemeinen nicht häufig sehr belanglos?

Blick aus dem Kowloon Park auf die Skyline.

Urs | Dienstag 21 November 2017 - 05:58 am | | default | Kein Kommentar
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