USZeit 2018, San Francisco
Ja, das mit dem «If you're going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair», wie es Scott McKenzie so schön gesungen hat, ist es bei mir nichts mehr.
Freitag
Ich lümmelte nach dem Aufwachen noch ein wenig im Bett umher, las mich durch die vielen Feedbacks (😍) auf Twitter und arbeitete mich durch die Timeline.
Dann wetzte ich den Rasierer und machte mich an die Arbeit, nach etlichen Jahren wieder mal nicht nur Kopf zu rasieren, sondern den ganzen Bart inkl. Schnauz! Es war ein rechter Krampf, obwohl ich zu Hause den Bart mit dem Trimmer noch auf sehr kurz geschoren hatte. Ich schaffte es grad noch rechtzeitig durch die Dusche, so dass es noch für das Frühstück im Hotel reichte. Die schliessen unter der Woche um 09:30 zu. Das Hotel serviert kleine Eieromeletten, eine Fleischbeilage (Würstchen bzw. Patties oder Schinken), Toast und Bagels (mit Creamcheese), Waffeln zum Selbermachen, Cereals und etwas Früchte. Der Kaffee ist durchaus geniessbar. Nicht schlecht, für ein Inklusiv-Angebot.
Das Gefühl der kühlen Luft, welche um das Kinn strömt, ist doch sehr gewöhnungsbedürftig. Aber keine Angst, ich lasse den Bart gleich wieder wachsen.
Ich machte mich dann auf den Weg zur BART und fuhr in die Stadt bis zur Powell Street. Dort shoppte ich noch ein wenig für den Chrigel im CVS, bevor ich mich auf die Suche nach der mir noch bekannten Bushaltestelle machte, wo der 30er (und der 8er) zur Fisherman's Wharf rüberfährt.
Ich installierte mir die App «Muni Mobile». Damit kann man sich sehr einfach Bus-/Cable-Car-Tickets kaufen. Der eingebaute Fahrplan basiert mE auf Google Maps. Das funktioniert ja einigermassen. Dann brauste auch schon der erste Dreissiger an die Haltestelle. Der Bus füllt sich meistens sehr schnell mit chinesischsprechenden Menschen, da er ja mitten durch Chinatown fährt. Später, als er durch «Little Italy» fuhr, erinnerte ich mich an eine frühere Reise mit St. J. und stieg beim Washington Square aus. Dort, beim «Bohemian Cigar Store and Café» gibt es ansprechenden Espresso (etwas zu heiss, diesmal), den man draussen geniessen kann.
An der Sonne war es angenehm, aber im Schatten pfiff der Wind doch recht kühl um die Ohren. Ich war froh, dass ich eine Jacke dabei hatte.
Nach dem Kaffee schnappte ich mir einen 8er-Bus und fuhr mit dem runter an die Wharf. Die Fahrt ist sehr kurz, eigentlich hätte ich auch gehen können. An der Fisherman's Wharf ist es immer noch wie früher, nur halt auch hier ein wenig mehr heruntergekommen.
Dafür sind die Preise nochmals gestiegen. Da ich langsam einen kleinen Hunger verspürte, ging ich eine «New England Clam Chowder» - Suppe im Brot essen. Ich liebe diese Suppe und mit dem Sauerteig-Brot gibt es eine komplette Mahlzeit.
Die Suppe mit einem halben Liter San Pellegrino und einem doppelten Espresso kostete 25.85$! Wobei letzterer alleine mit 6$ zu Buche stand. Ich wunderte mich noch kurz über den Posten SFHEALTH mit 1.12$ auf der Rechnung. Offenbar macht es die Stadt San Francisco grösseren Firmen zur Pflicht, für die Krankenkasse der Mitarbeitenden aufzukommen und erlaubt es ihnen dafür, eine separate Steuer auf Waren zu verlangen. Die obigen 25.85 bestehen also aus 22.70 Waren, 1.12 Health Tax und 2.03 allgemeiner Steuern. Tja, angeschrieben sind, wie in den USA üblich, natürlich nur die normalen Preise.
Ich ging dann noch ein wenig Souvenirs anschauen, kaufte mir einen neuen Cap und ein paar Postkarten, mitsamt den Briefmarken. Letzteres war ein grosser Fehler, denn der Laden verlangt zwei Dollar für die Briefmarke, welche beim US Postal Service nur 1.15 kostet! Und ich hatte mich noch gewundert und nachgefragt. Gschäftlimacher, elender
Anschliessend ging ich zu Fuss zur Hyde Street, von wo aus man einen netten Blick auf die Cablecars und das dahinter in der Bucht liegende Alcatraz hat.
Wiederum mit dem 30er-Bus ging es dann runter zur Market und zu Fuss bis zum Civic Center. Viele Besucher beklagen sich ja, dass San Francisco zu einer Kloake verkommen sei. Die Reichen schliessen sich in die teuren Appartments ein und fahren mit einem Lyft oder Uber herum. An der Market lungern immer noch oder wieder viele Obdachlose herum. Es riecht permanent nach Shit. Also nicht gerade sehr «pleasant». Ein unsicheres Gefühl hatte ich allerdings nicht.
Ich fuhr mit der BART zum SFO und mit dem AirTrain zur Auto-Vermietstation. Ich habe mich bei Avis als «Preferred Customer» eingeschrieben und konnte zu einem eigenen Schalter im dritten OG gehen. Dort nannte ich nur kurz meinen Namen und bekam dann einen gedruckten Zettel in die Hand. Ich konnte damit zum Parkplatz um die Ecke, wo mein Wagen auf Feld E16 stand. Ich machte mich notdürftig damit vertraut und fuhr zum Ausgang, dort wurde mir der Führerausweis eingescannt und das war es schon. Die ganze Prozedur dauerte keine zehn Minuten.
Mit Google als Navigation und etwas mit Lüftung/Klimaanlage kämpfend, fuhr ich durch den Feierabendverkehr zurück zum Hotel. Ich wärmte mir die restliche Pizza vom Vorabend auf und bloggte noch den Artikel vom Vortag.
Samstag
Ich konnte es mit dem Frühstück etwas lockerer angehen lassen. Es wird am Wochenende bis 10:30 Uhr serviert. Im Früstücksraum wunderte ich mich ein wenig über eine Familie mit Vater und wohl etwa sechs Kindern, welche alle sehr formell angezogen waren. Die Jungs mit weissem Hemd und Krawatte, die zwei Mädchen mit schicken Röcken. Die kleinen zwei Kinder hatte der Paps in ein Handtuch eingewickelt, damit sie sich nicht kleckerten
Ich machte mich dann daran, den Wagen zu erkunden. Wie das mit dem Verdeck funktionierte, kriegte ich mit dem Onlinehandbuch (auf dem iPhone) und dem elektronischen Wagenschlüssel hin. Es wurde dann aber sehr hell im Wagen und auch sehr heiss, da die Sonne direkt runterbrannte. Ich kramte im Handschuhfach und dort gab es die eindeutig besser lesbare Papiervariante des Handbuchs. Nach rund 10 Minuten war ich an der Stelle, die das Schliessen des Verdecks mittels Taste oberhalb des Spiegels (nicht wirklich gut sichtbar) beschrieb.
Danach ging es bis nach der Seite 100, bis ich auch endlich den USB-Port fand, die Klimaanlage begriffen und auf meinem iPhone Siri aktiviert hatte. Ich montierte auch mein vor Jahren in den USA gekauftes Garmin Nüvi, da ich mich damit besser fühle, als mit Google Maps.
Danach fuhr ich zum Pacifica State Beach runter, wo ich erst ein wenig den Safeway unsicher machte. Ich kaufte mir ein paar Brötchen und etwas Früchte und Fleisch für das z'Nacht. Natürlich konnte ich nicht an der Büchse Pringles BBQ vorbei gehen (gibt es bei uns zum Glück/leider nicht mehr). Und ebenfalls nicht fehlen, durfte ein Apple Fritter. Dieses süsse, knusprige Apfelgebäck kannte ich bis vor ein paar Jahren nicht mal, bis mich Andy J. darauf aufmerksam gemacht hatte.
Einen Gang zum Strand ersparte ich mir aufgrund des falschen Schuhwerks, aber für ein Foto hat es gereicht.
Nach der Rückkehr zum Hotel, beschloss ich noch kurz auf ein Bier ins Toronado in den Heights zu fahren. Dauert ja nur rund eine Stunde pro Weg
Ja, denkste. Erst den Zug verpasst. Macht nix, der nächste kommt eine Viertelstunde später! Dann den Weg zu Fuss von Mission bis in die Heights unterschätzt. Zwar blies ein ziemlich kühles Lüftchen, fast schon ein Wind, aber ich kam trotzdem leicht ins Schwitzen. Umso verdienter war dann das Bier in der nicht ganz vollen Bar. Der Türsteher wollte zwar mit gestrengem Blick meinen Ausweis sehen, liess mich dann aber doch passieren. Sehe ich ohne Bart so jung aus?
Bevor ich mich auf den Heimweg machte, gönnte ich nir im gleich danebenliegenden «Rosamunde Grill» einen Hotdog. Die Wurst kommt aus der gekühlten Auslage auf den Grill und wird dann noch mit Beilagen (Zwiebeln, Chilis oder Pepperoni oder Sauerkraut) angerichtet. Dauert also zehn Minuten, ist dafür top frisch. Die nehmen dort nur Bargeld oder PayPal. Einem armen Kerl, der nicht genügend Cash hatte, spendete ich noch einen Dollar, was er mir mehrmals verdankte.
Ich war dann froh, mich noch gestärkt zu haben. Denn ich lief in der irrigen Annahme, es gäbe dort eine BART Haltestelle, bis nach Castro und dann etwas gescheiter zurück zur 16th/Mission. So hatte ich dann doch 14'000 Schritte auf dem Zähler, als ich im Hotel zurück war.
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