Weinselig im Aargau (Teil 1)
Unter diesem Titel durfte ich unsere kleine Gruppe Weinliebhaber dieses Jahr in meinen Heimatkanton Aargau einladen. Wobei das mit dem «durfte» eher dem kräftigen Schubs von Kollege Mani geschuldet war.
Nachdem ich das ganze Vorhaben etwas auf die lange Bank geschoben hatte, konnte ich es noch rechtzeitig finalisieren. Unsere Gruppe beinhaltet Leute aus dem Welschland (Genève), dem Grossraum Bern, dem Aargau und dem Schaffhausischen.
Wir trafen uns am Freitag Nachmittag in Spreitenbach im Arte Hotel, wo wir für die Übernachtung eincheckten und das Gepäck auf die Zimmer brachten. Das Hotel liegt in der Nähe der Buslinie 303 Schlieren - Spreitenbach - Killwangen und ist somit recht gut vom ÖV erschlossen. Die Zimmer waren recht warm, eine Klimaanlage gibt es nicht. Die Betten waren recht schmal aber soweit ok. Die Badezimmer waren in Ordnung, wenn es auch keine Dusche, sondern «nur» Badewannen (Hocheinstieg) gab.
Nachher fuhren wir zurück nach Killwangen und gingen von dort zu Fuss während rund vierzig Minuten zum Weingut Wetzel an der Büntenstrasse in Würenlos.
Martin Wetzel empfing uns schon beim Haus und führte uns in das Degustationslokal im alten, sehr schön erhaltenen und renovierten Bauernhaus.
Als kleines Weingut (3ha) bietet die Familie Wetzel mit einem Saal für Gesellschaften auch Gastronomie um sein Einkommen zu haben. Wir degustierten einen Räuschling, einen Sauvignon Blanc, eine Blauburgunder Auslese, einen Cabernet Dorsa und einen Blauen Zweigelt. Dazu gab es frisches Brot von einem naheliegenden Bauernbetrieb und Parmesanbröckchen. Martin Wetzel ist ein sehr engagierter Winzer. Sein Vater und seine zwei Brüder sind ebenfalls im Weinbau (Ennetbaden + Gebenstorf). Er erzählte mit Verve und machte Ausflüge in die Geschichte und in die Physik, um uns seine Weine und Methoden zu erklären. Empfehlenswert.
Gegen 18 Uhr marschierten wir bei leicht niesligem Wetter los zum Landgasthof Rössli. Dort erzählte ich die Anekdote, wie ich als Stift im ersten Lehrjahr hier hineinmarschierte und erfahren durfte, dass die günstigste Mahlzeit eine Tomatensuppe für CHF 17.50 sei (das war 1979!). Das Rössli sieht von aussen nur im ersten Blick wie eine Beiz aus. Damals konnte ich mir also kein Menu leisten und hatte mich mit einem Sandwich vom Kiosk begnügt.
Diesmal sollte es anders sein! Frau Meier hatte uns nach Vereinbarung ein Menu Surprise aufgetischt.
Das Essen in der mit schönen Orchideen dekorierten alten Gaststube war durchaus die Gault-Millau Punkte würdig. Den Einstieg mit der Gänseleberpastete mochten nicht alle, sie erhielten Gerichte auf Wunsch. Den Gourmetsalat mit Scampi hätte ich eigentlich noch photographieren sollen, er war exquisit angerichtet und sehr gut. Zum Schluss gab es unter uns noch eine Diskussion, ob jetzt der Dessert vor dem Käse komme oder nicht. Wir wurden nicht einig und nahmen es nach Karte. Beim Schlussbouquet, dem Quittenschnapps aus der Dorfbrennerei mussten die meisten passen, obwohl kleine Häppchen, hatten wir langsam genug.
Da es schon spät war und Spreitenbach per ÖV nur umständlich zu erreichen war, haben wir uns zwei grosse Taxi organisieren lassen und waren gegen 23 Uhr in der Hotelbar, wo wir Männer uns noch ein Schlummerbier gönnten.
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