USZeit 2018, Of Old Men, Death Valley and Las Vegas
Wo war ich stehen geblieben? Nicht auf den Gleisen, also gut.
Dienstag, Tehachapi
Ich hatte ja am Vorabend dem Tom vom Eisenbahnmuseum verpsprochen, ich sei um 9 Uhr dort. Versprochen ist versprochen und wir Eisenbahner haben es in der Schweiz mit der Zeit, also husch. Auschecken, alles ins Auto reinpacken (zweimal gehen wegen dem Karton Bier!) und just um 8:58 Uhr hatte ich meinen Wagen an der Seite des Tehachapi Boulevard, gleich nebem dem Museum parkiert.
Kaum war ich ausgestiegen, sah ich auch schon Tom, der weitere Kollegen bei sich hatte und auf mich zeigte. Aha, er hatte Verstärkung.
Das Eisenbahnmuseum und Depot steht am Ort des ehemaligen Bahnhofs von Tehachapi. Das Museum brannte leider 2008 nieder und wurde dann von der Stadt wieder neu aufgebaut. Das Museum bzw. die Stadt baut natürlich auf Freiwillige und so sind da neben Tom noch ein halbes Dutzend weiterer Senioren daran, das ganze im Schuss zu behalten. Hier versuchen sie gerade, ein Modell einer Dieselmaschine in Gang zu setzen. Ich habe sie gefragt, ob das nicht Bourbon sei, das sie da der Maschine verfüttern, hat sie alle Lachen gemacht.
Danach musste ich mich natürlich auch im Gästebuch verewigen und der Leiter (vermutlich) hat mir noch ein paar Giveaways zugesteckt.
Irgendwo in der Stadt lebte offenbar ein Mitarbeiter des Unterhalts von Union Pacific und der hat jedesmal, wenn ein Signal oder sonst eine Bahnanlage umgebaut wurde, die alte Maschinerie mit nach Hause genommen. Als er starb, hat die Stadt der Wittwe die Sachen abgekauft und einige davon wurden hier neu aufgebaut und von dem netten Herrn, der die Treibstoffzufuhr hochhält im Video oben, hier verkabelt. Natürlich mussten sie mir alle Signale vorführen.
Ich habe mich dann noch durch die ganze Ausstellung begeben, welche nostalgische Gefühle weckt.
Aber vor allem habe ich mich hervorragend mit den alten Herren unterhalten. Vor allem mit dem Elektriker, der die Anlagen alle verkabelt hat. Er arbeitete bei der Telefongesellschaft, also *der* Telefongesellschaft (AT&T) und zwar vor und nach der Aufteilung. Wobei natürlich nach der Aufteilung alles besser wurde… oder nicht? Die Geschichten kamen mir alle sehr bekannt vor
Nach rund zwei Stunden eiste ich mich los und grüsste die Senioren-Gang ein letztes mal. Dann ging ich bei der lokalen Tanke noch kurz auffüllen und fuhr dann auf dem 58er ostwärts los. Der Anblick der vielen Windräder zwischen Tehachapi und Mojave machen mich immer ein wenig nachdenklich. Sie erinnern mich an einer der vergangenen Reisen mit meinen Eltern.
Kurz vor Mojave bog ich dann ab auf den 14 in Richtung Norden nach Lone Pine. Ich merkte, dass ich etwas wenig geschlafen hatte. Denn die Strecke begann mich zu ermüden. Ich sehnte mich nach einer Raststelle. Ich fuhr einmal für einen Powernapp an den Strassenrand und danach kam endlich die «Coso Junction Rest Area».
Ich fuhr an einen schönen Platz am Schatten unter einem Baum und döste dann erstmal eine Runde. Danach spazierte ich ein wenig auf dem Parkplatz herum. Seit uns in Hawai'i eine Frau geraten hatte, in einem botanischen Garten an einer dortigen Orchidee zu schnuppern – welche dann erstauntlich nach Schokolade roch – versuche ich es immer wieder. Auch hier an der Raststätte hatte es Sträucher mit schmalen, langen Blättern und rosa Blüten, welche sehr süss dufteten. Das Foto ist leider wegen Wind recht unscharf.
Ich fuhr dann in rund einer Dreiviertelstunde weiter nach Lone Pine, meinem Etappenziel. Das Trails Motel war soweit ok. Nach dem Checkin packte ich meine Tasche und ging ein wenig den Ort erkunden. Es hatte sich seit meinem letzten Besuch, im 2013 nicht viel verändert. In einem Café gab es akzeptablen Espresso und ein Apfel-/Zimtgebäck. Ich las dann etwas im Kindle, bis mich die Chefin rausspedierte. Um fünf Uhr wird geschlossen.
Immerhin gab sie mir eine Empfehlung für das «Seasons» und das Nudelgericht war tatsächlich ganz ordentlich. Ich verzichtete kurzfristig zugunsten eines Deschuttes IPA auf meinen alkoholfreien Abend
Mittwoch, früh, früher als üblich
Der Wecker klingelte um 6:20, da lag ich aber schon eine Viertelstunde wach. Entpsrechend checkte ich kurz nach sieben Uhr bereits aus und fuhrt mit offenem Verdeck bei knapp 13° C los. Brrr… mit etwas Heizen ging es. Erst zur Tankstelle, wo ich für rund 4.30$ (rund 1.13 CHF/L) die Gallone eher teuer noch den Viertel des Tanks auffüllte.
Ich fuhr ostwärts, voll gegen die Sonne, was etwas mühsam war. Dafür waren die Berge der Sierra Nevada in einem tollen Morgenlicht zu sehen.
Sobald ich die zweite Hügelkette erklommen und hinunter ins Tal gefahren war, war es fertig mit kühl. Bei den «Mesquite Flat Sand Dunes» war es um 9:30 Uhr schon über dreissig Grad. Ich lief also nicht weit und machte nur ein paar Fotos. Die, des kleinen Jungen, der mit seinen Eltern in den Dünen sass und mit einem Spielzeugbagger so herzig «sändelete», blieb aus Diskretionsgründen aus.
Der Weg führte mich dann weiter nach Furnace Creek. Dort wollte ich eigentlich ein Frühstück einnehmen. Als ich dort ankam, verstand ich auch, weshalb ich keine gescheiten Zimmer kriegen konnte. Eigentlich hätte ich dort, und nicht in Lone Pine übernachten wollen. Das Restaurant und der General Store werden grad umgebaut und es war ein riesen Durcheinander. Ich kehrte dann um und fuhr erst zum Visitor Center.
Dort fand ich in all meinen Quittungen alles mögliche, nur nicht mehr den Eintritt für den Yosemite N.P., ich kaufte dann trotzdem einen Annual Pass für 80 Taler. Die Dreissig für das Death Valley und nochmals dreissig Dollar für den noch folgenden Nationalpark rechnen sich so zwar nicht, aber der Pass kann auch von einer weiteren Person benutzt werden. Wer möchte, kann sich melden. Sonst müsste ich gegen Ende Jahr oder im Frühling 2019 nochmals hierher fliegen. Das wäre doch schön blöd
Vom Furnace Creek folgte ich der Badwater Road. Dort machte ich aber wirklich nur ganz am Anfang des Weges ein paar Fotos. Es war vierzig Grad oder mehr und ich hielt es nicht lange aus.
Ich fuhr weiter nach Süden und dann über den Jubilee Pass nach Shoshone. Ich kämpfte wieder gegen die Müdigkeit und beschloss deshalb, dort eine kleine Pause zu machen. Im Restaurant gab es eine etwas versalzene Hühnernudelsuppe und einen sehr wässrigen Kaffee. Aber dafür war die Bedienung sehr nett. Man nimmt, was es halt so gibt
Dann stürzte ich mich in den langsam anziehenden Feierabendverkehr nach und in Las Vegas und kam mithilfe des Navis eigentlich sehr gut vor das Treasure Island. Im ersten Anlauf verpasste ich das Valet Parking und drehte deshalb eine fünfminütige Zusatzrunde.
Das Zimmer im dreiunddreissigsten Stockwerk bietet Aussicht auf das Hotel von Nummer 45 (also dem Ollen da in Washington, DC). Also einmal Aussicht geprüft und sofort den Vorhang für immer geschlossen. Sonst ist es sehr gross, aber ein wenig in die Jahre gekommen, wenn auch noch gut im Schuss. Und ja, während ich schreibe, höre ich andauernd das Horn von Zügen, also ist auch hier irgendwo hinter dem Hotel eine Eisenbahnlinie.
Nach einem kleinen Dinner (mal wieder eine Clam Chowder im Brot), wollte ich einen meiner Hunderter im Casino klein machen. Die Slot-Machine war dann aber sehr freigiebig und hat mir nach viel Blinken und Lärm insgesamt drei Hunderter ausgespuckt. Ich bin dann sofort ins Zimmer und habe diesen Beitrag geschrieben.
Jetzt mal wieder den Rasierer wetzen und dann ab in die Dusche und in die Heiea. Es waren etwas viele Meilen heute.
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