USZeit 2018, Las Vegas, Desert to Desert

Las Vegas

Ach, was soll man über Las Vegas schon sagen, das nicht schon dutzendmal gesagt wurde?

Als ich am Donnerstag aufwachte, sah ich die zugezogenen Vorhänge und erinnerte mich etwas traurig an den lieben Freund und Nachbarn Markus K., der jeweils hier Kurzferien machte und den Jetlag einfach umging, in dem er und seine Kollegen jeweils tagsüber schliefen und Nachts auf Achse gingen. 

Ansonsten versuchte ich so wenig wie möglich draussen zu sein, denn die Sonne brannte mit gegen die 36° Celsius unbarmherzig auf diesen Moloch aus Stahl, Glas, Beton und Asphalt. Der Moloch selber speit ja durch unzählige Lichter und Klimaanlagen zusätzlich noch Wärme aus. 

Der Las Vegas Strip beim Treasure Island

Zwischendurch kam mir Las Vegas und die Menschen hier durchaus sehr surreal vor. So, als wäre ich nicht Teil, sondern würde von aussen auf ein Goldfischglas gucken. So Grossstädte tun mir wohl nicht wirklich gut.

Über alles gesehen, war mir diesmal (ausnahmsweise?) eher etwas Glück hold und ich konnte das «Spielgeld», welches ich mir reserviert hatte, mit etwas Surplus wieder mitnehmen.

Freitag, Leaving Las Vegas

Nach dem Aufstehen und der Dusche kämpfte ich ein wenig mit dem vertrackten Telefon, welches beim Abnehmen des Hörers kein Freizeichen gab. Mist, ich wollte doch einen «Bellboy» bestellen. Die Zimmerfrau auf dem Gang legte die Hand auf's Ohr und wollte mir damit zu vertehen geben, dass sie nicht gut höre. Naja, sie verstand mein Problem und meinte, sie hätte das doch schon mal gemeldet. Sie rief einen Techniker, welcher mir dann im Zimmer anrufen wollte. Genau so funktioniert es doch nicht. Ich habe das Telefon dann etwas länger vom Netzteil getrennt, danach funktionierte es schliesslich doch.

Der «Bellboy» kam schon etwa fünf Minuten nach dem Anruf und holte mein Gepäck ab. Ich trödelte noch etwas herum und versicherte mich, dass ich nichts vergessen hatte. Schliesslich steckt ja ein amerikanisches iPhone-Netzteil wohl heute noch im Holiday Inn in Tehachapi :-(

Auf dem TV schaffte ich es , in nur zwei Anläufen den Checkout-Prozess zu vollenden, worauf hin ich den Schlüssel in einen der vielen Briefkästen werfen konnte. Beim Valet kam mein Wagen schon nach knapp 10 Minuten vorgekühlt aus der Tiefgarage. Ich finde den Service wirklich toll und die Annehmlichkeit sind mir die paar Dollar Trinkgeld Wert.

Kurz nachdem ich auf den Interstate 15 aufgefahren war, bemerkte ich, dass der linke Vorderreifen wieder einen verminderten Druck hatte. Ich fuhr in Jean ab der Autobahn. Bei Chevron hatten sie aber alle Service-Stationen zum Pumpen ausser Betrieb, also tankte ich nur voll und fuhr rüber zu Shell. Dort füllte ich etwas Luft in den Reifen und liess im übervollen hinteren, linken Reifen noch einmal etwas ab. Dann ging ich noch auf ein Frühstück ins Denny's im «Terrible's Hotel und Casino». Hier hingen nur ein paar Dutzend Gambler herum und nachdem ich noch ein letztes Mal zwei Zwanziger investiert hatte, riss ich mich los.

Die Fahrt durch die Mojave National Preserve war anfänglich etwas komisch, da einige Umleitungen signalisiert wurden. Ich hatte das Gefühl, ich fahre im «Chabis». Das ist der Nachteil von GPS, man hat weniger Orientierung und Übersicht. Aber das Ding führte mich doch richtig nach Kelso, wo ich gedachte, mir ein kühles Mineralwasser zu kaufen. Aber der ehemalige Bahnhof, welcher nun als Visitor-Center dient, führt offenbar keine Getränke mehr.

So nahm ich halt den letzten, etwas warmen Schluck aus meiner Flasche und fuhr weiter. Kurz vor Ende, beim Granite Peak, hielt ich nochmals für ein paar Fotos.

Landschaft beim Granite Peak in der Mojave Wüste

Gleich bevor ich wegfahren wollte, kam ein Wagen angebraust, aus welchem zwei ältere Japaner aus Sapporo ausstiegen. Wir unterhielten uns dann etwa eine Viertelstunde. Manchmal etwas mit den Händen, denn nur einer der Beiden sprach leidlich englisch. Sie waren erstaunt, dass ich ganz alleine unterwegs war. Ich erklärte Ihnen dann, dass das genau der Vorteil sei. Wenn ich alleine unterwegs bin, gerate ich viel mehr ins Gespräch mit anderen Leuten.

Ein Kaktus in der Mojave Wüste

Erst jetzt, wo ich es nachlese, verstehe ich, wieso so viele Leute auf der Strasse in Amboy standen und fotografierten. Die erwarteten nicht *mich* und meinen Camaro, nein, die wollten das berühmte Werbeschild von «Roy's Cafe» ablichten ;-)

Mich faszinierten eher die unwirtlichen, südwestlich gelegenen Anlagen zur Salz- und Chlorgewinnung. Und natürlich der Bahnhof, aber das mit den Zügen lassen wir mal jetzt ;-)

In Twentynine Palms logierte ich sonst meist im Best Western oder Holiday Inn, aber diesmal waren mir die Preise etwas zu hoch und so hatte ich via Hotels.com ein Zimmer in den «Sunnyvale Garden Suites» reserviert. Es war wiederum sehr heiss und ich wäre gerne schnell ins Zimmer. Aber erst hiess es bei Eingang die Reception anrufen. Dazu diente ein Telefon mit irgendwelchen Blinklichtern und Zetteln, welche Taste man drücken müsse. Es klappte und wenig später kam die Frau aus einem der nahestehenden Häusern telefonierend daherspaziert.

Das Sunnyvale Garden Suites Hotel in Twentynine Palms

Ich war erst etwas ab der Fassade erschrocken, aber hinter der Fassade erstreckten sich ein paar Bungalows mit den eigentlichen Suiten. Grosse Wohn-/Schlafzimmer, eine sehr grosse Küche und ein Badezimmer. Für rund 80 Franken kann man da nichts sagen. Etwas weg vom Schuss, aber ohne Auto ist man im Ort sowieso aufgeschmissen.

Die Frau schaltete dann die Klimaanlage eine Stufe höher, so dass ich beinahe umgeblasen wurde. Sie klönte, es sei etwas heisser als üblich und zudem mache ihr die Luftfeuchtigkeit zu schaffen. Es gab tatsächlich ein paar Schäfchenwolken, aber von Luftfeuchtigkeit spürte ich nichts, nur die 36-38°C.

Ich wollte erst im Pizza Hut essen. Beim Fahren entlang der Strasse kam mir aber die Idee, wieder mal ein kleines Picknick zu machen. Also fuhr ich zum Supermarkt und kaufte Brot, Streichkäse, etwas aufgeschnittenes Fleisch und Früchte. Andy J. wird sofort erkennen, das es auch verarbeitete Früchte auf dem Bild hat :-)

Brot, Früchte und Dessert

Ich fügte ein weiteres, neues IPA meiner Liste auf Untappd hinzu und verbrachte den Abend hauptsächlich lesend, der Internet-Zugang war hmm, naja, nicht brauchbar. Und meinen AT&T Account via iPad wollte ich noch etwas schonen.

Samstag, hot, hot, hotter

Zum Frühstück ass ich die Kiwi und machte mir aus dem Rest des Brotes Sandwiches. Ich packte noch eines für ein kleines Mittagessen unterwegs ein und brachte meine Sachen zum Wagen. Draussen war es schon wieder brütend heiss. Also fuhr ich mit geschlossenem Verdeck los.

Geschlossen war dann auch die Zutrittsstation zum «Joshua Tree Nationalpark». Heute ist irgend ein Feiertag des Nationalparkservices, wahrscheinlich um die Kürzungen des Budgets durch die olle Nummer 45 zu kompensieren? Egal, auf jeden Fall hätte ich mir den Annual Pass wirklich sparen können.

Aber so ohne Netz und Karte, verpasste ich die Abzweigung zum «Keys View». Ich fahre die Strecke durch den Nationalpark üblicherweise von Süden nach Norden und als ich es bemerkte, war ich schon fast beim «Cholla Cactus Garden» und wollte nicht mehr zurückfahren. 

Ein Cholla-Kaktus in Nahaufnahme

Die Cholla-Kakteen sehen ja «schnusig» aus, haben aber hässliche Widerhaken, was ich auf dem Rundgang bei einem Chinesen beobachten konnte. Er war vom markierten Weg herausgetreten und hatte sich Stacheln in den Waden eingefangen, mehrere der runden Kakteen hingen auch an seinen Schuhen. Ich hörte ihn beim Weitergehen mit seiner Frau streiten und jammern, vermutlich machten sie es nur noch schlimmer.

Ich finde, die Stämme/Strünke der toten Cholla sind interessant anzuschauen. Die filigranen Kakteen haben erstaunlich harte, stabile Stämme, welche gleichzeitig wiederum sehr filigran wirken.

Zoom auf einen Strunk eines toten Cholla

Gegen Süden kam ich dann im Cottonwood Visitor Center vorbei. Hier waren zwei Bedienstete für Auskünfte zu haben. Ich schaute nochmals, wo ich die Abzweigung verpasst hatte und ärgerte mich noch ein wenig. Aber der Ranger meinte, ich solle doch zu den Cottonwood Springs geben, da gäbe es auch eine nette Aussicht. Tja, schon mindestens viermal vorbei gefahren, nie die drei Kilometer nach hinten gefahren.

Bäume bei den Cottonwood Springs im Joshua Tree Nationalpark

Danach fuhr ich zum Südausgang, welcher gleich beim Interstate 10 gelegen ist. Auch hier ein paar dekorative Wölkchen am sonst blauen Himmel.

Südlicher Eingang zum Joshua Tree Nationalpark

Ich fuhr dann durch die landwirtschaftlich genutzte Ebene am Salton Sea und bestaunte die durch Gewebe geschützten Datteln an den hunderten, wenn nicht tausenden von Palmen entlang des Sees.

Unterwegs ging es noch einmal zur Tankstelle, da der Reifen schon wieder ein wenig Druck verloren hatte. Aber schon beim Auffüllen des Tanks lief mir der Schweiss nur so herunter. Es war über vierzig Grad, also hatte ich keine Lust, noch eine Pumpe zu suchen.

In Borrego Springs, meinem Tagesziel, kam ich ziemlich ermüdet schon um 13:30 Uhr an. Beim Hotel war noch niemand, also fuhr ich auf der Suche nach einem schattigen Parkplatz durchs Dörfchen und landete eine Stunde später wieder bei «Standlunds». Jetzt war ein «Manager on Duty».

Das Zimmer ist wiederum sehr gross mit Küche und so. Aber es war nicht vorklimatisiert, sogar der Kühlschrank war ausgeschaltet. Die Wände, vor allem an der Hinterseite und im Bad, glühen vor Hitze. Jetzt, um 20:12, eineinhalb Stunden nach Sonnenuntergang, ist es noch rund 34° C draussen.

Ich fuhr zurück zum Kreisel, da ich dort ein neues Restaurant gesehen hatte. Es hatte eine Kasse, wo die Bestellungen entgegengenommen werden. Das Essen wird dann an den Tisch gebracht. Vor mir in der Schlange war ein Mann von hier, also fragte ich frei heraus, was denn hier empfehlenswert sei. Ich ass dann gemäss Empfehlung eine recht gute Pizza mit dünnem Boden. Nur ein klein wenig mehr Hefe und etwas mehr Salz hätte dem Teig nicht geschadet. Aber hey, frisch und nicht so monströs gross, wie sonst alles hier.

Nun liege ich also auf dem Bett, nasche Cookies, trinke dazu ein weiteres, neues Bier einer kalifornischen Kleinbrauerei und tippsle den Beitrag. Während die Klimaanlage immer noch auf Hochtouren brummt. Der Sonnenuntergang war nett, etwas viele Wolken. Aber draussen hängt jetzt dafür ein riesengrosser Mond am Himmel. Eigentlich ideal, um noch kurz in den Pool zu hüpfen, aber das Wasser ist bestenfalls lauwarm oder schlimmer.

Sonnenuntergang über den Hügeln um Borrego Springs

Mit etwas Wehmut stelle ich fest, dass die Reise sich bald dem Ende zuneigt. Aber so geht es ja fast allen Leuten unterwegs.

Ich wünsche Euch einen schönen Abstimmungssonntag und eine grosse Portion Gelassenheit!

Urs Sonntag 23 September 2018 - 05:34 am | | default
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