Ehre, wem Ehre gebührt…

Das fordert die Juso, verbloggt durch Kristina Schüpbach auf deren Homepage. Aufmerksam wurde ich auf diesen Artikel über einen Retweet eines Tweets von David Roth, seines Zeichens Präsi der Juso und Vizepräsident der SP Schweiz.

Zitat: 


Worum geht es denn? 

Die Tagesschau des SRF brachte am letzten Sonntag einen Beitrag über Sascha Zala, den Direktor Diplomatische Dokumente. Siehe auch diesen Beitrag im Tages-Anzeiger. 

Bislang unveröffentliche Dokumente zeigen auf, dass die offizielle Schweiz, der Bundesrat, bereits 1942 über die Ermordung von Juden in Nazideutschland Bescheid wusste. Trotzdem wurden Flüchtlinge an der Grenze abgewiesen, die Geschichte vom «Vollen Boot» wurde bemüht und der Tod vieler Flüchtlinge in Kauf genommen.

Und was fordert nun die Juso?

Einer der Verantwortlichen von damals war Eduard von Steiger. Der 1962 verstorbene, ehemalige BGB (Vorläufer der SVP) - Bundesrat und Vorsteher des EJPD ist Ehrenbürger von Langnau im Emmental. Und genau diese Ehrenbürgerschaft möchte Daniel Roth aberkennen lassen. Die Juso fordert Langnau auf, die Ehrenbürgerschaft post mortem zu entziehen.
Übrigens eine interessante Begriffsverwendung (siehe postum oder post mortem), ich gehe mal davon aus, dass dies nicht wertend gemeint ist.

Und warum fühle ich mich ange…? War es der Tweet und die Reaktionen darauf? Eher der Tweet/Blogbeitrag. Mir kommt die Kritik der Juso einfach nur billig daher:

  1. Warum denke ich nur, dass es weniger um die Opfer als um ein Mitglied des Establishments und politischem Gegner geht? Was hätte die Juso gefordert, wenn der von Steiger ein SP-Mitglied gewesen wäre? Immerhin agiert der Bundesrat ja nach dem Kollegialitätsprinzip und mit Claude Nobs war damals auch ein SP-Mann in der Regierung.
  2. Wie einfach ist es heute, bequem auf dem Sofa sitzend, an der damaligen Regierung und Politik Kritik zu üben?
    Natürlich wüssten wir heute, was wir damals anders gemacht hätten. Wow, soviel Weisheit! 
    Jetzt hier sehr isoliert «Rache» in Form der Aberkennung einer Ehrenbürgerschaft zu fordern, dünkt mich einfach nur kleinlich und kommt mir als Quengeln vor.
  3. Ich will gar nicht wissen, welche Linken damals in der Schweiz dem Herrn Dschughaschwili zugejubelt haben, der Millionen ums Leben brachte. Falls darunter irgendwelche Ehrenbürger sind, so sollen sie das meinetwegen bleiben. 
  4. Ja, ich schäme mich, dass wir damals die Türe zugeschlagen haben und viele Leute in den Tod geschickt haben. Ja, ich freue mich, dass einige Leute Zivilcourage bewiesen haben und trotzdem Flüchtlinge reingeschmuggelt/aufgenommen haben. 
    Und ja, ich freue mich auch, dass es die Leute damals geschafft haben, die Schweiz aus diesem unsäglichen Weltkrieg einigermassen herauszuhalten. Sonst wären wir heute vielleicht nicht hier oder mindesten nicht in diesem Zustand.
  5. Und warum habe ich nur das Gefühl, dass heute so viele Leute keinen differenzierten Blick auf die Dinge haben? Weil ich selber langsam (ur)alt werde? War das früher auch schon so? War ich selber früher auch so? Vielleicht, ich mag mich nicht mehr erinnern ;-)

Nun denn, hat es mir geholfen, das aufzuschreiben? Ich glaube ja, sonst hätte ich ja nur an einem Nachkreditantrag fürs Büro geschrieben (aufgeschoben ist nicht aufgehoben).

Urs Mittwoch 30 Januar 2013 - 9:01 pm | | default
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