lgfn, Dempster Highway Rückweg
Der Freitag-Morgen in Inuvik begann kühl, aber gegen 9 Uhr klarte es auf und die Sonne lugte ein wenig hinter den Wolken hervor. Wir hatten am Vorabend die Tanks geleert und neues Wasser eingefüllt. So mussten wir am Vormittag nur noch den Benzintank füllen. Der Tank fasst 140 Liter, das Benzin hier oben in Kanada ist rund 1.50 CAN $, in Inuvik sogar 1.65. Wir füllten mal für 120 CAN $ ein und gingen dann ein wenig in der Stadt spazieren.
Das Strassenbild säumen neben Autos mit Motorheizung leider auch betrunkene Ureinwohner. Sie sind jedoch friedlich und freuen sich nur über ein Schwätzchen. Die RCMP fuhr auch vor und interviewte den am stärksten verladenen Mann danach ein wenig, liessen ihn aber ziehen.
Wir kauften noch ein wenig im lokalen Supermarkt ein. Motorschlitten waren gerade im Sonderangebot, aber die passten nicht in unser Motorhome. Nach einem kurzen Besuch im sehr informativen Visitor-Center machten wir uns wieder los in Richtung Süden.
Bis zur Abzweigung zum Flughafen ist die Strasse asphaltiert, aber in einem sehr schlechten Zustand. Dann ging es bei gemischtem Wetter weiter auf der Schotterstrasse. Zwischendurch tat es auf und als wir beim Tithegeh Chii Vitaii Lookout noch ein paar Schritte den Wald hinauf taten, wurden wir mit diesem schönen Panorama mit dem Campbell Lake belohnt.
Hier hatten wir auch einen der seltenen Momente, wo die Sonne sich mit dem goldfarbenen Herbstlaub der Birken ergänzt.
Wir fuhren zügig weiter auf der recht guten Schotterstrasse bis Tsiigehtchic (Arctic Red River), wo wir diesmal nur ganz kurz auf die Fähre warten mussten. Und schon fuhren wir dem Tagesziel, dem Nitaanlai Territorial Campground kurz nach Fort McPherson entgegen. Dort war der Campground menschenleer, die Duschen und Toiletten waren auch geschlossen. An einer Campsite brannte noch etwas Feuer im Grill, was uns bewog, hier zu parken. Wir suchten dann noch etwas Holz, legten ein paar Scheite von unserem eisernen Vorrat im Camper nach und dann probierte ich, das Sauerteig-Brot zu backen. Was soll ich sagen? Es wurde erstaunlicherweise einigermassen geniessbar. Zwar zu sauer (zu viel Sauerteig oder zu wenig Weissmehl) und zudem hatten wir viel zu wenig Hitze und ungeeignetes Backgeschirr.
Nach einiger Zeit tauchte auch der Zuständige für den Campground auf und holte sich seine 15 Dollar Campinggebühr. Der Mann erzählte dann ein wenig… 1934 geboren, erste Erinnerungen mit Datum aus dem Jahr 1950, seither habe sich der Frühling und der Herbst um bis zu drei Wochen nach vorne bzw. nach hinten verschoben.
Die Nacht war dann sehr kühl und regnerisch, am Samstagmorgen hatten wir knapp 3 Grad Celsius. Die Strasse, welche auf dem Hinweg schon nicht so toll war, hatte unter den Pneus der schweren Lastwagen, welche hier die ganze Versorgung sicherstellen, weiter gelitten.
Während wir an den Schlaglöchern vorbei zirkelten und uns langsam die erste Bergstrecke bei den Richardson Mountains zur Staatengrenze Northwest Territories / Yukon hochquälten, wurde aus dem Regen langsam Schneefall und die Landschaft zu beiden Seiten des Dempster Highways wechselte von Grün, Gelb und Rot zu Weiss.
Kurz vor der Passhöhe wechselte dann auch die Fahrbahn die Farbe und wir erreichten die Scheitelhöhe auf 960 Meter über Meer bei etwa 10 Zentimeter Schnee.
Die Strasse geht dann wieder etwas runter bis zum Rock River Campground, auf welchem wir auf dem Hinweg nächtigten. Der Schnee begleitete uns, die Strasse wurde nicht besser. Als wir dann noch an einem 5th-Wheeler vorbeikamen, der im Strassengraben lag, wussten wir, wieso man hier besser vorsichtig fährt.
Danach geht es langsam wieder hoch bis zum Polarkreis .
Kurze Zeit vorher begann so ein ominöses Lämpchen mit einer Zapfsäule drauf am Display zu leuchten. Wir schauten uns fragend an… Nein, wir hatten in Inuvik nur getankt, aber nicht aufgefüllt. Hätten wir in Fort McPherson noch auffüllen müssen? Die Strecke zog sich dahin und die Tankstelle in Eagle Plains wollte nicht kommen. Wir erreichten das Plateau doch noch und stellten fest, dass 132 Liter in unseren Tank hineinpassten. Also hätten wir es wohl noch knapp 20-30 Kilometer weiter geschafft, aber auch nicht mehr!
Nach einem Kaffee und einem kleinen Apple-Turnover hielten wir noch einen Schwatz mit einem Deutschen, der in Norwegen lebt und erzählten im vom kommenden Strassenabschnitt. Er überlegte sich, ob er weiterfahren oder umdrehen solle. In Eagle Plains waren auch zwei Leute mit Velo gestrandet, die auf diesen Strassen kein Durchkommen mehr hatten.
Wir fuhren weiter südwärts, nur um festzustellen, dass die Warnungen, welche wir vom Trucker gehört hatten, wirklich stimmten. Die Strasse war mehr Matsch als Schotter, teilweise war die Deckschicht ab und wir fuhren auf dem Steinbett. Zudem waren die Schlaglöcher im Dreckwasser nicht mehr sichtbar und alles war sehr glitschig. Wir fuhren teilweise mit knapp 40 Km/h und es rumpelte wie wild.
Wir waren müde vom Fahren und froh, dass wir ohne Probleme unser Tagesziel, den Engineer Creek Campground erreichten. Dort wurde es recht passabel und wir schwatzen ein wenig mit einem älteren Aussie, der meinte, zu Hause hätten sie üblere Strassen. Ich weiss ja nicht, ob er das nach der Fahrt hoch nach Eagle Plains auch noch sagen würde.
Wir machten trotz leichtem Schneefall ein Feuerchen und brieten uns darauf die Maiskolben zu den grünen Nudeln und den Steaks, welche wir auf dem Gasherd zubereiteten.
Die Nacht wurde dann bitterkalt und auch am Sonntagmorgen schneite es noch leicht. Die Strasse vom Engineer Creek südwärts wurde aber besser und wir kamen zügiger voran. Der Anstieg in die Ogilvie Mountains mit der Passhöhe auf über 1'200 Meter über Meer war gut zu bewältigen, auch wenn teilweise Schnee am Strassenrand lag. Die Aussicht auf die Ogilvie Mountains war dann leider eher schlecht, da immer noch tief hängende Wolken im Weg waren.
Danach ging es hinunter zum Tombstone Campground. Dort machten wir noch kurz Halt beim Interpretive Center und schauten uns die Ausstellungen ein wenig an. Aber es gab kein langes Halten, noch ein paar überfällige Birnen und dann ging es weiter auf den letzten siebzig Kilometern Schotter.
Besser, da trocken, aber teilweise immer noch mit tiefen Schlaglöchern. Und dann hatten wir endlich wieder Asphalt unter den Rädern und schaukelten mit 90 Km/h Dawson City entgegen.
Hier haben wir auf dem Goldrush-Campground mitten in der Stadt für eine Nacht eine Campsite mit Wasseranschluss und Strom gebucht. Das Gratis-WLAN ist eher bescheiden und störungsanfällig, deshalb schreibe ich den Artikel über mein 3/4G-Abo über das getetherte iPhone fertig.
Nicht nur wir sind nun frisch rasiert und gewaschen, Heinz hat auch unser Motorhome von mindestens 50 Kilogramm Dreck befreit, so dass es nun wieder adrett aussieht.
So wie es aussieht, fahren wir am Montag rüber zum Yukon River Campground und bleiben damit noch eine Nacht in Dawson City. Danach werden wir uns über den Top of the World Highway gen Alaska davon machen.
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