Asia 2016, Samstag Hongkong
Nach dem Aufstehen… ach, das kennt Ihr ja bereits.
Kurz nach 11 Uhr verliess ich das kühle Hotelzimmer und ging in den sonnigen (!) Morgen hinaus. Das Wetter hatte prächtig aufgeklart und ich ging zu Fuss zum Star Ferry Terminal.
Die Fähre brachte mich in wenigen Minuten rüber zum Central.
Ich latschte ein wenig rum, bis ich ein Tram erspähte. Dann fuhr ich rund eineinhalb Stunden mit dem Tram irgendwo in der Stadt herum. Ich hätte gesagt, mehr oder weniger der Des Voeux Road entlang nach Westen und wieder zurück. Irgendwann landete ich in Wan Chai und stieg wieder aus. Hier spazierte ich ein wenig durch die engen Seitenstrassen mit ihren kleinen Märkten.
Überhaupt, mich hat erstaunt, wie viele Klein- und Kleinstläden es hier gibt. Wo es bei uns riesige Filialen und Verkaufsflächen gibt, ist hier an jeder Ecke, in jeder Seitengasse ein «Lädeli», wo auf wenigen Quadratmetern irgendwelche Waren feilgeboten werden. Von einer Juwelier-Kette erspähte ich sicher zwanzig Filialen auf wenigen Kilometern. Auch Esswaren werden feilgeboten, meist Suppenküchen, wo eine alte Frau irgend etwas in einem Topf umrührt.
Um 14 Uhr musste ich zurück beim Hotel bzw. nebendran sein, damit ich die Kleider beim Schneider abholen konnte. Ich wurde schon erwartet und probierte zur Sicherheit nochmals alle Anzüge und auch ein Hemd an.
Alles passte und der indischstämmige, in Hongkong geborene, Verkäufer versuchte vergeblich ein letztes Mal mir noch eine weitere Hose oder einen Mantel aufzuschwatzen. Der Preis purzelte runter, der Schneider habe doch noch die Skizzen bereit und er müsse nur noch loslegen, ich hätte die Hose dann auch am Sonntag fertig. Als ich ihm weiterhin schnöde die kalte Schulter zeigte, wirkte er dann leicht beleidigt. Sein Onkel, der ruhig in der Ecke hockte und zwischendurch ein paar Chinesen eine Krawatte verkaufte, lächelte entspannt.
Ich liess mir dann noch zwei separate Quittungen schreiben, schliesslich waren ja zwei Hosen für Thomas dabei, der darf die selbst verzollen.
Dann verliess ich mit zwei Plastiksäcken und einem Anzugsack den Laden. Wenn ich das nächste Mal hierher komme, lege ich vorher genau fest, was ich alles kaufen will. Denn nun hatte ich mein Kleiderbudget für die nächsten drei Jahre geplündert
Und nochmals ging es mit der Fähre nach Hongkong rüber, die Schatten wurden schon langsam länger.
Drüben nahm ich auf Empfehlung von Erich den Bus Nr 15 gleich bei der Fährstation zum Victoria Peak hoch. Ich hatte Glück und war einer der ersten beim Einsteigen und konnte mich an einen Fensterplatz setzen. Der Bus wurde dann proppenvoll (wobei ich in Südamerika schon vollere Busse erlebt habe). Er keuchte dann mit all den Leuten die Kurven hoch und durch den Stau kurz vor dem Gipfel. Auch oben war ein riesen Gewusel bei der Busstation. Und schon vor Sonnenuntergang hatte es einen grossen Rückstau bei der Peak Tram Station.
Während sich die Sonne langsam hinter den Wolken versteckte, machte ich mich auf den Weg auf der Lugard Road einen Ausblick über die Stadt zu erhaschen.
Unten wurden langsam die Lichter angemacht, oben die Blitzlichter
Aber natürlich hatten auch viele Leute ihre Profi-Ausrüstung mit Stativ, Fernauslöser etc. mitgebracht. Ich chattete ein wenig mit meinem Vater zu Hause und ärgerte mich kurz, dass ich meine Nikon nicht mitgenommen hatte. Aber das Ding ist mir einfach zu schwer, wenn ich es den halben Tag durch eine Stadt schleppen muss. Und mit dem Fotorucksack in die vollen U-Bahnen und Busse möchte ich hier nicht, ich brauche schon so doppelt so viel Platz wie ein Einwohner
Und dann setzte die Nacht ein und die leuchtenden Reklamen erhellten die Stadt. Leider gibt das iPhone hier meist Pixelmüll aus, ist aber ingesamt noch einigermassen gelungen.
Zurück beim Hauptplatz sah ich die Schlange bei der Standseilbahn, die inzwischen mindestens doppelt so lange geworden war. Das Bild von der Busstation konnte ich mir ausmalen. Zwar standen da auch Taxis bereit, welche keine Warteschlange aufwiesen (was wohl auf die Preise schliessen lassen könnte), aber da ich noch nicht viele Schritte getan hatte, beschloss ich, die Old Peak Road zu nehmen und hinunter zu gehen.
In der Mitte der Strecke hasste ich mich dann ein wenig. Oben war es noch kühl gewesen und ich hatte den Schal getragen. Aber der Abstieg von rund 380m auf Meereshöhe runter ging gang schön in die Oberschenkel bzw. Knie und ich kam vom «Bremsen» kräftig ins Schwitzen.
Und so war ich unglaublich dankbar, dass mich mein dritter Sinn (oder was auch immer meine Wege geleitet hat) direkt in die D'Aguilar Street führte, wo eine Beiz neben der anderen auf die amüsierwilligen Leute wartete. Und ich landete direkt vor dem Hong Kong Brew House! Ich hatte mich an den Vorabenden ein wenig kundig gemacht und wusste, dass es hier lohnte einzukehren. 🍻
Mit über 22'000 Schritten und der Höhendifferenz hatte ich mir die Portion Fish & Chips und die zwei Biere verdient. Ein Vedett Witt gegen den Durst und ein Fullers IPA als Genuss. Und zum Knabbern gab es noch Erdnüsschen auf den Tischen, die Schalen kippte man einfach auf den Boden (alte Bartradition).
Etwas knieschlottrig aber frisch gestärkt machte ich mich dann auf den Heimweg mit der U-Bahn, welche mehr oder weniger um die Ecke lag.
Ich schlief danach ausgezeichnet!
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