Asia 2016, Sonntag in Hongkong
Oh, ja, eben wie immer, laange geschlafen, im Internet gesurft, mal vorsichtshalber den Koffer gepackt, ausgiebig gefrühstückt und dann erst kurz nach Mittag los.
Erich hat mich ja gewarnt, fahr nicht am Sonntag nach Lantau, da hat es Millionen Leute… War gar nicht so, es war Ostersonntag, da hatte es Milliarden 😁😁😁
Ich fuhr, um das schöne Wetter noch etwas zu geniessen, wie üblich mit der Fähre nach Central rüber.
Drüben nahm ich die orange U-Bahn nach Tung Chung. Die war mittelprächtig belegt, was mir etwas (falsche) Hoffnung machte. Unterwegs waren es mal mehr, mal weniger Leute, die unter anderem zum Disneyland fuhren oder von dort einstiegen.
In Tung Chung kaufte ich mir (glücklicherweise) ein Mineralwasser. Denn vorne beim Zugang zur Seilbahn hatte es Kundenlenker und Tafeln, welche meinten, es gehe rund 90 Minuten bis zum Ticketoffice. Ich überlegte mir kurz, ob ich wieder nach Hongkong zurück sollte, blieb dann aber doch dort. Die Sonne war noch nicht zu stark und ich hatte ja mein Baseballcap dabei.
Es ging rechts am Lift vorbei, hinten über die Strasse, dann die Rolltreppe hoch, in Richtung rechts über die ganze Fussgängerbrücke, dann wieder zurück und dann war ich fast oben. Nach ziemlich genau 90 Minuten, rechnen können die also und heute auch ohne Abakus
Von da an ging es dann keine zehn Minuten mehr und ich sass mit einer vermutlich malayischen Familie mit drei Mädchen, die allesamt lustige Strickmützen trugen (es ging ja auf die Berge) und einer chinesischen Frau und deren Eltern in der Kabine und schwebte bergwärts.
Nach gut 20 Minuten war ich oben und kaufte mir in der Bergstation ein paar Salzstangen. Also ich dachte, das seien Salzstangen, die waren dann eher süsslich. Egal, etwas zu knabbern. Der Buddha sah von Ferne immer noch imposant aus und die Warteschlangen gleich beim Busbahnhof nebenan auch.
Eigentlich wollte ich im Angesicht der fortgeschrittenen Zeit und der enormen Warteschlangen gleich mit dem Bus wieder runter.
Aber mein Follower Morvjn meinte, es lohne sich. Also schlenderte ich unschlüssig zum Fusse des Monuments und schaute mir die Treppen an. Dann gab ich mir einen Ruck und stieg mal die 240 Stufen (ja, ich habe sie gezählt) bis zum Fuss des Buddha hoch.
Oben gab es eine wunderschöne Aussicht über die Buchten und Inseln rund um Lantau. Im Innern des Buddha hat es Ausstellungen (Fotos verboten, ich habe mich daran gehalten) und Totentafeln. Natürlich in chinesischen Schriftzeichen.
Ich kehrte dann zum Parkplatz zurück und nahm aber nicht den Bus nach Tung Chung, sondern den nach Tai O. Ebenfalls eine Empfehlung von Erich. Allerdings war er wohl früher dort und konnte noch einen Ausflug machen. Bei mir war es halt bereits spät – wir trafen erst kurz vor sechs Uhr Abends ein, gleich zum Sonnenuntergang.
Auch hier, eine enorme Warteschlange, welche mich mal erst ein wenig das Städtchen erkunden liess. Der Markt ist eng und es riecht unter anderem danach, was hier auch verkauft wird
Ich widerstand der Versuchung, von einer der Küchen etwas zu kaufen. Es roch zwar gut und die Ware wurde auch fleissig gekauft, aber es stand ja noch eine lange Busfahrt bevor. You never know…
Ich lief dann an einen älteren Herrn, es stellte sich heraus, dass er 58 Jahre alt war, welcher eine Unterhaltung begann. Er führte mich dann ein wenig durch das Städtchen und wir sprachen über alles mögliche. Am Schluss landeten wir beim Fluss, wo sich eine schöne Aussicht über das relativ ruhige und friedliche Tai O ergab.
Er bot mir dann aus einer Plastikverpackung in einer seiner vielen mitgeschleppten Taschen eine kleine Frucht an. Sie hatte die Farbe einer Orange und die Grösse einer Cherrytomate. Er selbst ass davon. Was hättet Ihr getan? Genau, f… you Bedenken! Das Ding schmeckte auch wie eine Orange mit Schale. Etwas Bitter, fruchtig und süss/sauer zugleich. Er war wirklich sehr liebenswürdig und ich fragte mich, wann er aufs Geschäftliche komme
In der Tat packte er kurze Zeit später mit chinesischen Schriftzeichen bemalte Tütchen hervor und erklärte mir lang und breit, was das darauf bedeute. Er war überhaupt nicht aufdringlich, aber schlussendlich bekam er einen Obolus und ich die Couverts. Danach gingen wir in einem weiten Bogen durch das Dorf zurück zur Bushaltestelle. Hier waren die Schlangen nicht kürzer geworden. Es hiess nochmals rund eine Dreiviertelstunde anstehen, bis ich in den Bus nach Discovery Bay einsteigen konnte. Der nette Herr blieb bis zur Bustüre bei mir und wünschte mir ein langes Leben, viel Glück und vielleicht doch noch eine Frau und Familie
Ich hatte wiederum Glück und bekam einen guten Sitzplatz im Bus, welcher sich bis auf die Stehplätze füllte. Neben mich setzte sich eine zierliche, alte Chinesin, deren Hand während der Fahrt mindestens dreimal vom Griff am Vordersitz herunterfiel, bis es ihr auch egal war und sie an meiner Schulter friedlich einschlief. Auch ich döste zweimal weg und so war die Fahrt doch irgendwann zu Ende und es hiess auf die bereits wartende Fähre spurten.
Die Überfahrt nach Hongkong dauerte etwa eine Stunde, wobei mir dort die Star Ferry vor der Nase wegfuhr. Aber die verkehrt ja eh alle zehn Minuten.
Während der Überfahrt chattete ich ein wenig mit meiner kleinen Schwester, welche gerade mit meinem Papa bei ihren Schwiegereltern zu Besuch war. Ihre Schwägerin, Summer, welche aus Hongkong stammt, bekam gerade ein wenig Heimweh von meinem Livebericht.
Da es von der Fährstation nur ein paar Schritte war, beschloss ich zur Feier des langen Tages nochmals ins «Sen Ryo» zu gehen und dort – wie Erich empfahl – «à la Carte» zu Essen. Bei der Ankunft wurde ich höflich darauf hingewiesen, dass das Restaurant nur noch eine Dreiviertelstunde Bestellungen entgegennehme. Das reichte mir aber gut.
Ich stelle vor, ein eiskaltes (ja, mit einem Eisklumpen drin, ev. weil das Glas so kalt war?) Asahi.
Dann ein Tellerchen Ngiri (Erichs Empfehlung, die «Seared Olive Flounder Muscle» links, danach Tunfisch, anschliessend Ebi und nochmals Tunfisch mariniert).
Dann ein Zwischengang mit «semi fatty tuna Sashimi». Hier gibt es so viele Sorten Tunfisch (ja ich weiss, ich muss ein schlechtes Gewissen haben, weil die bald ausgerottet sein könnten)!
Und zum Schluss noch meine Lieblingsspeise, eine Rolle Maki Sushi mit in Tempurateig frittierten Garnelen.
Danach ging ich happy und rund 40 Franken (ein Schnäppchen) ärmer zurück zum Hotel. Der Espresso und die Apple Tart mit Vanilleeis waren der Schlusspunkt, wobei die Apple Tart schöner aussah als sie schmeckte (der Teig hatte einen leicht bitteren Nachgeschmack).
Es war ein schöner Tag! Und ja, es hatte viele Warteschlangen, aber ich war ja gewarnt und es hat sich trotzdem gelohnt.
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