Die Glaser waren da… (FTTH)

Nachdem die Stadt Bern bzw. EWB ja schon vor längerer Zeit mal angekündigt hatte, dass Bern nicht immer als langsamste Stadt gelten möchte, hat es nun geklappt. Ich habe Glasfaseranschlüsse im Haus, das sogenannte Fiber to the home (FTTH). Aber zur Geschichte.

Februar 2013

Auf dem Trottoir vor unserem Haus sind Markierungen zu sehen.

März 2013

Als ich zur Arbeit will, baggern da drei Leute von einer Baufirma ein Loch ins Trottoir. Ich erlaube mir nachzufragen und bekomme zur Antwort, dass das für «irgend so eine Installation von Swisscom und EWB» sei.

Meine Nachfrage beim Liegenschaftsverwalter (wir sind Stockwerkeigentümer) meinte der, dass im 2012 mal eine Info an ihn gekommen sei, aber anscheinend auch direkte Infos an uns erfolgt hätten sein sollen.

Zehn Tage später habe ich eine Mail von einem anderen Eigentümer. Offenbar war eine andere Baufirma an der Haustüre und wollte bei mir im Keller ein Loch nach draussen buddeln. Schade halt… Ich schliesse den Keller auf und lasse ihn offen.

Mein damaliger Provider Netstream weiss eh gar nichts von den kommenden Möglichkeiten.

April 2013

Irgend eine Baufirma stösst ein Rohr vom Trottoir in meinen Keller. Die Sauerei wird recht ordentlich weggemacht. Nur die Weinflaschen haben jetzt halt eine Staub-/Gipsschicht.

Ein paar Tage später liegt plötzlich ein Bündel Glasfaserkabel in meinem Keller.

Juli 2013

Ich frage mal den Verwalter, ob es News gäbe. Er meint nur, dass sich jemand bei mir melde.

Nachdem mein Provider immer noch keine Idee von IPv6 hat, wechsle ich mal zu INIT7. Der Fredy Künzler hat ja quasi das Protokoll in die Schweiz gebracht :-)

August 2013

Irgendwer war mal wieder im Haus und hat die Kabel in einem schönen Stahlkanal von meinem Keller zum Verteiler vis-à-vis des Elektroverteiler gezogen und dort einen sogenannten BEP (Building Entry Point) - Kasten montiert. Ich lasse den Keller zur Sicherheit weiterhin offen.

Irgendwann wird noch ein Kabelkanal bis ins EG gezogen und dann heisst es, die Arbeiten seien abgeschlossen. Nur müsse dann noch eine Vermessung der Kabel stattfinden.

Die Monate gehen ins Land… irgendwann sind die Vermessungen auch abgeschlossen… die Monate gehen ins Land.

Februar 2015

Das EWB meldet sich und meint, dass sie nun auch unter die Provider gehen werden. Offenbar wird das Thema FTTH wieder aktueller. Mein Provider INIT7 hat ja auch schon länger sein synchrones GBit/Ethernet - Angebot Fiber7 lanciert.

Ich frage mal scheu bei meinem Provider nach und Fredy meldet sich wenig später mit Details zur Installation. Offenbar werde es Mai bis Juni, bis Fiber7 in Bern verfügbar sei.

Mai 2015

Da ich die Probleme in einem alten Haus kenne, frage ich mal scheu bei einem akreditierten FTTH-Installateur nach, ob er vorher mal vorbeikommen könne. Ich erfahre, dass die Claims im Glas-Eldorado abgesteckt seien. Zitat:

Die Strasse nn in 3nnn Bern befindet sich leider nicht in einer von uns erschlossenen Mikrozelle.

Deshalb haben wir weder Einsicht in die Dokumente von Energie Wasser Bern, noch dürfen wir in dieser Zelle Glasfaserinstallationen tätigen.

Während ich mit INIT7/Fiber7 die Abo-Details kläre, finde ich heraus, wer für unser Haus zuständig ist. Der Projektleiter erklärt sich bereit, bei mir vorbeizukommen um die Situation gemeinsam zu prüfen.

Juni 2015

Ich finde einen Termin mit dem Projektleiter und er kommt vorbei. Gemeinsam öffnen wir den Kasten beim BEP und stellen fest, dass sechs Faserbündel à 4 Fasern ins Haus hineinkommen. Hätte ich nicht gedacht, da die Vorbereitung ja wirklich chaotisch war. Es sind vier Parteien im Haus, aber ich habe eigentlich zwei Wohnungen. Der Projektleiter macht sich fast ins Hemd vor Angst, mir Details zu sagen. Ständig verweist er auf EWB und dass er nachfragen müsse. Schlussendlich schafft er es, mit EWB zu klären, dass das Faserbündel 04.01 für mein Büro verwendet werden darf.

Juli 2015

Ich werde von der Firma des Projektleiters angerufen und man teilt mir einen Termin für die Installation zu. Ich teile denen mit, dass ich bereits mit einem PL gesprochen hätte. Wussten sie nicht…

Zwei Monteure kommen vorbei und finden nach erstaunlich wenig Zeit (ca 1 Stunde) heraus, wo die Kabel vom Keller bis in den dritten Stock und von meiner Wohnung in mein Büro führen. Zum Glück erkläre ich Ihnen, welches Bündel sie hochführen müssen. Die Installation klappt ganz gut und nach zwei, drei Messungen sind die Leute zufrieden.

Und siehe da, es brennt schon Licht auf Plug 1. Fiber7 hat am selben Tag den POP 640BUZ in Betrieb genommen.

Ausblick

Aktuell kämpfe ich noch mit Router/Firewall. Darüber schreibe ich aber einen separaten Artikel.

Urs | Samstag 18 Juli 2015 - 3:45 pm | | default | Kein Kommentar
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Die verflixte Wortwahl in der Presse

Schwule sollen alle drei Monate zum HIV-Test!

Schlagzeile im Tagesanzeiger / Newsnetz

So titelte der Tagesanzeiger seinen Artikel der sda vom 12.06.2015.

Worum geht es da überhaupt? Nun eigentlich um nichts Neues! Das BAV hat im März 2015 in seiner Love-Life-Kampagne informiert, dass man sich bei Grippe-Syndromen ausserhalb der eigentlichen Grippe-Saison auf HIV testen lassen solle.

Nun haben ein paar Wissenschaftler vom Unispital Zürich darauf hingewiesen, dass diese Symptome alleine keine gute Indikation sei und man sich bei risikoreichem Sexualverhalten grundsätzlich regelmässig testen lassen solle. An und für sich keine neue Information! Auch, dass in dieser Risikogruppe Schwule eine Mehrheit ausmachen, ist nicht wirklich neu.

Ich habe mir erlaubt, nachzufragen, wer diesen Artikel erstellt habe.

Die sda hat sich dann kurz darauf verwehrt, für den Titel verantwortlich zu sein.

Aber warum titelt der Tagi-Journalist diese sda-Meldung nur so?  Andere Medien, wie das Bieler Tagblatt schaffen es auch ohne diskriminierende Titel:

Auch nach direkter Reklamation via Twitter beim Tagi und über die Melde-Funktion im Artikel steht der Artikel auch heute noch mit diesem Titel im Netz.
Zudem versagte die Kommentar-Zensur völlig, gewisse Wortmeldungen, welche ich mir kopiert habe, wurden erst nach Stunden entfernt. Es ist immer wieder erstaunlich, wieviele Menschen (hauptsächlich Männer) abstruseste Vorstellungen über das Sexualverhalten von Schwulen im Normalfall haben (Verwechslung von Homosexualität mit Pädosexualität, Themen wie Cruising und Klappensex). 

Ich finde Journalisten sollten sich über die Kraft ihrer Worte besonders im Klaren sein. Auch wenn es sich «nur» um die Publikation eines sda-Artikels handelt.

Mich machen solche Worte besonders wütend, weil auch ich in meinem Bekanntenkreis genügend Schwule kenne, welche wie der eine Leserbriefschreiber, seit Jahren in Beziehungen leben und auch sonst verantwortungsvolle Menschen sind.

Urs | Sonntag 14 Juni 2015 - 5:57 pm | | default | Kein Kommentar
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Dichtestress beim Coop

Grumpy old Man hatte heute ein wenig Stress mit Einkaufen.

Nun sollte Mann ja grundsätzlich nicht an einem Samstag-Nachmittag Einkaufen gehen, aber wie schon selig Grosimami Lina meinte: «ich bin es halt so gewohnt!».

Aber im Coop Ryfflihof war ich dann echt gestresst, weil am Ende der Rolltreppen ein ziemliches Puff herrschte. Ich habe mich in beengten Verhältnissen nie wohl gefühlt und werde im Alter noch heikler.

Also habe ich dem Filialleiter eine Mail gesandt. Mal schauen, ob ich Feedback bekomme.

Guten Tag Herr Dreifuss
 
Ich war schon fast aus dem Warenhaus raus, als ich wieder umkehrte, in den zweiten Stock ging und am Kundendienst diese E-Mail-Adresse bzw. Ihr Kärtchen abholte.
Warum?
Ich bin zwei-/dreimal die Woche Kunde in ihrem Warenhaus. So hatte ich auch heute, Samstag, 13. Juni Bedarf und bin ca 15:45 Uhr die Rolltreppe hinunter zum Lebensmittelbereich gefahren. Nun ist der Bereich am Ende der Rolltreppen schon im Normalfall sehr ungünstig. Wie sie sicher wissen, kommen dort von rechts Leute von den Kassen und wollen zur Rolltreppe oder bringen ihre Einkaufswägeli zurück. Zudem holen sich viele Leute einen Einkaufskorb, die aus unerfindlichen Gründen ebenfalls rechts von der Rolltreppe stehen.
Heute war zusätzlich noch eine Doppelreihe mit Früchten im Aktionsverkauf in nur knapp 2 Meter Distanz zum Rolltreppenende aufgestellt. Dort tummelten sich sehr viele Leute und verstopften so den Zugangs-/Ausgangsbereich zusätzlich.
Ich finde solche Situationen mindestens äusserst unangenehm, eher sogar gefährlich. Bei der geringsten Unaufmerksamkeit besteht die Gefahr, dass Leute stürzen und Leute, welche die Rolltreppe hinunterfahren zusätzlich über diese Personen fallen.
Grundsätzlich war auch der Rest ihres Warenhauses heute sehr vollgestellt.
Ich verstehe ja leider die Marketingregeln, nach denen man den Kunden möglichst viele Waren in den Weg stellen soll um sie so zu ungeplanten Käufen zu animieren.
Allerdings sollte man das nicht bis zum Exzess treiben. 
Je nachdem käme sonst die Feuerpolizei zu einem negativen Befund.
 
Im Sinne einer unfallfreien Zeit und eines angenehmen Einkaufserlebnisses grüsse ich freundlich.
 
Urs Müller, Bern

Dazu eine kleine Übersicht, wie das im Coop aussieht.

Schematische Zeichnung Situation Ryfflihof Coop in Bern

Urs | Samstag 13 Juni 2015 - 4:56 pm | | default | Ein Kommentar
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Keine Sonderrechte für Ausländer?

Ich bin mir ja bei der kommenden Abstimmungsrunde vom 14. Juni 2015 ziemlich sicher, was ich einlegen werde. Aber vorgestern erreichte mich und wohl alle Berner Haushalte (Briefkästen) folgender Flyer.

Flyer gegen das Partizipationsgesetz in Bern

Ich bin grundsätzlich gegen Gesetze, welche keinen Nutzen stiften. Warum? Einfach, weil jedes Gesetz:

  • Produziert (formuliert)
  • Gegengelesen
  • Übersetzt
  • Publiziert
  • Beachtet (durch Juristen, Gerichte etc.)
  • und im Laufe der Jahre weiter überarbeitet und gegengeprüft werden muss

sprich, Kosten verursacht, die Komplexität der Rechtssprechung erhöht und das Leben komplizierter macht.

Wenn ich dann lese, dass zB in Burgdorf ein Ausländerantrag noch nie genutzt wurde oder auch in Luxembourg die entsprechenden Rechte praktisch nicht genutzt werden, so frage ich mich schon, warum es dann ein Gesetz braucht.

Nota bene sind in unseren Parlamenten viele Secondos bzw. eingebürgerte Politiker anzutreffen. Also würde es wohl einem Verein einfach fallen, über eine solche Person einen gleichartigen Einfluss zu nehmen, wie es das Partizipationsgesetz verspricht.

Aber was tun unsere lieben Mitbürger Stan & Ollie? Sie machen einen primitiven Flyer, der die Wirklichkeit bis zum Absurden verzerrt und werfen gutes Geld und Arbeitszeit unserer Pöstler auf, um Stuss zu erzählen.

Natürlich können Schweizer nicht ein paar Stimmen sammeln und dann das Parlament mit einem netten Vortrag vom Beharren auf Parteipositionen, stundenlangen referieren über Details oder weiteren eher weniger sinnhaften Dingen abhalten.

Aber das Partizipationsgesetz gibt auch kein Jota mehr Rechte, als so einen Vortrag zu halten. Kein Parlamentarier muss zuhören, eine Tätigkeit daraus abhalten. Alles reiner Goodwill!

Unsere Rechte als Stimmbürger gehen da massiv weiter. Und diese Rechte nutzen ja Stan & Ollie auch häufig, um die Staatskanzlei mit Abstimmungen zu beschäftigen. Die dann wirklich Geld kosten und den Apparat beschäftigen.

Also Fuchs & Igeli, lasst solchen Sch…! Druckt besser gratis Klopapier für die Stadtbevölkerung, von mir aus mit Sünneli.

Und ich überlege mir jetzt ernsthaft, doch für dieses nutzlose Gesetz zu stimmen. Euch zuliebe!

Urs | Mittwoch 03 Juni 2015 - 11:08 pm | | default | Kein Kommentar
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Dürfen «Nazis» kochen?

Ich kann es nicht lassen…

Twitter ist ja eine meiner Inspirationsquellen. Ich habe auch einen Facebook-Account (hat Mann ja als Mensch fortgeschrittenen Alters). Es käme mir jedoch nie in den Sinn, mich mit irgendwelchen unbekannten Leuten zu befreunden. Bei Twitter ist das anders. Ich folge Leuten, weil ihre Tweets informativ, lustig, tiefgründig, abgründig, unterhaltsam, nachdenklich, vielleicht sogar nervig bis ärgerlich oder sonst etwas sind. Da hat es Leute dabei, welche eher liberal oder gar libertär sind. Einige sind christlichen Parteien zugewandt, andere bewegen sich eher gegen rechts. Einen grossen Teil würde ich aber links, fast bis an die Kante zuordnen. Ich hoffe, niemand fühlt sich auf den Fuss getreten :-)

Nun spühlte mir jemand aus diesem Kreis folgenden Tweet in die Timeline: 

Im verlinkten Watson-Artikel schreibt Philipp Dahl unter dem Titel «Hier kocht der Fascho» über eine umstrittene Person aus dem rechtsnationalen Umfeld. Die Person, welche in einer Koch-Show bei TeleZüri einen Auftritt als Hobbykoch hatte, wird in Art einer Homestory mit ziemlich gehässigem Unterton portraitiert. Die Abschnitte sind jeweils mit den, ziemlich schwer erträglichen, hass- bzw. gewalterfüllten, Songtexten der Band unterlegt. Dem Autor des Watson-Artikels war es offenbar sogar Wert, die (zwar verpixelten) Bilder der Kinder des Portraitierten abzubilden.

Auf Twitter habe ich dann etwas «nachgestochert»: 

Erwartungsgemäss kam es dann zu einem «Ja, aber…».

Man verstehe mich, ich habe keine Sympathien für Extremismus, weder religiösen noch politschen. Wer zu Hass gegenüber Anderen aufruft, dem soll kein Gehör geschenkt werden!

Kein Gehör für seine Meinung zu den inkriminierten Themen. Aber auch sonst kein Gehör?

Warum soll so eine Person nicht in einer Kochsendung auftreten? Weiss man den Namen, findet man via Google oder Wikipedia schnell heraus, um wen es sich handelt und welche Ideologie dahinter steckt. 

Für einige Linke, welche natürlich nur für das Gute und Aufrechte einstehen, kommt so etwas nicht in Frage. Der «Nazi» ist ein Böser und als solcher kein Mensch, also auszumerzen. Siehe Kreideschrift am Boden…  «Der Nazi muss sterben!»

Sprayereien und Kreidezeichnungen am Bundesplatz, anlässlich einer Flüchtlingsdemo

Toleranz muss nicht das Tolerieren von Taten bedeuten, aber es wäre sicher gut, einander als Menschen zu akzeptieren und vielleicht sogar, einander zwischendurch mal zuhören. Man kann es ja sogar mal wagen, für ein paar Sekunden zu versuchen, in die Schuhe des Anderen zu schlüpfen.

Urs | Mittwoch 20 Mai 2015 - 8:24 pm | | default | Kein Kommentar
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Platz da!

Also letzthin habe ich doch der Karin etwas versprochen… Am Anfang stand ein Tweet 

Kurz vorher hatte sich ein Zugsreisender darüber beschwert, dass er zur Hauptverkehrszeit von einer Gruppe mit Reservation vertrieben worden sei. 

Zeit, das Thema kurz auszuleuchten.

Arten von Reservationen

Wir unterscheiden Einzelplatzreservationen und Gruppenreservationen. Einzelplatzreservationen gibt es im innerschweizerischen Verkehr noch nicht sehr lange (gut, inzwischen wohl auch schon 20 Jahre oder so?).

Gruppenreisen

Gruppenreisen werden im SBB System PLABE verwaltet und dienen der Lenkung von Gruppen ab 10 Personen. Damit versucht man zu verhindern, dass Züge überlaufen. Gleichzeitig kann man die Anschlüsse besser sicherstellen oder Ersatztransporte organisieren. Als Züge noch häufiger mit Einzelwagen (anstelle mit Pendelzügen) geführt wurden, wurden an Grossreisetagen oder bei grossen Gruppen manchmal sogar Verstärkungswagen an gewisse Züge angehängt. Ein Verstärkungs«päckli» von einem Steuer- und zwei Reisezugswagen gibt es zwar immer noch, sind aber sehr aufwändig einzusetzen. Die reservierten Wagen oder Abteile werden (wo möglich) an den Wagenfenstern mit A4-Klebezetteln markiert (jeweils eines in Fahrrichtung links und rechts).

Einzelplatzreservation

Im innerschweizerischen Fernverkehr können seit einiger Zeit Plätze für Einzelreisende reserviert werden. Dies jedoch jeweils nur in einem Wagen der ersten und der zweiten Klasse. Früher waren das die Wagen 11 (1. Klasse) und 21 (2. Klasse). In allen anderen Wagen sind keine Reservationen möglich.

In den genannten Wagen gibt es ein Abteil (4+2 Plätze in der ersten Klasse und 4+4 Plätze in der zweiten Klasse), welches für die sogenannten Expressreservationen vorgesehen ist. Diese Plätze sollten mit Dauerzetteln bezeichnet sein. Beispiel aus einem Tweet von Fabio Zappa.

Dieses System ist dem Umstand geschuldet, dass Reservationen über zB die SBB App bis zum Zeitpunkt der Abfahrt des Zuges möglich sind. Da ist eine separate Bezettelung nicht mehr möglich. Das sind also sozusagen «Schrödingers Sitzplätze». Sie sind so lange frei, bis jemand kommt und mit einer Reservation seinen Anspruch erhebt.

Die übrigen Plätze haben einen «Reservationsschluss» vom Vorabend. Pro Zug und Wagen werden die gelben Reservationszettel an den Zugsausgangsbahnhöfen (d.h. für Reservationen von Bern ab 18:02 nach Zürich HB in Brig) ausgedruckt und von einer Person der «Zugvorbereitung» bei den Plätzen angebracht.

Ach ja, und die Platzreservation kostet 5.00 Franken pro Platz. Also meines Erachtens wohl keine Option für Pendler, welche jeden Tag die selbe Strecke mit möglichst dem selben Zug reisen… Dachte ich, die Kollegin C.P. belehrte mich eines besseren. Sie hätte da eine Person in der Ostschweiz, die sich diesen «Spass» leiste!

Geht es mal schief?

Klar… Leider. Was schiefgehen kann, geht auch mal schief. Möglichkeiten:

  • Böswilligkeit.
    Vandalen gibt es überall, also auch bei Reisenden. Zettel können einfach herausgenommen, weggeworfen werden.
  • Fehler
    Das Bezetteln geht vergessen (Personalmangel, Durcheinander wegen Störungen etc.)
  • Fahrplanprobleme
    Der Zug kommt zu knapp zum Bezetteln an. Eventuell muss eine Zugskomposition sogar vorzeitig gewendet werden und kommt gar nicht zum ursprünglichen Zugsausgangsbahnhof.
  • Geändertes Material
    Eine Zugskomposition musste kurzfristig ersetzt werden. Das Ersatzmaterial hat nicht das selbe Layout (Anzahl Plätze/Nummern).
  • IT-/Druckerstörung
    Gibt es ja nie ;-)

Grenzüberschreitender Verkehr

In Zügen, welche aus der Schweiz ins Ausland fahren (zB ICE Berner Oberland - Basel - Deutschland) oder umgekehrt, können Plätze im ganzen Zug reserviert werden. Sonst gilt das oben Geschriebene weiterhin.

Zettel drucken ist doch out?

Was man im Ausland teilweise sogar mehrheitlich sieht, ist die elektronische Anzeige der Platzreservation. Anfänglich (zB im ICE 1 bis vor einiger Zeit) wurden die Daten per Diskette (!) in den Bordrechner geladen. Heute könnte man das über eine entsprechende Fahrzeugplattform direkt einspielen.

Aufgrund der tiefen Reservationsrate in der Schweiz lohnte sich bisher eine entsprechende Ausrüstung der Schweizer Züge mit elektronischer Anzeige nicht. Wenn meine Informationen korrekt sind, werden die in den nächsten Jahren erwarteten Fernverkehr Doppelstockzug (Bombardier) und der Stadler BeNe Fernvverkehrszug mit elektronischen Anzeigen für die Platzreservierung ausgerüstet.

History

Meine erste Berührung mit Platzreservierungssystemen war vor etlicher Zeit, also vor Jahrzehnten :-)

Einzelplatzreservation für Sitzplätze, Liegewagen (Couchette genannt) und Schlafwagen waren nur auf Zügen einer gewisse Klasse (IC, EC, etc.) und im grenzüberschreitenden Verkehr möglich.

Damals musste ich dem nächstgrösseren Bahnhof, Baden, anrufen und meine Reservationswünsche mündlich durchgeben. Datum, Zugnummer, Strecke, Platzwunsch (Raucher!, Nichtraucher, Fenster, Gang, Oben, Unten etc.) und natürlich die Anzahl Plätze. Der Kollege in Baden notierte sich das, übertrug es mit einem Bleistift auf eine Markierungskarte und legte diesen in den Leser des Platzreservationspults (eine Art Telex). Damit wurde dann der Mainframe angewählt und die Daten übermittelt. Die Antwort wurde dann auf eine Platzreservationskarte gedruckt und mir zugesandt oder von Hand auf eine Reservationskarte übertragen.

Die Systeme von SBB (EPR) und DB (EPA) basieren im übrigen auf uralter Technologie (SBB Mainframe und COBOL, DB auf HP NonStop), der im Laufe der Jahre nur marginal angepasst wurde und das End of Life wohl demnächst erreicht haben. Entsprechende Pläne für die Ablösung/Erneuerung sind in der Pipeline.

Fehler im Artikel? Verbesserungsvorschlag? Gerne per Kommentar, Tweet oder Mail.

Urs | Montag 18 Mai 2015 - 8:12 pm | | default | Drei Kommentare
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Erbschaftssteuerreform?

Ich habe den Artikel in iA Writer «töggeled», der meldet mir nun auch prompt 1'555 Wörter. Vermutlich liest das niemand ;-)

Also Kurzzusammenfassung, ich bin aus folgendem Grund gegen die Initiative:
Sie verstösst für mich gegen das Gebot der Gleichbehandlung, weil sie sich nach einem Freibetrag sofort zu einer Flat Tax von 20% aufschwingt und sich nur gegen eine Gruppe von «den Reichen», also dem Feindbild der Initianten richtet. Zudem ist das Prinzip der echten Rückwirkung (Schenkungen werden rückwirkend auf den 1.1.2012) besteuert) äusserst fragwürdig.

Wer weiterlesen mag… auf eigene Gefahr ;-)

Ich habe versucht, mich vorher genügend zu hydrieren und habe das «Chüssi ufem Fänschterbänkli» frisch ausgeschüttelt.

Und ja, in solchen Sachen bin ich ein ziemlicher Prinzipienreiter. Weil meines Erachtens diese Prinzipien das Zusammenleben einfacher machen.


weiter...

Urs | Sonntag 17 Mai 2015 - 07:30 am | | default | Zwei Kommentare
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21. REBE-Reise Irland 2015

Ein Event, über den ich wohl noch nie richtig gebloggt habe, ist die REBE-Reise.

Man denkt wohl sofort an den Wein und tatsächlich, das Projekt-/Produkt-Logo war eine rote Weinrebe auf weissem Grund. Aber eigentlich ging es dabei um die «Reisezugswagenbewirtschaftung».

Zur damaligen Zeit eine noch ohne IT-Unterstützung von erfahrenen Mitarbeitenden erledigte Tätigkeit, den Zügen genügend Wagen zuzuteilen.

Das Projekt nahm den üblichen Verlauf, über Planung, Anforderungserhebung, Konzepte, Realisierung bis zur erfolgreichen Einführung, welche eine höhere Effizienz (=Einsparung von Wagen und Personal) zur Folge hatte. Und selbstverständlich hielt man im Projektverlauf Ausschau, wie andere Firmen und Bahnen mit ähnlichen Herausforderungen umgingen.

Dies gipfelte nach Projektabschluss zu der sogenannten REBE-Reise, welche jedes Jahr grössere Eisenbahnunterhalts- oder Produktionsanlagen in europäischen Ländern erkundet.

Nun muss man wissen, dass einer der Projektleiter, nennen wir ihn der Einfachkeit halber «Mani» die Hoheit über diese Reisen hat. Mani führt in diesem Sinne die – nach meinem Kenntnisstand – undemokratischte Reise der Welt.

Mani, Head of the Group

Warum? Mani bestimmt:

  • Ob es überhaupt wieder eine REBE-Reise gibt!
  • Wann die REBE-Reise stattfindet.
  • Wohin die REBE-Reise führt.
  • Wer teilnehmen darf.
  • Und in bestimmten Parametern, was die Reise kosten wird

Trotz alle diesen Einschränkungen (die man natürlich ständig etwas herausfordert) ist die REBE-Reise ein sehr begehrter Event und man muss zum originalen Projektteam gehört haben oder es sonst wie gut mit Mani haben ;-)

Die 21. REBE-Reise führte uns diesmal nach Irland, zur Iarnród Éireann, der irischen Eisenbahn.

Anreise

Selbstverständlich wählte Mani nicht die einfache Art, einen Flug nach Dublin. Wir Eisenbahner fuhren logischerweise mit dem öV hin.

Die Reise startete am Mittwoch-Morgen um 8:34 Uhr in Basel SBB und führte uns per TGV nach Paris Gare de Lyon. Dort kamen wir um 11:37 pünktlich an um uns sogleich in den Katakomben zur RER Linie D zu begeben.

TGV Lyria in Basel SBB

Mani hatte uns allen ein Ticket für das U-/S-Bahnsystem in die Hand gedrückt, was natürlich trotzdem dazu führte, dass mindestens ein Reiseteilnehmer vor der Barriere etwas hektisch zu suchen begann (nein, es war nicht der Autor).

Die RER brachte uns in kurzer Zeit zum Gare du Nord, wo wir uns zum Check-In für den Eurostar einreihten. Die Passkontrolle war effizient und freundlich und so standen wir wir kurze Zeit später bereits in der Wartehalle.

Kollege Max hat immer Mitbringsel für die durstigen Seelen und so bekam ich passend, ein Müllerbräu in die Hand gedrückt.

Eine Büchse «Müllerbräu» aus Baden

Um 12:50 Uhr begann das Boarding und kurze Zeit später sassen wir in unseren Sitzen bereit für die Abfahrt um 13:10 Uhr. Die Fahrt im Eurostar ist anfänglich sehr schön, weil man parallel zur Autobahn dahinflitzen kann und die langsamen Lastwagen und Autos bestaunen darf.

Die Mahlzeit war leider nur kalt, aber der Service prompt und so waren wir nach kurzweiliger Fahrt um 14:39 Uhr in London St. Pancras.

Mittagsmenu im Eurostar von Paris nach London

Hier hiess es die Koffer «röllele» und zu Fuss rund 1 Kilometer zum Bahnhof London Euston zu verschieben. Zum Glück regnete es nicht und so kamen wir im Trockenen gerade rechtzeitig zur Abfahrt des 15:10 Schnellzuges von Virgin hin. Virgin brachte uns durch die regnerische Landschaft nach Chester, wo wir um 17:13 eintrafen.

Doppeldeckerbus am Bahnhof London Euston

Am Perron gab es erst etwas Verwirrung, weil am Perron zwei Zugskompositionen bereitgestellt wurden. Zum Glück machte man uns darauf aufmerksam, dass wir im falschen Teil sassen ;-)

Bahnhof Chester in Wales

Also nochmals raus und dann in den richtigen Teil, der um 17:25 los fuhr, um uns nach Holyhead zu bringen. Die Zeit reichte gerade so für den kurzen Weg zur Fährstation und das Check-In für die Fähre, welche bereits um 20:30 Uhr den Hafen in Richtung Dublin verlassen sollte.

Bahnhof Holyhead

Unterwegs konnten wir für einen kleinen Obulus in die Lounge im Bug der Fähre, welche einerseits eine Aussicht auf den Hafen ermöglichte und andererseits mit freier Getränkewahl brillierte. Den Hunger stillten die meisten Reisenden mit Fish & Chips, aber auch das Curry sei ausgezeichnet gewesen.

Um 23:45 Uhr lief die Fähre dann in den Hafen von Dublin ein. Nach kurzer Zeit hatten wir alle unsere Koffer, aber dann begann der Abtransport mit Taxis zu unserem Hotel, dem Maldron Smithfield. Leider hatte es überhaupt nicht genügend Taxis und unsere Rücksichtnahme auf andere führte dazu, dass wir zwei Letzten erst kurz nach 1 Uhr und erst noch etwas verfroren dort ankamen.

Donnerstag, Dublin erkunden

Angesichts der späten Anreise hatte Mani etwas Rücksicht genommen und wir wurden erst auf 10:00 Uhr zur Reception befohlen. Wir bekamen eine Bus-Mehrtageskarte und wollten dann mit einem Sight-Seeing-Bus (Hop-On, Hop-Off) ein wenig durch Dublin touren.

Dublin Smithfield Square, Warten auf den Bus

Leider ist das Bus-System etwas unzuverlässig. Zudem sollte der erste Bus erst um 10:47 fahren, kam dann aber noch fast eine Viertelstunde zu spät. Die erste Rundfahrt verbrachte ich mehrheitlich dösend und blieb deshalb gleich noch für eine zweite Runde.

Die meisten Kollegen und die Kollegin hatten sich auf der ersten Rundfahrt schon zur Guiness-Brauerei verabschiedet, was ich dann in der zweiten Runde nachholte. Die Führung (Self-Guided) durch das Storehouse ist gut gemacht, für mich allerdings mässig interessant, da ich ja den Brauprozess aus eigener Erfahrung schon recht gut kenne.

Aber ich genoss das «Guiness Tasting» (Einatmen, Schluck nehmen, im Mund rollen, herunterschlucken und ausatmen). Am liebsten hätte ich auch noch gleich eine der Duftstationen mitgenommen, wäre eine Bereicherung für das Büro ;-)

Nach der Führung genoss ich der Bar im 5. Stock im Storehouse eine Flasche vom «Guiness Foreign Extra». Von diesem Bier hatte ich erst gelesen, es ist ausserhalb Irland meines Erachtens schwer erhältlich. Dieses Stout wird nicht mit Stickstoff unter Druck gesetzt (was den üblichen, sehr feinen und lange anhaltenden Schaum erzeugt), sondern mit CO2. Es schmeckte ausgezeichnet und ich genoss dazu ein wenig die Aussicht über Dublin.

Ein Guiness Foreign Extra

Anschliessend wollte ich erst zurück zum Hotel gehen, aber einsetzender Nieselregen gab mir die Ausrede, den Bus zu benützen. Die Zeit bis zum Nachtessen genoss ich das Hotelzimmer und die Ruhe (und die vielen Mails von der Arbeit).

Mani führte uns dann ins «O'Flaherty's», wo uns rustikaleres Essen und Live-Musik erwarten sollten. Mich erwarte eine schlecht beleuchtete Treppe mit einem kleinen Stolperer auf der letzten Treppenstufe.

Mit entsprechend nicht so famoser Laune guckte ich um die Ecke und sah, dass wir einen (eher kurzen) Tisch gleich bei der Bühne hatten. Da wir ja durchaus auch einige Personen aus der «Nicht-Magermodellabteilung» (inkl. mir) dabei hatten, wurde es eng.

Ich sollte am Kopf des Tisches Platz nehmen und das war meiner Laune noch abträglicher. Da ich knapp Platz für einen Teller hatte, orderte ich dann einen Burger, so dass ich von Hand essen konnte. Die Bedienung hatte leider keine Ahnung von Bier, so das sich mich selber an der Bar etwas kundig machte.

Die Musik war handwerklich in Ordnung, allerdings halt sehr laut. Wozu die beiden Männer überhaupt eine Verstärkeranlage brauchten, war mir nicht ganz klar.

Ich erwartete etwas irischen Folk, aber die Beiden wollten es der jubelnden (johlenden?) Gästeschar recht machen und fuhren einmal alle Länder und Wünsche ab. Bei Phil Collins konnte ich noch weghören, aber als sie dann Pink Floyd's «Wish You Were Here!» coverten, war mir das ein Sakrileg zu viel.

Cover Pink Floyd Wish You Were Here

Also verabschiedete ich mich auf französich, kaufte mir unterwegs noch ein feines Founders IPA und genoss dieses alleine im Hotelzimmer.

Freitag, Besuch bei Iarnród Éireann

Der Freitag startete nur unwesentlich früher mit einer Taxifahrt zur Unterhaltsanlage der irischen Bahn in «Inchicore» im Westen Dublins. Hier verwechselte man uns erst mit einer schwedischen Gruppe, weshalb wir etwas hin- und hergeschickt wurden.

Aber Bewegung tut ja nach einem bierseligen Abend durchaus gut.

Anschliessend bekamen wir eine sehr fachkundige Führung in drei Gruppen durch die alten und neueren Anlagen. Hier werden Lokomotiven revidiert, Drehgestelle und Achsen aufbereitet sowie Malerarbeiten erledigt.

Völlig ausgebrannte Lok, welche aufgearbeitet werden soll
Frisch revidierte Drehgestelle für einen Triebwagen

Für uns etwas ungewohnt war, dass sehr viele Tätigkeiten ohne direkte IT-Unterstützung erfolgen. Die erledigten Arbeiten werden auf Papier dokumentiert, welche aber anschliessend in Ordnern abgelegt werden.

Selbstverständlich sind die zu verwendenden Teile in einem SAP-System (Warenwirtschaft, Ordersystem) hinterlegt, die Anleitungen werden prozesskonform erstellt und in einem DMS (SharePoint) abgelegt.

Neu lackierte Lok im Depot

Nach diesem Teil und mit beginnendem Regen transferierten wir zur Dublin Heuston Station, wo wir nach einer allgemeinen Information über die Irish-Rail dann noch zu einer Besichtigung des Control Centers aufbrachen.

Dort erwartete uns eine Führung durch die Relais- und IT-Räume gefolgt von einer kurzen Führung durch den Teil Rail Control (Stellwerk/Sicherheit) und Operation Control (Information, Disposition und Energie).

Man merkt sofort, das Irish-Rail im Zuge der Wirtschaftskrise einen brutalen Sparkurs fahren musste (rund 23% der Stellen wurden abgebaut). Für unsere Verhältnisse wirkte vieles etwas improvisiert. Der Personaleinsatz dünkte uns immer noch grosszügig (bei Löhnen von zB im Unterhalt durchschnittlich 700€ auch machbar), aber die Anlagen waren arg zusammengeflickt (Sammelsurium von PC, Bildschirmen etc.).

Windows XP, geht ja sicher noch ;-)
Aquarium im Kommandoraum, warum auch nicht

Einige Leute blieben dann gleich in der Stadt, andere, unter anderem der Autor, verzogen sich kurz ins Hotel. Bei stärkerem Regen dann mit dem Tram.

Smithfield Square Dublin

Taxis brachten uns um 18:30 Uhr vom Hotel zur «Eatery 120», einem netten Restaurant mit einer sehr guten Küche und noch besserer Bedienung. Hier gab es kein Bier, im Gegenzug tranken wir dafür den ganzen Vorrat des Rioja weg.

Die Portionen waren gut dosiert, so dass zum Schluss auch ein Dessert (Apple Crumble) drin lag. Dass dann noch ein Portwein und zum Schluss sogar ein vom Restaurant spendierter Jameson drin lag, sollte auch noch erwähnt werden. Auch den Spendern in der Gruppe (und der Teilnehmer, welche wegen Krankheit nicht dabei sein konnten) sei grosser Dank mitgeteilt!

Ein Glas Weisswein in «The Eatery 120» in Dublin

Diesmal begab sich der grössere Teil der Gruppe kurz nach 23 Uhr zum Hotel, nur die Hartgesottenen zogen sich nochmals etwas «The Temple» mit Bier und Musik herein.

Samstag, Rückreise Teil 1

Am Samstag hiess es um 9:15 Uhr ausgecheckt bei der Reception zu sein.

Die kurze Tramfahrt zur Euston Station brachte uns rechtzeitig vor der Abfahrt des 10:00 Uhr - Zuges nach Cork dort hin. In der ersten Klasse servierte uns die Minibar noch Kaffee oder Tee und unter viel Geschwatze und mit freiem WiFi fuhr der Zug uns durch die grüne Landschaft.

10:00 Uhr Zug von Dublin Heuston nach Cork

Um 12:35 Uhr (10 Minuten zu früh!) erreichten wir Cork.

Der Bahnhof liegt etwas abseits, so dass wir rund 15 Minuten zu Fuss ins Stadtzentrum gingen, wo wir beim Busbahnhof nach Transfermöglichkeiten fragten. Uns wurde mitgeteilt, dass um 14:00 Uhr ein Extrabus direkt nach Ringaskiddy zur Fährstation fahre.

Die verbliebene Zeit reichte für einen kurzen Gang in ein Pub. Wir verteilten uns etwas. Im xxxx war die Küche aber nicht bereit, weshalb ich nur einen flüssigen Lunch geniessen konnte :-)

Ein Ale von Rising Sons im Poor Relation Grocery Pub in Cork

Der Bus kam leicht zu spät und war dann sehr voll, auch dank der nicht so optimalen Gepäcksituation. Aber dafür war nach einer kurzen Phase des Chaos beim Check-In das weitere Prozedere recht effizient.

Ich war um kurz nach 15 Uhr schon auf dem Schiff und ich nutze die Zeit nun hier in meiner Kabine für die Niederschrift des Geschehenen :-)

Die Fähre lief mit etwa dreissig Minuten Verspätung aus, die vielen Lastwagen und Autos mussten erst in der richigen Reihenfolge an ihren Plätzen stehen.

Als wir aus dem Hafen Corks heraus waren, bekamen wir die Wellen mit. Der Seegang war nicht sehr hoch, aber lang und nicht allen bekam das wirklich gut. Das Buffet war trotzdem gut besucht und sehr abwechslungsreich.

Blick zurück nach Cork
Ausfahrt aus dem Hafen von Cork

Die Abendunterhaltung behagte mir in Kombination mit dem Wellengang nicht wirklich und so ging ich früh in meine Kabine. Erst recht, da wir in der Nacht ja sowieso eine Stunde verloren und schon um 7 Uhr früh am Ziel in Roscoff ankommen sollten. Da ich relativ seefest bin, schlief ich gut.

Wir erreichten Roscoff rechtzeitig und dort erwarteten uns dann auch schon die vorreservierten Taxis für die Fahrt zum 27 Kilometer entfernten Bahnhof von Morlaix.

Dort hiess es rund 20 Minuten ins Dorf runter gehen, nur um festzustellen, dass fast alle Restaurants und Café noch (ev dauerthaft) geschlossen waren. Ein Hotel mit Frühstücksbuffet war offen, aber Kollege Max und ich kauften uns etwas von der Bäckerei und gingen dann gemütlich wieder den steilen Weg zum Bahnhof hoch.

Dorf-/Stadtzentrum von Morlaix mit der Eisenbahnbrücke

Wir bestiegen den 9:21 Uhr TGV zum Pariser Gare Montparnasse. Dort hiess es relativ schnell (knapp eine Stunde Umstiegszeit) mit dem Bus zum Gare de Lyon fahren.

Ankunft am Paris Gare de Lyon

Das klappte gut und bald waren wir im TGV nach Basel. Etwas schwach verpflegt, aber rechtzeitig um 17:26 trafen wir dort ein. Es gab noch ein letztes Hallo und auf Wiedersehen mit den Kollegen bis wir «Berner» uns auf den Weg nach Hause machten.

Fazit: erneut eine schöne Reise mit Kameradschaft und vielen Gesprächen. Wir werden immer älter (Diskussionen über Pension sind an der Tagesordnung) und gemütlicher. Dass alle Anschlüsse geklappt haben, war angesichts des straffen Programms eigentlich schon fast ein Wunder.

«Mani» wünschen wir einen wundervollen, erholsamen Sabbatical! 

Hoffentlich (siehe oben) gibt es auch nächstes Jahr wieder eine REBE-Reise!

Auf Twitter findet Ihr noch ein paar Bilder mehr unter dem Hashtag #REBEReise.

Urs | Samstag 09 Mai 2015 - 5:29 pm | | default | Drei Kommentare

Noch mehr Quatsch auf Lager?

So endete eine kurze Diskussion auf Twitter heute. Ich war sehr wütend und habe die Person mal blockiert. Um es ein paar Minuten später wieder aufzuheben.

Worum ging es? Die von einem Follower retweetete Nachricht besagte, dass Israel ein grosses Rettungsteam ins Katastrophengebiet Nepal entsandt hat. Und der Folgetweet machte dann einen Vergleich zum Einsatz von Deutschland. Ich habe dann geantwortet, dass aus meiner Sicht ein «Grössenvergleich» zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn ergäbe. 

Die Person antwortete erst, dass Israel als klitzekleines Land sehr viel leiste. Dann, dass Soforthilfe not tue, egal ob es vor Ort noch viel Durcheinander gäbe. Ich meinte, es sei nicht gut, wenn sich die Leute vor Ort auf den Füssen stehen. Dann kam die Antwort im Titel.

Ich finde es gut und notwendig, zu helfen. Dass Israel hilft, ist vorbildlich. Dass Israel ein klitzekleines Land ist, ist mir als Bewohner eines klitzekleinen Landes bewusst. Dass Israel sehr gut ausgebildete Strukturen für Katastrophen und Notfälle hat (ja, haben muss) ist mir ebenfalls bewusst. Mir ist aber auch bewusst, dass Israel ein hoch entwickelter Industriestaat ist und im BIP-Vergleich auf Rang 37 (Schweiz = 20) abschliesst.

Aber es geht ja gar nicht um Israel, sondern um Nothilfe.

Meine Argumente, welche wohl auf 140 Zeichen bei Twitter nicht angekommen sind:

  • Auf Erdbeben folgen meist Nachbeben, in Nepal zB erst heute wieder. Diese Nachbeben können nochmals sehr schlimme Schäden zur Folge haben und auch Rettende gefährden.
  • Erdbeben zerstören meist wichtige Infrastrukturelemente wie Brücken, Flughäfen etc. Also wartet man in weit entfernteren Ländern in der Regel, bis vor Ort klar ist, ob man überhaupt Hilfe ins Land und zu den betroffenen Regionen bringen kann.
  • Eine der ersten Regeln in der Nothilfe sind: keine Selbstgefährdung, erst dann retten. Bringt sich eine Hilfemission selbst in Probleme, schadet sie nicht nur sich selbst, sondern auch den eigentlich zu Rettenden, indem sie wiederum Hilfe bindet.
  • Erste Hilfe ist regional am effektivsten, deshalb hat ja auch Indien sofort gehandelt. Bis wir erfahren haben, was los ist und dorthin geflogen sind, sind die Retter der umliegenden Gebiete schon im Einsatz.
  • Hilfe ist eine humanitäre Verpflichtung, aber kein Wettbewerb. Hier gibt es nichts zu gewinnen! Ausser man sucht Prestige, was ich niemandem unterstellen will (auch wenn es leider vorkommt).

Mir sind leider noch viel zu viele Bilder im Kopf von Materiallagern, welche vor sich hinmodern und nie den Weg zu den Hilfebedürftigen gefunden haben.

Urs | Sonntag 26 April 2015 - 2:46 pm | | default | Kein Kommentar
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Je ne suis ni Charlie, ni réfugié

Ein «rant» vom grumpy old man!

Meine Twitter-Timeline und meine Facebook Neuigkeiten sind aktuell voller Meldungen über die Flüchtlingsdramen im Mittelmeer.

Selbstverständlich sind *wir* empört, dass Menschen ums Leben kommen und die *Anderen* nichts dagegen tun! Geht gar nicht, wie haben *wir* damals beim Anschlag gegen die Redaktion des «Charlie Hebdo» kollektiv getrauert und hier tut niemand gar nichts!

Ich weiss ja nicht, wie Ihr funktioniert, aber ich funktioniere wie folgt. Wichtigkeit des Ereignis in absteigender Folge:

  1. Betrifft mich direkt.
    Zum Beispiel, ich werde mit einer Waffe ausgeraubt oder verletzt, werde sehr schwer krank.
  2. Betrifft meine Familie (Eltern, Geschwister, Schwager, Neffe, Nichten) direkt.
    Zum Beispiel, Todesfälle, schwere Krankheit, grosser Verlust (Haus brennt nieder o.ä.) etc.
  3. Betrifft meine Freunde (das sind nicht die von Facebook, sondern im realen Leben). 
    Beispiele, siehe oben
  4. Betrifft meine Mitarbeitenden, Team
    Ein Kollege/eine Kollegin erkrankt schwer, seine/ihre Angehörigen sterben etc.
  5. Betrifft meine Umgebung.
    Das sind zB, Nachbarn, entferntere Arbeitskollegen, einige Leute aus den Social Media, welche mir vertraut geworden sind.
  6. Passiert vor meiner Nase.
    Zum Beispiel jemand wird angefahren oder verletzt sich bei einem Sturz in meiner unmittelbaren Nähe.
  7. Betrifft mich indirekt.
    Dazu gehören Gesetzesanpassungen, welche meine Rechte beschneiden oder mit denen ich überhaupt nicht einverstanden bin (Themen wie Freiheiten, Steuern, Gleichberechtigung etc.).
  8. Passiert in einer Situation, in welcher ich auch schon war oder bald wieder sein könnte.
    Zu diesem Szenario gehören Zugsunglücke, Flugzeugabstürze etc.
  9. Passiert an einem Ort auf der Welt, dem ich stark verbunden bin.
    zB ein Unglück an einem Ferienort, den ich schon mehrmals besucht habe oder an den ich besondere Erinnerungen habe.
  10. Sonstige Unglücke

Für mich gehören die Vorfälle im Mittelmeer leider zur Kategorie 10. Nur damit man mich versteht, jeder Verlust von Menschenleben ist tragisch. Und ich glaube, ich habe (im Einzelfall) genügend Empathie zu verstehen, was ein Verlust für die Angehörigen bedeutet.

Aber jede Stunde sterben gemäss dieser Webseite rund 6'400 Menschen. Hoffentlich (tönt jetzt etwas makaber) sterben viele davon nach einem erfüllten Leben, auf eine einigermassen verträgliche Art und Weise und möglichst im Beisein ihrer Angehören. 

Aber viele Leute sterben viel zu früh, werden ermordet, sterben bei Naturkatastrophen, hatten schwere Krankheiten oder eben… werden von miesen Menschen (Schleppern) auf noch miesere Kähne getrieben und ertrinken.

Solche und ähnliche Geschichten passierten übrigens auch schon bevor es Twitter und Facebook gab. Sogar schon bevor es Fernsehen und Radio inkl. Reportern gab. Sogar, bevor es das Telefon gab. Die Nachrichten erreichten uns einfach viel später in Form von von Zeitungen und Büchern.

Und konkret? Was machen wir jetzt? Was mache *ich*? Nun, ich bin weder ein Gott, Messias noch ein Superheld (auch wenn ich letzteres manchmal sein möchte). Ich habe also keine Antwort…

Das Problem muss in Afrika gelöst werden. Würdet Ihr Eure Kinder oder Angehörigen in einen bewaffneten Kampf gegen afrikanische bzw. arabische Tyrannen und Herrscher schicken? Eine Brücke über das Mittelmeer bauen?

Darüber könnte (müsste) man wohl mehr als nur einen (kleinen) Blogbeitrag schreiben. Aber vermutlich haben schon Leute mit mehr Zeit und Intelligenz ganz viel darüber geschrieben.

Urs | Sonntag 19 April 2015 - 5:19 pm | | default | Kein Kommentar