Die letzte Nacht im Empire Builder von Chicago nach Seattle ist etwas kurz. Einerseits darf man am Abend nochmals die Uhr eine Stunde zurückstellen, andererseits muss man am letzten Tag etwas früher auf, weil der Speisewagen sehr früh schliesst. Und zwar geht das nicht nur nach Uhrzeit, sondern auch nach Tunnel! Nach der Durchfahrt des Cascade Tunnel wird der Speisewagen geschlossen.
Nach dem wiederum geschwätzigen Frühstück ging ich zurück ins Abteil und machte mich langsam bereit für die Ankunft. Die Fahrt entlang des Puget Sound ist sehr schön, nur hatte ich diesmal Bergseite.
Und ehe ich mich versah, fuhren wir fast 45 Minuten vorzeitig in die «King Street Station - Seattle» ein. Noch ein letzter Händedruck mit dem brasilianischen Ehepaar im Abteil nebendran (Enderle, typisch brasilianisch), die auch noch eine Ovo-Schoggi bekamen und natürlich noch eine schwarze Ovo-Schoggi mit einem kleinen «Tip» für Danielle. Nebenan stand der «Cascades» der Amtrak, ein von aussen eleganter Zug. Nächstes Projekt?
Dann durch die Bahnhofhalle (neu renoviert) zum Vorplatz, wenn Mobility doch nur mit zipcars einen Vertrag hätte, wobei auch keine Wagen da waren.
Ich liess mich mit Google zur Haltestelle des Busses lotsen, wobei ich dort feststellen musste, dass ich kein Münz mehr hatte. Blöd wenn der Bus $ 2.50 kostet und man in den USA ja gewöhnlich abgezähltes Geld beim Chauffeur in einen Apparat oder eine abgeschlossene Kiste werfen muss. Ich suchte einen Automaten für Tageskarten, Fehlanzeige. Nach mehreren Gesprächen und Abklärungen hiess es, dass es keine Tageskarten gibt. Aber die Einzelbillette sind jeweils mehrere Stunden gültig für unbeschränkte Reisen in der Zone. Mit Münz gestärkt ging es dann zur Bushaltestelle zurück, wo kurze Zeit später ein Bus Nr 5 losfuhr. Ich hielt mich an Google Maps, das mich aber an einer nicht vorhandenen Haltestelle aussteigen lassen wollte. Und genau dort fuhr der Bus dann als Express etwa drei Kilometer ohne zu halten. Zum Glück war es ein zwar kühler, aber sonniger Morgen und nach der langen Zugfahrt tut so ein Spaziergang zurück gar nicht schlecht.
Das Holiday Inn Express lag praktisch gleich neben der Space Needle, dem Aussichtsturm Seattles. Leider lag es auch an der sehr stark befahrenen Aurora Avenue und die Fenster waren nicht so toll isoliert. Zudem wurde grad noch ein wenig umgebaut, wobei das dann nicht mehr störte. Dafür war der Empfang sehr nett und ich konnte vor Mittag schon ins Zimmer.
Dort machte ich es mir gemütlich und nach längerem Überlegen buchte ich mir doch noch einen Platz für das abendliche Spiel der Baseballmannschaft Mariners gegen die Orioles. Ich hatte die Plätze schon länger im Visier, aber der Preis machte mich etwas schwanken. Aber Ferien sind ja nicht jeden Tag und so ein Spiel auch nicht.
Anschliessend packte ich meine Tasche mit Kamera und allem Zeug, zog - da recht kühl - die Fleece-Jacke an und fuhr mit dem Bus zum Safeco Field, dem Stadion der Mariners um dort das Ticket abzuholen.
Die Leute am Schalter waren sehr freundlich, wurden noch freundlicher als sie mein Ticket sahen und erklärten mir alles. Vor allem hiess es: «Diamond Club, all inclusive. Please come hungry!». Da ich grad Zeit hatte, lief ich vom Stadion zurück in die Innenstadt zur Autovermietung.
Dort holte ich meinen kleinen Stadtwagen, einen Jeep Grand Cherokee ab. Ich fahre sonst nicht solche Monsterwagen, da ich aber in ev. noch schneebedeckte Gegenden fahre, wollte ich mir ein mittleres SUV leisten. Dass es grad sowas wird, naja, säuft wohl auch genügend.
Da die Zeit schon fortgeschritten war, wollte ich nicht mehr zurück zum Hotel und dann mit dem ÖV zum Spiel. Also fuhr ich gleich mit dem Mietwagen zurück zum Safeco Field.
Der Schlaf im Roomette im Obergeschoss des Superliners war ausreichend. Trotz Schaukeln und gelegentlichem Aufwachen war ich am Morgen erholt. In der Nacht hatten wir Minnesota verlassen und mit dem Morgendämmern erreichten wir den Staat North Dakota.
Der in westliche Richtung positive Effekt der Zeitverschiebung machte mich früh wach und so war ich kurz nach sieben Uhr schon beim Frühstück. Ich genehmigte mir einen Amtrak French Toast, Cranberry Juice und natürlich den üblichen wässrigen Kaffee.
Am Tisch sassen schon zwei ältere Damen. Schwestern, wie es sich herausstellte. Die Jüngere pensionierte Armee-Angehörige in Begleitung ihrer älteren Schwester, welche in der Kindheit Polio (Kinderlähmung) hatte und deshalb etwas Hilfe brauchte. Wir unterhielten uns über die Tierwelt und über das Reisen. Etwas, das ich hier im Zug wirklich geniesse. Mit fremden Leuten über das Reisen, die Welt, die Geschäfte und das Leben ganz allgemein zu sprechen. In Rugby, North Dakota, passierten wir offenbar das geographische Zentrum von Nordamerika. Wenn man sich mit sonst nicht schmücken kann 
In Minot gab es einen grösseren Aufenthalt und wir konnten uns ein wenig die Beine vertreten. Die armen Raucher freuen sich natürlich erst recht darüber, schliesslich ist der ganze Zug strikte Nichtrauchergebiet. Wer sich erwischen lässt, wird am nächsten Bahnhof rausgeschmissen und den lokalen Behörden übergeben… wird mindestens angedroht.
Es lag noch viel Schnee um den Bahnhof herum. Überhaupt sah ich auf der ganzen Reise viel Schnee und Wasser. Der Winter war extrem schneereich und das Tauwetter setzte ganze Landstriche unter Wasser. Während ich mit einer Kollegin über FB chattete, sah ich mir den Bahnhof näher an. Und tschalpte fast in die Löcher im Perron. Immerhin hat der Bahnhof zwei Mobile-Lifte für Rollstuhlfahrer, in dieser Hinsicht also modern.
Weiter durch das kühle, noch mit viel Eis bedeckte North Dakota.
Und dazwischen immer mal wieder einen Halt mit der Gelegenheit, ein wenig frische Luft zu schnuppern und mit dem iPhone herumzufotographieren.
Die Fahrt führte uns weiter nach Montana, wo die Prärie ebenfalls noch im Winterschlaf lag. Das Gras noch gelb, die Bäume ohne Blätter oder Austriebe.
Am Nachmittag gab es als Überraschung und nur für die Schlafwagenpassagiere eine gratis Wein- und Käseverkostung im Speisewagen. Organisiert von den Schlafwagenschaffnerinnen, welche selbst zugaben, keine Ahnung vom Käse und vom Wein zu haben. Egal, der Wein war nicht schlecht für die Region (Washington State). Einen etwas süssen Gewürztraminer, einen Chardonay, welcher mich vom Bouquet her eher an einen Sauvignon Blanc erinnerte, einen Cabernet Sauvignon und zum Abschluss noch einen recht guten Malbec, der eher zu einem Braten gepasst hätte. Dazu gab es Cracker und drei eher milde Käse. Und wer die Rätsel löste, konnte die angefangenen Flaschen gewinnen. Dazu waren etwas vertiefte Englischkenntnisse für den Wortwitz nötig, die mir abgingen. Es war eine lustige Runde und am Schluss waren alle noch etwas lustiger. So vergeht die Zeit wie im Zug
In Havre, Montana gab es dann nochmals einen längeren Aufenthalt und somit die Gelegenheit, meine neueste App, Perfect Black & White, auszuprobieren. Leider macht sie im Moment nur Aufnahmen in einer recht tiefen Auflösung, bin gespannt auf die Updates, die das korrigieren sollen.
Danielle, unsere Schlafwagenschaffnerin rannte mal wieder herum und organisierte Dinge. Eine aufgestellte Frau, welche viel aus ihren Erfahrungen mit Verspätungen und entgleisten Zügen zu erzählen hatte. Nichts, das einen alten Eisenbahner erschrecken würde, aber auch nichts für Zartbesaitete.
In Shelby, Montana, entdeckte ich noch diesen Testwagen. Ist vermutlich etwas günstiger als der der SBB 
Kurz vor dem Nachtessen und Eindunkeln fuhren wir dann in den Glacier Park ein. Das Wetter war durchzogen, zwischendurch ein paar Tropfen. Frischer Schnee auf den Gipfeln.
Es folgte ein Nachtessen, mit einem feinen Sierra Nevada Pale Ale und dann ging es wiederum recht früh in die Heia. Über Nacht hiess es eine Stunde zurückstellen und damit einher, Einfahrt in den Staat Washington.
Nachdem ich am Vorabend wirklich völlig kaputt und früh ins Bett ging, wachte ich vor dem Wecker schon auf. Die Sonne lugte durch den Vorhang und so beschloss ich, mal wieder eine dieser verrückten Duschkonstruktionen der amerikanischen Sanitär-Installateure zu testen. Nach fünf Minuten hatte ich die Einstellungen raus und stieg danach frisch in den Tag.
Das Hotel lag unmittelbar neben grossen Strassen und dem Highway 294 und in der Anflugschneise des Flughafen Chicago O'Hare. Wobei ich ehrlich gesagt, im Zimmer nichts davon gehört habe. Also gute Schallisolation.
Das Frühstück im Holiday Inn war gut mit Bagel/Creamcheese, aber auch mit Rührei und Würstchen, sogar einen Pancake-Automaten gab es! Ich genoss es, ging danach kurz raus und telefonierte meinem Vater. Er freute sich wie ein kleines Kind über den Anruf. Er macht sich jeweils immer Sorgen, wenn seine Kinder auf Reisen gehen.
Danach hiess es um- und einpacken für die Fahrt mit dem Zug Empire Builder von Chicago nach Seattle. Ich checkte aus und erwischte den 10:00 Uhr Shuttle-Bus zum Flughafen O'Hare. Dort setzte mich der Chauffeur mit ein paar anderen Leuten am Eingang zum Bahnhof der CTA Blue Line nach Chicago Downtown ab. Die Station war gut zu finden, wenn auch nicht so toll beschildert. Der Billettautomat war mal wieder eine Herausforderung. Man finde heraus, was die Reise koste, schmeisse entsprechend Geld in die Kiste und drücke dann «Vend». Logisch, oder?
Die Fahrt mit der Blue Line zieht sich noch recht dahin, die Kiste rumpelt dahin und man tut gut, sich festzuhalten oder zu sitzen. Mein Koffer versuchte sich dauernd selbständig zu machen. An der Haltestelle Clinton Blue stieg ich dann aus, orientierte mich kurz (war ja die selbe Haltestelle wie im Dezember) und hatte dann rund 10 Minuten zu Fuss bis zur Chicago Union Station.
Im Bahnhof ging ich erst mal in die Amtrak Sleeping Car Lounge und registrierte mich dort. Den Koffer konnte ich gleich dort abgeben. Er bekam eine Etikette und der Clerk schrieb noch ein N.B. drauf (für Nice Blue). Danach ging ich in die grosse Halle, diesmal ohne Weihnachtsschmuck. Eigentlich ein Bijou, aber zunehmend nur noch kommerziell genutzt (der Bahnhof Zürich lässt grüssen).
Um die Reise etwas vorzuglühen, ging ich in die Bar gleich nebenan und gönnte mir Nachos und dazu zwei Half Pint Wild Goose IPA. Ein feines IPA, nicht so extrem hopfig wie andere. Anschliessend zurück zur Lounge, um meinem iPhone noch etwas Saft zu gönnen. Und schon hiess es Einsteigen in den Empire Builder. Mein Wagen trägt die Nummer 730, das Abteil die 04 und die Schaffnerin aus Seattle heisst Danielle.
Ein netter Empfang mit (amerikanischem) Champagner (Typ Prosecco) und Schoggolädli. Das Tischchen sogar mit einem Tuch gedeckt. Ein ziemlicher Unterschied zum Southwest Chief. Und dann ging es auf die Minute los durch die Vororte von Chicago in nördlicher Richtung entlang dem Lake Michigan. Viel Wasser, nicht nur im See, sondern auch rundherum taut und quillt es überall.
Mit dem kurzen Halt und Ausstieg in Milwaukee setzte ich meinen Fuss also auch noch in den Staat Wisconsin, der mir noch fehlte 
Nach dem frühen Nachtessen um 18:00 Uhr mit einem netten älteren Ehepaar und einem etwas grosschnorrigen, ebenfalls älteren Geschäftsmann ging knapp vor 20 Uhr die Sonne unter. Mit diesem Schnappschuss vom Sonnenuntergang auf dem Bahnhof Winona, Minnesota ging ich dann zu Bett.
Nach einer extrem kurzen Nacht, geschuldet einem etwas zu langem Sitzenbleiben an der Gartenparty von Tobias und Packerei, ging es mit einem etwas angeschlagenen Magen/Darm los zum Bahnhof, wo ich einen kurzen Besuch in der Bahnhof-Apotheke machte. Schön, dass die Morgens um 6:45 schon geöffnet haben.
Danach eine Zugfahrt, welche ich zur Hälfte verpennte und schon war ich im Flughafen. Das Check-In war etwas voll, ich wurde aber recht schnell zu einem Schalter für Einzelpersonen und Bordkarte gelotst und konnte mein Köfferchen loswerden. Da ich genügend Zeit hatte, ging es recht entspannt durch die Kontrollen und zum Gate.
Mein Flug nach London mit BA war diesmal fast pünktlich und das Ehepaar auf den Plätzen nebendran war sehr nett und gesprächig. Sie waren auch unterwegs in die USA, allerdingst via London - Queen Mary 2 
London Heathrow war dann eher mühsam. Zwar ging es schnell durch Zoll und Security (diesmal), aber nachher zog sich die Zeit bis mein Flug nach Chicago angezeigt wurde, extrem in die Länge. Ich versuchte etwas zu dösen, aber dazu sind die Stühle ja auch nicht wirklich gemacht. Für die 4 Stunden hätte sich jetzt ein Lounge-Zugang gelohnt.
Der Flug nach Chicago in der 777 der British war soweit ok. Der Platz in der Eco+ ist recht gut bemessen. Es hat auch USB-Anschlüsse um den Stromhunger des iPhone zu befriedigen und das Inflight-Entertainmentsystem hat eine gute Qualität (Bildschirm, Sound etc.). Leider habe ich es natürlich wieder optimal mit dem Nachbarn vor mir erwischt. Kaum gestartet, machte es Bumm und er hatte den Sessel hinten. Das war dann bis aufs Essen kurz so bis Chicago. Damit war dann der Mediengenuss am Bildschirm eingeschränkt und auch mein Sitznachbar am Fenster musste beim Aufstehen mich zur Seite bitten. Von mir aus müssten Fluggesellschaften keine verstellbare Sitze in der Eco haben :(
Dann die Landung in Chicago, leicht verspätet und mit recht langem Taxiing war dann die Erlösung. Jedoch war die Schlange bei der Immigration brutal. Als ich nach 45 Minuten etwa in der Mitte war, gingen noch fünf der Officer in den Feierabend, ersatzlos. Ich brauchte geschlagene 90 Minuten bis ich bei einem wirklich sehr mürrischen Einreisebeamten war. Danach noch den Koffer holen, der zum Glück auf dem stilliegenden Band noch da lag. Danach hatte ich auch keine Lust mehr, den Shuttlebus zu suchen sondern bestieg ein Taxi für die Fahrt zum Hotel.
Der Taxichauffeur sprach zwar passabel englisch, war aber wohl erst vor kurzem aus China angekommen. Er hatte keine Ahnung wo das Hotel war und musste erst sein iPhone als Navi benutzen. Danach telefonierte er mit dem zweiten Handy mit irgend jemandem und fuhr relativ unsicher über die Löcherpiste namens Highway. Die Einfahrt ins Hotel erwischte er in der falschen Richtung, was aber mangels Gegenverkehr nicht so schlimm war. Danach zeigte das Taxameter auf der einen Seite 8.45 und auf der anderen 2.00 an. Ich gab ihm einen Zehner und sagte, er könne 9 machen. Er war dann etwas angepisst und sagte, dass es 10.45 seien (anscheinend rechnet das Taxameter nicht zusammen). Ich fischte noch einen Einer aus dem Portemonnaie, aber er war schon draussen und hatte meine Taschen/Koffer neben das Taxi gestellt. Ehe ich bei den Taschen war und ihm den Einer noch geben wollte, brauste er wie eine Rakete weg :(
Das Check-In im Hotel war ok, die Frau aber nicht grad eben freundlich. Das Geschreibsel auf der Tüte, in welcher die Schlüsselkarte steckte, war nicht lesbar und ich musste nachfragen, welches meine Zimmernummer sei. Das andere Geschreibsel entpuppte sich nach Rückfrage als Zugangscode für das (lahme) WLAN.
Da ich noch etwas hungrig war, wagte ich mich mutig über die Strasse (kein richtiges Trottoir, keine Fussgängerampel) zum lokalen McDoof. Besser als nichts und dann nur ab ins Bett.
Nachdem ich mit Schreck festgestellt habe, dass mein grosszügiger Arbeitgeber Leute in meinem fortgeschrittenen Alter mit einer zusätzlichen Ferienwoche (allerdings auch mit höheren Pensionskassenabzügen) belohnt, habe ich vor ein paar Wochen mal meinen Kalender angeschaut.
Leider war der schon recht voll und ich habe mal die Lücken gefüllt. Als Ergebnis gibt es statt längeren Herbst- nun mal Frühlingsferien. Und da ich immer noch Eisenbahnstrecken in Nordamerika habe, welche ich noch nicht befahren habe, ist nun der Empire Builder von Chicago nach Seattle dran.
Der Zug fährt über Milwaukee - St. Paul - Minneapolis - Spokane und damit hake ich mit Minnesota und Wisconsin zwei weitere Staaten auf meiner Liste ab… wobei ich noch nicht entschieden habe, ob Durchfahren auch zählt 
Von Seattle werde ich über Oregon (Crater Lake, wenn befahrbar so früh im Jahr) nach California (Redding) runter fahren. Zum Lake Tahoe (2 Nächte) und dann auf der östlichen Seite der Sierra Nevada am Death Valley vorbei nach Tehachapi und weiter über Bakersfield zu meinem geliebten Pismo Beach. Schlussendlich fliege ich mit British ab Los Angeles via London wieder nach Hause.
Aber vorerst mal bin ich unterwegs mit den SBB nach Luzern um dort mit meinem Vater ein Mittagessen im Bahnhofbuffet zu geniessen.
Nachdem ich in letzter Zeit eigentlich hauptsächlich mein Lieblingsbrot, das «Mill Loaf» nach Dan Lepard, gebacken habe, ein paar Versuche mit Zopf oder Weggli machte, musste ich heute feststellen, dass ich fast kein Brot mehr hatte, keinen Vorteig und auch keinen Sauerteig vorbereitet hatte und bei dem lausigen Wetter auch keine Lust auf Einkauf im Bahnhof hatte.
Also blieb nur ein Hefebrot und da ich mich schon mal lange an einem Baguette versuchen wollte, habe ich mal so begonnen.
- 175g Zopfmehl (Weizen, weiss)
- 75g Ruchmehl
- 50g Dinkelvollkornmehl
- 195g Wasser
- 5.6g Salz
- 4g Honig
- 5.5g Hefe
Die Hefe mit dem Honig auflösen und ein paar Minuten angehen lassen.
In der Zwischenzeit die übrigen Zutaten vermengen und etwa eine halbe Stunde stehen lassen (Autolyse). Danach die sich verflüssigte Hefe mit dem Honig dazugeben. Während rund 10 Minuten zu einem glatten und recht feuchten Teig verkneten.
Den Teig während rund 90-120 Minuten bei 24° zur Gare stellen. Er sollte sich ungefähr verdoppeln.
Danach den Teig leicht entgasen und in zwei Portionen teilen.
Zwei Baguettes formen und in Bäckerleinen während rund 45 Minuten fertig gären lassen.
Die Baguettes gut einschneiden und bei 250° auf 220° fallend unter Dampf während 25 Minuten ausbacken.
Die Baguettes wurden sehr knusprig und haben ein leicht nussiges Aroma vom Dinkelvollkornmehl. Die Krume wurde mittig grossporig, an den Enden eher etwas feinporig.
Für ein Baguette ohne Vorteig/lange Führung ist es sehr gut gelungen. Am Formen und Einschneiden muss ich noch arbeiten.
Und wieder einmal mehr hat der Lutz in seinem Plötzblog ein tolles Rezept veröffentlicht.
Da ich eh noch einmal einen Dinkelsauerteig herstellen musste, um einen Backup desselben zu machen, nahm ich die Vorlage natürlich dankend an.
Da ich kein Dinkelruchmehl hatte (letzte Vorräte von Aschis Mehl im Sauerteig verwendet), verwendete ich einfach 50/50% Dinkelvollkorn und Dinkelweissmehl. Das Formen der Grissini war anfänglich etwas schwierig, gelang mir dann aber immer besser.
Die ersten drei Ladungen verschwanden dann gleich in meinem hungrigen Magen. Den kümmerlichen Rest nehme ich wohl morgen mit ins Büro.
Nach allen Brotversuchen, machte ich vor einer Woche einen Zopf- und Weggli-Versuch. Geschmacklich gut, aber formmässig ziemlich «abverheit». Mindestens die Weggli.
Also neuer Versuch, ein wenig bei Richemont abgeschaut (aber nur wenig).
Poolish
- 150g Weissmehl
- 150g Wasser
- 1.3g Hefe
Hauptteig
- 100g Weissmehl
- 350g Zopfmehl
- 90g Butter
- 220g Vollmilch
- 10.2g Salz
- 10g Zucker
- 6g Hefe
Zutaten für den Poolish gut verrühren und während rund 12 Stunden bei Raumtemperatur (ca 22°) gären lassen. Achtung, der Poolish kommt ziemlich stark hoch. Grosses Gefäss nehmen und mit Teller unterstellen.
Hauptteig-Zutagen mit dem Poolish zusammen zu einem glatten, elastischen Teig verkneten. Während rund 60-90 Minuten bei rund 24° gehen lassen. Der Teig sollte das Volumen fast verdoppeln.
Ich habe etwas alte (Bio)Hefe verwendet. Die frische Hefe ist beim Besuch gestern im Aargau im Kühlschrank geblieben… Der Trieb war nicht mehr so stark und ich hätte wohl auch ein wenig beim Butter sparen können (oder ev 120 Minuten gehen lassen). Der Zopf kam recht dicht und nicht so luftig. Geschmacklich einwandfrei (schon fast weg), formmässig eher schwach. Ich übe, übe, übe…
Die andere Hälfte des Teigs habe ich zu Weggli gebacken. Ein CH-Standardweggli, ein gerolltes Weggli und eines, das eine Murre hätte werden können… wenn ich denn gewusst hätte, wie man die Spitzen macht. Optisch aber sehr schön. Das Standardweggli hatte eine etwas harte Kruste. Das nächste Mal besser abdecken beim Gehen lassen.
Als Streiche habe ich ein Eigelb mit etwas Milch gemischt, damit war der Ei-Geschmack nicht ganz so dominant.
ist nicht eine Person, die gerne Treppen hochsteigt. Sondern eine spezielle Form der Sackkarre, die den Lastentransport über Stufen vereinfacht, in dem sie mit drei oder mehr Rädern ausgerüstet ist.
So ein Ding benötige ich für den Transport eines schweren Automaten über den ersten Treppenabsatz bis zum Lift meiner Wohnung. Natürlich vermietet niemand so ein Ding oder hat gerade eines im Keller stehen. Nicht mal unsere Büro-Facilitymanager. Also ging ich einen Treppensteiger im Obi in Schönbühl kaufen.
Dazu nahm ich mir einen Smart von Mobility, das war gerade das einzige Fahrzeug (ohne manuelle Schaltung), welches noch verfügbar war an einem Samstag. Bei der Übernahme stellte ich fest, dass der Chlapf nur zu einem Viertel voll getankt war. Nicht gerade ein feines Verhalten des Vormieters. Die Tankkarte, welche im Bordcomputer steckte, war von Avia.
Im Obi ging es eigentlich recht schnell und ich konnte die Karre noch relativ gut in den Smart platzieren. Schnell zurück und auf dem Heimweg nach einer Tankstelle Ausschau halten. Aber wo hat es nur eine Avia-Tankstelle?
Nach dem Ausladen des Treppensteigers ging es zurück zum Bahnhof. Ich vermutete schwer, dass es dort eine Tanke von Avia geben müsse, sonst wäre ja nicht eine Avia-Karte im Smart? Aber weit gefehlt, nix die Bohne! Ich habe später mit Kollege Heinz noch drüber gesonnen, dass es wohl eine Avia-Tanke im Bahnhof gab, aber die wegen Umbau wohl geschlossen ist.
Also habe ich den Wagen parkiert und mich ausgecheckt. Anschliessend habe ich vorsichtshalber Mobility angerufen und das «Missgeschick» mitgeteilt. Die Dame war aber ziemlich bestimmt und gab mir den Auftrag, die Karre vollzutanken. Sie würde dem Vormieter eine Umtriebsgebühr berechnen und gäbe mir eine Gratis-Halbstunde.
Nur, wo kriegt man in der Innenstadt in einer halben Stunde eine Avia-Tanke her? Irgendwo an der Kirchenfeldbrücke? Und wie kommt man dorthin? Mit dem Tram wären es fünf Minuten. Mit dem Wagen dauerte es eine Ewigkeit wegen Einbahnstrassen und so weiter. Auf jeden Fall fand ich auch dort nichts und landete am Schluss praktisch vor der Haustüre an der Giacomettistrasse (Google sei Dank). Natürlich im ersten Anlauf auf der falschen Seite (Tankdeckel hinten rechts) und dann ging die Tankkarte an der Säule auch noch nicht
Wenigstens konnte ich drinnen damit bezahlen.
Ziemlich entnervt fuhr ich dann erneut zum Bahnhof um festzustellen, dass ich meine halbe Stunde überschritten hatte und nochmals einen Anruf zu Mobility machen musste. Ich meinte, sie sollen doch für Karten mit den Tankstellen in den Autos sorgen. Mal gucken, das nächste Mal (am Sonntag?) weiss ich dann ja Bescheid.
Nachdem ich auf dem Plötzblog immer wieder über rustikalere Brote gelesen habe, wollte ich auch mal etwas Vollwertigeres backen.
Quellstück
- 100g Vollkorn-Haferflocken
- 100g Naturjoghurt
- 50g Vollmilch (ca 3.9% Milchfett)
Poolish
- 100g Weizenruchmehl
- 133g Wasser
- 1g Hefe (ev nur die Hälfte nehmen)
Hauptteig
- 200g Weizenruchmehl
- 250g Dinkelruchmehl
- 100g Roggenvollkornmehl
- 322g Wasser (ev etwas weniger nehmen)
- 12.75g Salz (hätte gut ein Gramm mehr sein dürfen)
- 6.5g Hefe
Zutaten des Quellstück gut mischen, zugedeckt im Kühlschrank rund 8-10 Stunden ruhen lassen.
Mehl, Wasser und Hefe des Poolish sehr gut verrühren, zugedeckt bei Raumtemperatur (20°) 8-10 Stunden ruhen lassen.
Quellstück, Poolish und Zutaten des Hauptteigs zu einem Teig kneten. Bei mir wurde der Teig ziemlich "rau" (wohl von den Haferflocken) und sehr klebrig. Am Schluss löste er sich jedoch vom Schüsselrand (aber nicht recht von den Fingern). Zugedeckt in der Schüssel eine Stunde gehen lassen.
Ich habe den Teig danach halbiert und ein langes und ein rundes Brot geformt. Im gut bemehlten Gärkörbchen nochmals gehen lassen. Ich habe dabei wohl etwas zuviel Gare (oder zu warme Temperatur) erwischt. Die Teiglinge sind nach dem Stürzen ziemlich breit gelaufen und hatten auch keinen starken Ofentrieb mehr.
Oberfläche der Teiglinge absprühen und mit ein paar frischen Haferflocken bestreuen. Backen mit 240 auf 200° fallend, unter Dampf während rund 45 Minuten.
Ausser, dass die Brote recht «breit» wurden, hat mich überrascht, dass man von den Haferflocken und dem Joghurt des Quellstücks nichts mehr sah. Die Haferflocken sind vollständig im Teig aufgegangen und das Joghurt hat zu meinem Erstaunen die Krume nicht sehr saftig (fett) gemacht. Die Kruste war knusprig und die Krume war relativ grobporig und hatte einen guten «Ruchmehl»-Geschmack. Das Brot, am Mittwoch-Abend gebacken, blieb bis Freitag-Abend ohne Brotkasten oder Brotbeutel haltbar und trocknete nicht aus.
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